Auf dem Tisch liegt ein Briefchen Pagemarker neben dem (eigens für den Propheten eingesammelten) Stein in Bergform. Dahinter das Elefantenkännchen mit der schwarz angelaufenen Hutnadel im Rüssel.
Die Tischler haben eine zusätzliche, mit Alugaze vernetzte Terrassentür eingebaut und der Tigerin jede Fluchtmöglichkeit über dem freundlichen Nachbarn seinen Balkong genommen. Jetzt steht sie maunzend hinter der milchigen Tür und tatzt nach den nächtlichen Faltern, die ihre flachen Leiber an das feine Gitter schmiegen.
Das Tölchen ist schwach und fiebrig und verwirrt und wir wissen nicht warum. Manchmal bin ich beinahe entspannt und bereit für das Schlimmste. Dann wieder möchte ich weinen, so groß st die Angst, sie zu verlieren.
Die Fähigkeit drohenden oder empfundenen Schmerz mit Gleichgültigkeit oder freidrehender Euphorie und oblatendünner Zuversicht zu verschleiern (lavieren) scheint fester Bestandteil meines Psychorepertoires und meines anspruchsvoll verwinkelten Seins (zu sein).
Auf dem Platz treffe ich die Nachbarin mit ihrem alten, wackligen Hund. Sie redet von Lebensqualität und einschläfern. Ob er noch isst, frage ich. Ja, sehr gut sogar, aber das hat nichts zu bedeuten.
Die Herbstsonne hat den diffusen Sommerblur aufgelöst und alles nah und überklar heran gerückt.
Vor uns liegt die schwerere Halbzeit. Ich setze reihenweise Heidekraut ins Beet und auf die Terrasse und päppele den schwarzen Nachtschatten und die letzten Tomaten.
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Das Flügelpfeifen der auffliegenden Taube warnt die Artgenossen. Die achte Schwingfeder ist für die Erzeugung des hellen Tones zuständig (die neunte für den Bass). Oben im Gebälk gurrende Heimeligkeit und Infektiosität. Ungenaue Erinnerungen an einen frühen Abend in der Melsunger Straße. Gaslaternen und ein Hundehaufen mit schillernden Fliegen in der Kurve. Ich aus vollem Halse singend, der alte Herr Loch mit Gehstock und Zigarrenstumpen im zahnlos nach innen gestülpten, schwarzen Mund.
Der Kanzler schickt eine Karte (Bretagnemotiv, wie meist) mit der Bitte um Zusendung bestimmter Unterlagen. Es geht um Geld. Ich tue, wie verlangt, doch für einen kurzen Moment fällt es mir schwer, nicht wieder die Wut durch Schmerz-Nummer aufs blind gewordene Parkett zu legen. Um mich zu beruhigen denke ich an den See und die Berge und den Tiroler im gestreckten Galopp.
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Das Foto des vierblättrigen Kleeblattes wird von meinem Handy unter Nahrung eingeordnet und ich fühle mich instantly gram.
Kühe und Hund erkennt das Gerät zuverlässig als Tiere. Auch den Bekannten macht es als solchen aus und weiss sogar den Namen unter dem dieser durch die Welt der Haltungen, der Meinungen, des Wissens und der Bildung segelt. Bald schon wird sein erklärtes Ziel, mehr Followies zu haben als ich erreicht sein. Danach wird’s wahrscheinlich langweilig.
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Die Wohnung in die ich mich vergangene Nacht geträumt habe, lag direkt am Strand von Kerleven und in der verglasten Veranda hing ein ausgeblichenes Schwarzweißfoto von mir.
Freundin S. war zu Besuch und wir wunderten uns beide, nie zuvor bemerkt zu haben, dass ich am Atlantik lebe. Ihr Weg vom Grunewald zu mir musste all die Jahre geradewegs durch eine verborgene Zeitfistel geführt haben.