Amazing April

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Amazing April steht auf der schwarzen Tafel, doch statt T.S. tritt ein Spitzbartträger mit Spitzhut aus dem Walther und fuchtelt und röhrt mit tiefem Bass über die Straße hinweg, wo Echomann mit langem Arm die Kunde empfängt und sie schreiend davon trägt. Gelangweilt nippen die coolen Ladies über die Ränder ihrer Sonnenbrillen an ihren Drinks, irgendwo in der Stadt wird eine neue City-Toilette eingeweiht (werbefrei) und auf den geplanten Radweg freuen sich schon jetzt alle. Das wird, Leute, das wird.

Grab Roon heißt es nur eine Tür weiter und ich würd ja gern, doch no roon nor racoon is nowhere to be seen und so wandere ich mit ausgebreiteten Armen durch das Licht und die Flusen und die auffliegenden Tauben, das erste Grün tupft frisch sich in das große Blau, bei Eurogida picken Spatzen an den feilgebotenen Früchten und bei Ladewig gibts Kirschplunder oder Jumbo-Kreppel mit Pflaumenmus.
Nach Mitte, nach Mitte, doppeldenke ich erinnerungsweise, (Ostlohn abholen), Traditionen pflegen und Fuß vor Fuß auf den Spuren des vergangenen Jahres balancieren.

Am beinahe vollendeten Schloss angekommen finde ich das kleine Ruderboot, beloved Sir Walter, nicht mehr. Auch das Böschungs-Biotop ist verschwunden und mit ihm das Grüppchen zänkischer Blässhühner. Hin ist die Humboldtbox, gone die Samsung-Werbung, und das ungeeignete Fluchtfahrzeug muss dann doch noch entkommen sein. Der kloakenweiße Kormoranpfosten liegt verlassen, doch wenigstens die heimlichen Riesen sind noch da, ihre blauen Halme durstig in die Spree versenkt, lagern sie entlang des Wasserlaufs derweil Bärlinde sich unter ihnen durch den märkischen Sand gräbt.
Verbindungen schaffen.
An der Schlossbrücke stehen die Hütchenspieler und ihre Eckenchecker auf den angestammten Plätzen, berlinbesoffene Touristen knipsen blindlings musealen Overkill, ein Stück weiter vorne sprudelt immer noch Wasser aus der Ufermauer, der Brunnen springt, die Fahnen wehen, der dicke Dom protzt und bei Bertelsmanns thront steifbeinig der Retroadler auf dem First.
Zu meinem Bedauern finde ich das Zeughaus ein Stück weiter planenverdeckt, die gruftige Anmut der altrosa Fassade, die diesem Ort eine römische Würde verleiht, fehlt.  Tausende Touristen schieben sich zu dieser Stunde Unter den Linden entlang, doch ich biege ab und tauche ein in den Schatten des alten Gebäudes.

Auch beim Gorki gleich um´s Eck hat sich seit letztem Jahr manches verändert. Verschwunden sind die vertrauten Pollemsrohre. Die Rattenlöcher, die Essigbäume und der Müll mussten weichen. Doch sie werden wiederkehren, wenn nicht hier, dann anderswo.

Vis à vis des Gorki leuchtet weiß das Collegium Hungaricum, ein rauchblauer Porsche parkt siegessicher davor. Es ist fast Ostern und so wähle ich den Schmerzensweg, limbe hyperlordotisch unter einem aufgebockten Container hindurch, stoße mir hart die Stirn am rostigen Metall und torkele benommen auf die Straße, wo die klingelnde Tram mich knapp verfehlt.

Nur wenige Minuten trennen mich noch von meinem Ziel, und die Akteure haben bereits ihre Plätze eingenommen: schöne Menschen in lässiger Kleidung mit Kaltgetränken in den gepflegten Händen performen in vollendeter Choreo mit den winterharten Obdachlosen, die ihre Pfandflaschen in Aktentaschen verbergen, um unter dem prüfenden Blick des Pförtnerkomplizen unauffällig zu den Bibliothekenwaschräumen  gelangen zu können.

