
Immer wenn du denkst es geht nicht mehr kommt von irgendwo das Schicksal her (arrgh, ein grottenschlechter Reim und noch dazu so dumm. Das tut weh! Als wären wir nicht bei Tag und Nacht schicksalsumzingelt bzw. todesumfangen, wo bleibt bloß die Lyrikpolizei?) schnappt sich deinen Arm und dreht ihn dir brutal auf den Rücken (das Schicksal immer noch, nicht personifiziert, obwohl, könnte natürlich auch, wo wir gerade bei Polizei waren, eher metaphorisch gesprochen, mal wieder).
Kein Reim, sondern die ganze Wahrheit. Schei**Schick*** oder Schö**Schei**.
(Alliterationen aller Art/ Klinsi killt King Kahn)
Eine kurze Zeit lang dachte ich, ich könnte ja mal meinen Titel Katastrophenchronistin ablegen, möglicherweise sogar einmotten; könnte mich wenn schon nicht Glückskind dann doch wenigstens Gehtschon oder Naja nennen.
Ich dachte, gesundheitlich wird’s ja wieder und in der Liebe ist es auch schön und die Tiere machen mir Freude und die Freunde erst recht. Und das denke ich immer noch, wenn ich nicht gerade das Gegenteil glaube, dass nämlich das Leben eine einzige Talfahrt und das Schöne so flüchtig in rasendem Fall (verlogen, hässlich, hinterhältig).
Wenn ich übrigens (außerhalb jedes Kontextes) lese, dass eine Trollin eine befreundete Bloggerin trollt (wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen fliegen Fliegen Fliegen hinterher), dann kommt mir die kalte Wut.
Trollt euch, ihr trutscheligen Trolle!
Ich stelle sie mir vor, diese fiesen feigen Frauenzimmer und tumben Toren. Wie sie Zuhause hinter dem Rechner sitzen, ungepflegt und nasepopelnd, wie sie im ungelüfteten und zugequarzten Wohnzimmer hocken, halb abgedunkelt und getrennt von der Welt, wie sie so mampfend und flatulierend sinnieren, sich überlegen, wie sie es allen heimzahlen können, der gesamten verfluchten Menschheit, wie sie das Gift, das aus ihren verstopften Poren quillt wie altes Fett, in bittere Worte verwandeln und mit ihren groben, ungepflegten Klauen mittels bierverklebter Tastatur auf die virtuelle Reise schicken, um anderen Menschen, Leuten, die sie nicht einmal kennen und auch niemals kennenlernen werden aus ihrer seelischen Verwahrlosung und Einsamkeit heraus, das Leben zu erschweren (wieso sollst du es besser haben als ich?) um sich selbst für einen kurzen Moment ein kleines bisschen besser fühlen zu können, machtvoller, stärker, bis sie wieder zusammen sacken, in sich selbst, ins Nichts, in die Bedeutungslosigkeit, die ihr Leben ist, ihr Dasein, stumm geifernd, einsam und verloren. Das stelle ich mir vor und dann weiss ich schon gar nicht mehr, wer mir mehr Leid tun soll, Troll der Getrollter.
Armer, armer Troll.
In meinem eigenen Leben läuft es auch nur so mittel und die kleinsten Besorgungen gestalten sich als beinahe unlösbare Aufgaben. Ringer-Lösung soll der Hund am ersten außerstationären Mittag unter die Haut kriegen und das Zeug ist in ganz Kreuzberg nirgends aufzutreiben, nur Ringer Lactat könnte ich haben, soll ich aber nicht wegen des pH-Wertes und der Leber und weil immer noch Bauchspeicheldrüse. Dafür geht der ganze Tag drauf und schließlich hat selbst der Tierarzt am Ufer nicht das Ersehnte (und zuvor Behauptete). Und deswegen machen wir den ganzen langen Weg, an dessen Ende ich mein liebes Tier tragen muss. Erst am Abend gelingt es mir die Lösung aus einer Apotheke zu besorgen und den gestressten Bruder um Mithilfe beim Infundieren zu bitten. Er sticht die Nadel just in dem Moment in ihre Flanke, als der Kanzler, der aus Frankfurt angereist ist, die Wohnung erreicht und wir drei viel zu viel und zu laut und durcheinander reden mit roten Köpfen und geschwollenen Halsschlagadern und Töle unsicher mit dem Schwanz dazu wedelt ganz sachte, und später als der Bruder weg ist reden der Kanzer und ich überhaupt nicht mehr, so erschöpft sind wir beide. Er, weil die Stieftochter so krank und ich, wegen des Hundes und mir selbst und wegen der lauten Worte und der unüberwindbaren Hindernisse.
Ich muss wohl tief geschlafen haben, auch wenn es mir vorkommt, als hätte ich die halbe Nacht über Töles Schlaf gewacht, über ihren Atem, das Schnorcheln, die leisen Seufzer aus tiefster Seele, denn am Morgen finde ich eine riesige Lache Erbrochenes neben und auf ihrem Schlafplatz, im hohen Bogen, wahrscheinlich liegend, und dann gleich wieder zum Tierarzt.
Das gleiche Karussell. Angst, Infusionen, Medikamente, Stress, finanzieller Ruin.
Einsteigen und die Türen schließen.
Tuttut
weh.
Bild: „Gustave Doré – Dante Alighieri – Inferno – Plate 22 (Canto VII – Hoarders and Wasters)“ by Gustave Doré – [From the Title Page:]Dante’s Infernotranslated byThe Rev. Henry Francis Cary, MAfrom the original ofDante Alighieriand illustrated with the designs ofM. Gustave DoréNew EditionWith Critical and Explanatory notes, Life of Dante, and ChronologyCassell, Petter, Galpin & Co.New York, London and ParisThe book was printed c. 1890 in America.. Licensed under Public Domain via Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gustave_Dor%C3%A9_-_Dante_Alighieri_-_Inferno_-_Plate_22_(Canto_VII_-_Hoarders_and_Wasters).jpg#/media/File:Gustave_Dor%C3%A9_-_Dante_Alighieri_-_Inferno_-_Plate_22_(Canto_VII_-_Hoarders_and_Wasters).jpg