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Schnappatmung

Schnappatmung (Photo credit: NullProzent)

Als tikerscherk sich anschickte die Bude zu verlassen, um das Tempelhofer Feld, dieses Mal in der Märzensonne, auf Stille, Schall und Weite zu überprüfen, begab sich aber Folgendes:
mir gehts so schlecht, mir gehts so schlecht, mir gehts so schlecht
Nach einer kurzen Analyse, verfrühtes Aufatmen:
kann nicht sein, rauche seit 29 Monaten, 3 Tagen und 12 Stunden nicht mehr, gestern nur 1 Glas Rotwein- allet tutti.
Nach einer halben Stunde liegend, mit Schnappatmung, Flatterpuls und wächserner Bleiche, im Kreise der herbeigewimmerten Freunde dann die Einsicht: Notarzt oder schade.
Notarzt.
Nach 10 min. (also punktgenau nach Vorschrift) erscheint der Rettungsdienst, mürrisch wie es sich gehört, und beinahe wäre es mir vor Ärger wieder gut gegangen.
Das sogenannte Rendez-Vous-System sorgt dafür, dass nach dem Rettungsdienst alsbald der Notarzt kommt.
Dies erhöht die Flexibilität des Arztes, der so nicht ständig auf dem gleichen Wagen festsitzt, sondern erst später dazustößt wenn der Sanitäter schon einen Überblick hat.
Der Notarzt stellt tatsächlich sofort was fest. Nicht wie erwartet Irgendwas im Endstadium, sondern eine Pulsfrequenz von deutlich über 250 die Minute.
Das Wiedergabegerät brüllt einen Technosound in die mittägliche Behausung, erzeugt Panik, so dass die Frequenz sich bis Anschlag Messgerät beschleunigt. Knapp 300 bpm.
-Haben Sie Kokain genommen?
-Nein, keine Drogen, außer Rotwein.
(Allgemeine Erheiterung im 5- köpfigen Team).
Dann der private Emergency Room: Braunüle, Spritzen, EKG, Magnesium intravenös (abgefahrenes Erlebnis, irokesenförmiger Verlauf der Hitze unter der Kopfhaut), alles mit geduldigen umfangreichen Erklärungen.
Sogar eine Diagnose vom Notarzt, einem gebürtigen Kreuzberger,die klinischerseits später bestätigt wird.
Ein kleiner harmloser Nerv, der bei vielen Menschen (fälschlicherweise) doppelt im Herzen vorkommt, und mitunter koronal so beschleunigend wirkt, dass aus Stille Berghain wird.
In 99 % der Ereignisse „selbstlimitierend“, sonst letal.
Glück gehabt. Nicht selbst limitiert- Notarzt gerufen.
Retrospektiv eine Erklärung für Dauerspeed.
Medizinisch eine Leistung.
112, resp. Dr. Kehr / Charité, und 1705 Bundeswehrkrankenhaus Berlin- besten Dank!
Zum Abschluss eine kostenlose Fahrt durch SO 36 mit Blaulicht und Martins ins Urban.
7. Stock Sonnenuntergang.
5 Sterne de Luxe.