dawei dawei dawei

[…] unkorrigiert inklusive habitueller Wiederholungen (weiter weiter weiter). Die dunkle Seite des Mondes. Offenlegen ohne zu entblößen.

Wilhelmines Tochter möchte nach Kognito reisen, wo die Stars Zuhause sind. Mich zieht es nach Petto oder Persona.

Die Zwischentür fliegt auf. Trappeln im Treppenhaus. Jemand hämmert wie wild an meine Wohnungstür, ruft: Ich bin nackt! Eine Frauenstimme. Schritte, Schreie: Ich hab Angst vor dir. Im Spion ein Mann. Er reicht der Nackten die Hand, die sie ihm verweigert. Schweigend geht er nach oben und kehrt wenig später mit Kleidung zurück. Nachdem er verschwunden ist, zieht sie sich auf dem Treppenabsatz an und verlässt das Haus. Ich würde sie nicht wiedererkennen.

Sofortrente plus 250 000 auf einen Schlag. Das wär´s.
Spielen tu ich trotzdem nicht. Lieber anderswo Glück finden und nicht schon vorher alles verbrauchen.
Unter dem Tisch sitzend multipliziere ich noch immer die großen und die kleinen Zahlen. Mehr als dreistellig wird es nicht. Reicht ja auch. Dreifaltigkeit usw.

Der kleine Aberglaube betrachtet die Tablette, wie sie sich tanzend und Blasen werfend im Wasserglas dreht und schließlich ganz verschwunden ist. Wird schon irgendwas bedeuten. Mindestens Vergänglichkeit.

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Auf der N2-Nord arbeitete eine Krankenschwester, deren Hasenscharte perfekt mit einer Anomalie der Iris harmonierte. Abends schrieb sie ins Stationsbuch: Die Patientin ist traurig.
Zuguterletzt (korrekt: zu guter Letzt) verhalf die ältliche Krankenhaussozialarbeiterin mir aus der Klinik und zu einer Wohnung in der neuen Stadt.
Noch ein Mal sattelte ich um. Konsequent planlos von Schmuck auf Studium.

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Wie das Fell des schwarzen Getüms sich anfühlte, weiß ich leider nicht mehr. Ihre Stimme höre ich noch und ich sehe ihr Schwanzpeitschen, selbst im Ruhezustand, und wie wir uns in schwülen Sommernächten voller TripHop, Chlorophyll und THC darüber beömmelten, der Rechtsanwaltssohn und ich.

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Die Tulpen sind wieder da.
Zwiebel, du kleine Zeitmaschine!

Proper

Abwarten, sagen die Leute, als wäre das Leben nicht ohnehin eine einzige Warterei. Bus, Bahn, Liebe, Friseur, Tod.

Das Tölchen liegt fest, mag nicht aufstehen, nicht essen, nicht spazieren. Der Kanzler ruft an, ich vertröste ihn auf später.

Die Tigerin hat zuviel Theobromin gefressen. Meine Handflächen sind feucht. Wir beobachten sie und hoffen das Beste.
Um etwas zum Thema beizutragen, erzählt Wilhelmine wie der Bruder ihres Patenonkels vor Jahren recht elend durch eine Pilzvergiftung gestorben sei. Ärzte verschiedener Kliniken hatten sich am Bett des Siechenden versammelt, um den seltenen Fall einer Intoxikation mit dem grünen Knollenblätterpilz zu dokumentieren. Er war der Mann, der in der Bärenmarke-Werbung das Bärenkostüm trug, schließt sie ihre Erzählung, und ich muss lachen, ich weiß nicht warum.

Eigentum und Besitz erscheinen der Laiin wie ein und dasselbe. Am Ende werden Besitzende Besitzlosen gleich. Allein die propren Possesseure räuspern sich ins goldene Fäustchen.


