
Weihnachten tritt schon die Türe ein und ich lungere immer noch im Morgenrock herum. Außer den prächtigen Packerln mit Gebackerln gibt es nichts Festliches in der Bude. So soll das. Der Fluss fließt.
Pünktlich zum Fest der Liebe ist mir ein Bescheid ins Haus geflattert. Einer der rückwirkend und für einen vergangenen Zeitraum erlassen wurde und der das ganze Unrecht der Gegenwart legitimieren soll (das er gleichsam abbildet) indem er nämlich Mitwirkungspflichten postuliert, von denen bisher nie (auch nur ansatzweise) die Rede war und die sich im Nachhinein nicht mehr erfüllen lassen. Darüber hinaus sind sie unrechtmäßig. So wird mir beispielsweise mitgeteilt, dass meine (lebensnotwendigen) Behandlungen nur innerhalb Berlins stattfinden dürfen. Nirgendwo sonst auf der Welt werden sie mehr bezahlt. Falls ich gegen diese Anordnung verstoße, wird man entstandene Kosten von mir zurückverlangen. Bedeutet: meine letzte Sommerreise wäre damit nicht mehr rechtmäßig und wenn man mir böse wollte, was man zweifelsohne will, müsste ich nun ziemlich tief in die leere Tasche greifen.
Wann kommt endlich die elektronische Fußfessel.
Diese Behördenmenschen haben offensichtlich ihre Seele für eine Flasche Mampe halb/ halb verkauft, sich den Verstand weggesoffen, mit geiferndem Zeigefinger wahllos in den Gesetzestexten herum gestochert und dann kurz vor der Weihnachtspause ein kleines, niederträchtiges Bescheidchen zusammendilettiert.
Ist das jetzt Hatespeech und komme ich dafür in den Karzer?
Zwischen den Jahren, wenn die ersten Wellen des neuen Jahres bereits ans Ufer des ausklingenden Jahres schlagen und wie nasse Zungen an dem trockenen Sand lecken, ihn körnchenweise abtragen und in das dunkle tiefe Meer spülen, werde ich leider nicht die Zeit und die Ruhe haben, um diesen geliebten Schwebezustand, diese Januszeit für mich und meine Gedanken zu nutzen, ich werde stattdessen die Kanzlei meines Anwaltes aufsuchen, mich mit ihm an die Arbeit machen und den ganzen Krempel, den Müll, das Sperrholz und den Eimer voller Pech und Kot und Schleim, der mir die Zufahrt zum freien Leben verstellt, wegschaffen müssen, immer im Wissen, dass die schadenfrohen Saboteure schon um die Ecke schielen, sich voller Freude die Hände reiben und die nächste Schikane ausbaldowern.
Im Januar geht es vor Gericht. Dann ist hoffentlich endlich Ruhe und das neue Jahr kann sich zu einem Guten entfalten.
Ein kleines Band habe ich die Tage schon geknüpft, eine vielversprechende Perspektive für 2018 eröffnet. Lang ist´s noch hin, doch der nächste Sommer wird groß. Ich werde nämlich illegalerweise und trotz Fußfessel die Stadt mitsamt meiner Krankenversicherungskarte verlassen, in die Alpen reisen, auf den See herabblicken, die Stille genießen, meine Kirche aufsuchen, dem Lieblingsengel zuzwinkern und das brennende Haus des Heiligen Florian bewundern. Den kleinen Vincent in seinem Sarg, werde ich betrachten und an seine Mutter denken, später werde ich unter dem tiefblauem, weiten Himmel am Grab von Gabriele Münter stehen, und ein paar Tage werde ich auch in Augsburg verbringen, wo ich mich mir selbst und meiner Lebensgeschichte zuwenden werde, um die Stadt nach getaner Arbeit glücklicher und freier zu verlassen.
Liebe Leserinnen und Leser, liebes Kommentariat: ich bedanke mich ganz herzlich für Euer wohlwollendes Interesse, Eure lieben Worte und die vielen schönen, lustigen , klugen und wertvollen Kommentare in 2017. Mein Blog ist und bleibt ein Stück Zuhause für mich und Ihr gehört unbedingt dazu.
Leider schaffe ich es derzeit nicht angemessen und so, wie ich das gerne möchte, auf Eure Kommentare zu antworten, aber ich lese sie alle und sie machen mir Freude.
Auch in Euren Gefilden möchte ich mich gerne wieder viel mehr herumtreiben und an den Gesprächen dort teilnehmen.
Wenn erst der schwere Mühlstein versenkt ist werde ich mit einer Gans unter dem Arm durch Kreuzberg spazieren, das Treiben im Kiez beobachten und mich ins Leben werfen. Hier wie dort.
Ein schönes Fest wünsche ich Euch!