Das Eis in der Hand lege ich den Kopf in den Nacken, ein hauchdünner Wolk zieht langsam über uns hinweg, aus dem Admiralspalast klingt Musik an mein Ohr und zu meinen Füßen liegt schlafend der liebe, liebe Hund. Leben.

 

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(Ausschnitt google-maps)

1000 Fragen an dich selbst (351-490)

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Mich hat der Blues im Griff und das Schreiben fällt mir schwer. Auch das Beantworten der Kommentare, über die ich mich immer sehr freue, geht mir kaum von der Hand. Ich entschuldige mich bei meiner treuen Leserinnenschaft und hoffe auf heiterere Stunden.

Um ein paar Fragen zu beantworten und das Blog am Laufen zu halten, reicht meine Energie noch aus. Hier kommt der nächste Schwung:

 

351. Wie eitel bist du? Früher sehr, heute nicht übermäßig.

352. Folgst du eher deinem Herzen oder deinem Verstand? Ich warte, bis sie zusammen musizieren und groove dann mit. (Meinem Herzen natürlich).

353. Welches Risiko bist du zuletzt eingegangen? Bleibt geheim

354. Übernimmst du häufig die Gesprächsführung? Ja

355. Welchem fiktiven Charakter aus einer Fernsehserie ähnelst du? Früher Kalimero, heute weiss ich nicht.

356. Was darf bei einem guten Fest nicht fehlen? Musik

357. Fällt es dir leicht, Komplimente anzunehmen? Kommt drauf an, wer der Sender ist

358. Wie gut achtest du auf deine Gesundheit? Mein Leben besteht daraus, auf meine fragile Gesundheit achten zu müssen. Ich bin ganz gut darin, aber ich habe es satt.

359. Welchen Stellenwert nimmt Sex in deinem Leben ein? Bleibt geheim

360. Wie verbringst du am liebsten deinen Urlaub? In den Bergen. Chillend, schlafend, betrachtend und spazierend

361. Was war deine schlimmste Lüge? Bleibt geheim. Es gibt drei wirklich unnötige und beschämende Lügen, die ich gerne nicht in die Welt gebracht hätte. Zumal die eine mein Gegenüber mit Sorge erfüllt hat. Das war unfair und nicht zu entschuldigen. Zum Glück liegen diese Lügen lange zurück.

362. Erweiterst du deine eigenen Grenzen? Wohin könnte ich meine Grenzen erweitern?

363. Kannst du gut Witze erzählen? Ganz ok, glaub ich.

364. Welches Lied handelt von dir? Frag mich heute und ich antworte Can´t keep it in oder Wer hat mein Lied so zerstört. Frag mich morgen und ich sage: Identity!

365. Welche kleinen Dinge kannst du geniessen? Cappuccino mit Blick in einen Garten. Ganz gleich zu welcher Jahreszeit. Ein Sonnenstrahl, der sich in den Wimpern bricht.

366. Wofür darf man dich nachts wecken? Für schnurrende Liebkosungen.

367. Was würdest du gern an deinem Äusseren ändern? Ich würde gerne zunehmen

368. Was soll bei deiner Beerdigung mal über dich gesagt werden? Sie liebte das Leben.

369. Lässt du dich leicht zum Narren halten? Nein. Wer eine Borderliner-Mutter hatte, weiß wie der Hase läuft, auch wenn dieser vorgibt, nur zu mümmeln.

370. Was würdest du gerne einmal tun, vorausgesetzt dass es nicht schiefgehen wird?
(… dass es nicht schiefginge) Irgendetwas mit hohem Tempo oder etwas, was roaring justice in die Welt brächte.

371. Muss man immer alles sagen dürfen? Nein. Man kann auch mal schweigen und unausgegorene Meinungen in den inneren Fluss verklappen. Alternativ dazu: Twitter vollspacken.

372. Wem solltest du mehr Aufmerksamkeit schenken? Immer dem Menschen, der gerade bei mir ist.

373. Kannst du gut loslassen? Nein ich tue es trotzdem. Ständig. Oft ohne eine Miene zu verziehen, innerlich aber voller Schmerz.

374. Wofür bist du dankbar? Für die Eingebung, meine Mutter vor ihrem Tod noch einmal zu besuchen, Für die Türen, die sich öffnen. Für die Menschen, denen ich begegne. Für die Rettung aus der Not.

