Ich bin nicht die, die gestern mit dir bei Tisch saß, nicht die, die morgen das Bett verlassen wird.
Ein langer Bambusstock steckt lotrecht im Schutznetz über der Terrasse. Der Sturm hat ihn her getragen.
Lose aufgehängt, wie ein Pendel, seismisch wippend bei leisestem Windstoß, heftig ausschlagend bei jähen Fallböen, schwebt er dort oben. Ein Equilibrium in sich selbst.
(Damals, gleich neben mir, das umstürzende Tor. Darunter begraben die Menschen, die sich zu dieser Stunde an diesem Ort für dieses Schicksal eingefunden hatten. Stumme Verabredung. Durch diesen Augenblick für immer miteinander verbunden. Körper unter Betonquadern).
Alles dient als Bild in diesen Tagen.
Der Halt den ich suche und den im Kommen und Gehen und Einatmen und Ausatmen ich finde. Unabhängig sein im ganz eigentlichen Sinne. Gespannt nur zwischen die Seile, die sich quer durch das Leben, entlang der eigenen Zeitachse ziehen.
Von unten nach oben die Ahnen.
Ist es das, was du möchtest: sich anstoßen und abstoßen, aufeinander zubewegen wie in einem Tanz. Niemals verschmelzen, in keiner Weise. Sich nicht selbst verlieren, immer nur im Anderen finden. Weiter atmen. Wachsen ohne sich auszudehnen.
Mit der Präzision und Eleganz eines Pendels und ebenso unbeirrbar vor und zurück. Die Zeit und den Raum vermessen. Mit der gleichen verlässlichen Stetigkeit durchschreiten.
Die Gewissheit, dass es immer weiter geht solange es geht und es geht immer weiter bis es aufhört.
Selbst in der Entfernung höre ich noch deinen Atem, wie er leise den Brustkorb verlässt, nachts neben mir, und den meinen aufnimmt, im ständigen Austausch und ich frage mich ob das alles ein Traum ist von dem wir erwachen um zu leben.
Kannst du mich sehen?
Der Sturm fegt über das Land, wird zur Formel für alles was geschieht. Im Schnelldurchlauf, ein Guckloch in der Zeit, die mich in sich trägt.
Vielleicht habe ich etwas verstanden. Ein Ende und ein Anfang. Nichts bleibt wie es war, nichts ist wie es scheint.
Und so fühle ich mich seltsam leer und befreit und von einer schmerzhaften Leichtigkeit emporgeworfen, doch die Schnüre zwischen uns, sie halten mich, ganz gleich wie weit du entfernt bist. Sie bleiben. Ein Leben lang und darüber hinaus.