Somnambules Rechnen als Goldhelm nach 60 Prozent von 60 fragt und ich sofort die Antwort parat habe.
Sechsundreißig, sage ich. Wir staunen beide.
Im Frühling lag Sam unter Bäumen auf der Lauer. Sobald ein Küken aus dem Nest fiel, schnappte er es sich und rannte unter dem Zetern der Vogelschar mit dem Todgeweihten davon. Sam war blind.

Einfach weitermachen mit dem Schrischraschreiben. Irgendetwas wird in Bewegung kommen, babapapaen, morphimorph.
Nichts wird so unreif gegessen wie gepflückt.

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Auf dem Platz bemerke ich, dass ich die Kotbeutel verloren habe und überlege, während das Tölchen sich mit rundem Rücken und zitternden Beinen abkämpft, wie ich gleich den Haufen mithilfe eines Stockes zur Seite schnicken, oder ihn auf zwei gekreuzten Stöckchen zum Mülleimer balancieren könnte. Letzteres scheidet wegen der Flaschensammlerinnen gleich wieder aus. Alternativ dazu könnte ich die Hinterlassenschaft auch mit Laub abdecken. Doch was, wenn jemand darauf ausrutschte? Nach gründlicher Abwägung entscheide ich mich, das Offensichtliche offen und sichtbar zu lassen und zum Ausgleich bei der nächsten Runde einen Fremdhaufen einzusammeln.

„Wer seine Kippe auf die Straße wirft“, höre ich Elastica sagen, „braucht mir über Umweltschutz nichts mehr zu erzählen.“ Verlogene Doppelmoral sei das und nicht minder verwerflich als Aktivist*innen die sich erst festklebten und anschließend nach Bali flögen. „Really?“frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Absolut!“

Im Oktober wird Elastica für ein Praktikum nach Neuseeland fliegen. Schuld daran ist die FDP.

Berliner*innen, geht wählen!

Ich sehe mich in einer weitläufigen Altbauwohnung am Frühstückstisch sitzen, Cappucino trinken und in einen romantisch verwilderten Garten blicken. Eine Art Kaftan, türkisblau mit üppig purpurnen Pfingstrosen, umschmeichelt meinen ausgeschlafenen Körper, das Haar trage ich hochgesteckt und wippe, die Beine übereinandergeschlagen, mit dem Fuß zu Rúben González, dessen Klaviermusik den Raum füllt, wie nur Klaviermusik es vermag. Eine Kuppel aus Licht und Klang.

Später liege ich in der Badewanne. Über mir das Gaubenfenster. Tiefblauer Frühlingshimmel. Wolken ziehen vorbei und lösen sich auf. Vor dem Haus fährt mein Vater mit seinem Dreirädchen durch die Aprilpfützen. Die zwei Schwestern singen.
Bald werden sie nach Berlin gehen. Die Gundel als Kammersängerin, Inge als Apothekerin.

Jahrzehnte später führt mich die Verbindung zwischen der Apothekerin und dem Pfarrer ins Mutterhaus, wo ich mit den grau gewandeten Frauen bei Tische sitze und den Löffel in der Hand auf meinem Kinderstuhl einnicke.
Die bitteren Tabletten zerteilen und verstecken die Schwestern im Kartoffelbrei. Mit einem Geschicklichkeitsspiel, bei dem ich kleine Plastikäffchen am Schwanz ineinanderhakeln muss, bis keiner mehr in dem Eimerchen liegt, versuchen sie, mich zu heilen. Ich falle in einen tiefen Schlaf. Als ich wieder gesund bin, ziehen sie mir einen hellblauen Pullover an und bringen mich nach Hause.

Auf allem steht gestern. Speckige Post-its, flatternde Tüten im kahlen Geäst.
Die von mir ins Leben gerufene Halogengruppe hat sich aufgelöst. Mehr Licht: die ersten Schneeglöckchen und ein einzelner Krokus blühen im privaten Lusamgärtchen.
Schreiben ödet mich, weil meine Schreibe mich ödet. Der immergleiche Sound mit der streberhaften Selbstgefälligkeit, dem Kennichweißichwarichschon-Gehabe.