Ich schlafe. Ich wache. Ich trinke Capuccino. Ich arbeite mich durch Papiere. Ich mache Abrechnung. Ich trinke Cappucino. Ich lese. Ich schreibe. Ich verwerfe. Ich lache, ich weine.
Ich trinke Capuccino. Ich esse Kekse. Ich falle ins Zuckerkoma. Ich fange Briefe an. Ich höre Moltostuhl. Ich beende die Briefe nicht. Ich sende die Briefe nicht ab. ich schaue aus dem Fenster. Ich frage mich ob der Kanzler noch lebt. Ich wage nicht, ihn anzurufen weil ich Angst habe, dass die Stimme auf dem Anrufbeantworter einem Verstorbenen gehören könnte, über dessen Tod niemand mich informiert hat, um mich zu schonen. Als ich neulich die Tante anrief, meldete sich der Onkel, der schon lange nicht mehr lebt obwohl er früher den New-York-Marathon gelaufen ist. Das war sehr gruselig und traurig und doch hat es mich gewärmt, die tiefe Onkelstimme noch einmal vom Band hören zu können.
Ich esse Kuchen von der Tante. Den Kuchen hat sie immer schon für den Vater des ehemaligen Verteidigungsministers gebacken. Doch auch der ist jetzt verstorben und nun lege nur noch ich Zeugnis ab von der Backkunst der Tante. Zu dem Kuchen gibt es Cappucino. Mein Herz holpert. Ich lese Mails. Das Herz stolpert. Ich bin über jede Mail froh, in der nichts Schlimmes steht. Ich bin manchmal fast genau so froh, wie ich traurig bin.
Manchmal bin ich nur traurig. Nur froh bin ich nicht. Ständig stolpert mein Herz.
Ich wünschte ich könnte in St. Nikolaus eine Kerze anzünden. Ich wünschte ich wäre in den Bergen. Ich wünschte Privatfeuerwerke würden verboten.
Ich wünschte, Alle würden endlich mal ihre saudumme Klappe halten.
Heute bin ich das erste Mal einem Menschen begegnet, der mir erzählt hat Soros wäre an allem Schuld. Die Frau, die etwa mein Alter hat, sagte, dass ich mich glücklich schätzen könne, nicht mehr miterleben zu müssen, wie die Deutschen in den nächsten Jahren versklavt werden. Und überhaupt: Griechenland!
Sie arbeitet als Arzthelferin in einer Praxis, bei der ich Patientin bin.