375. Sind Komplimente von Leuten, die du nicht gut kennst, wichtig für dich?
Wichtig nicht, angenehm ja (es sei denn sie sind schmierig und manipulativ).

376. Vor welchem Tier hast du Angst? Vor Bullen und vor Tigern. Vor großen Spinnen sowieso.

377. Weswegen warst du zuletzt vollkommen verwirrt?
Gestern stürmten ca. 20 Polizisten mit Maschinengewehren im Anschlag das Haus und riegelten den Garten ab. Der Moment, als ich sie mit gelben Westen bekleidet über den Zaun klettern, dann auf das Haus zurennen sah und zuerst dachte, es wären Gelbwestennazis, war verwirrend und sehr beängstigend.

378. Was hast du immer im Kühlschrank? Gervais Hüttenkäse, Senf à l´ancienne, Milch

379. Genierst du dich dafür, dass du bestimmte TV-Sendungen schaust? Ich schaue kein TV und ich geniere mich im Allgemeinen nicht für das was ich lese, höre, schaue. Ich bin was das anbelangt so schmerzbefreit, dass ich für verschämte Freundinnen Arztromane einkaufe und sie auch dann auf den Verkaufstresen lege, wenn ein superattraktiver Mann neben mir steht (kommt selten vor- der attraktive Mann).

380. Wann hattest du die beste Zeit deines Leben? Immer jetzt. Gestern ist Erinnerung und morgen ist eine Erfindung.

381. Wen hast du zu Unrecht kritisiert? Darüber muss ich nachdenken.

382. Machst du manchmal Späße, die du von anderen abgeschaut hast? Nicht bewusst.

383. Bestellst du im Restaurant immer das Gleiche? Meistens

384. Gibt es etwas, du insgeheim anstrebst? Nein.

385. Wie würdest du deine Zeit verbringen, wenn du alles tun dürftest, was du willst? Zwischen April uns Oktober in den Alpen entspannen. Den Rest der Zeit in Kreuzberg, allerdings ohne den täglichen Ärger mit der Krankenkasse. Manchmal führe ich auch ans Meer.

386. Was begeistert dich immer wieder? Musik. Schattenspiele/ Lichtspiele.

387. Welche Sachen kannst du genießen? Sachen? Cappuccino, Nüsse, Kuchen. Liebe und Liebkosungen natürlich auch.

388. Findest du es schön, etwas Neues zu tun? Meist ja.

389. Stellst du lieber Fragen oder erzählst du lieber? Ich befürchte ich erzähle lieber. Wenn es mir gut geht, kann ich auch prima zuhören und frage viel nach. Leider geht´s mir aus strukturellen Gründen zu oft nicht besonders gut.

390. Was war dein letzter kreativer Gedankenblitz? Vor dem Einschlafen blitzt es oft. Fast immer vergesse ich meine guten Gedanken bis zum Morgen.

391. Bei welchem Song drehst du im Auto das Radio lauter? Letzes Jahr im Sommer

392. Wann hast du zuletzt enorm viel Spass gehabt? Enorm viel. Ich taumele ständig zwischen Lachen und Weinen und weiss nichtmal, ob mein Spaß nicht Trauer oder Verzweiflung ist.

393. Ist dein Partner auch dein bester Freund oder deine beste Freundin? Wenn ich einen Partner habe, ist das auch immer ein sehr guter Freund. Nur Lover heisst bei mir Affäre.

394. Welchen Akzent findest du charmant? Oberbayrisch

395. In welchen Momenten des Lebens scheint die Zeit wie im Flug zu vergehen? Im Alltag

396. Wann hast du zuletzt deine Frisur geändert? Zu lang her = hair too long

397. Ist an der Redensart „Aus den Augen, aus dem Sinn“ etwas dran? Ja. Der Umkehrschluss gilt aber auch: in Blickweite, im Bewusstsein.

398. Wie nimmst du Tempo aus deinem Alltag? Indem ich Pausen mache und spazieren gehe.

399. Machst du jeden Tag etwas Neues? Nein, leider nicht.

400. Bei welchen Gelegenheiten stellst du dich taub? Ich wünschte ich könnte mich taub stellen.

401. Was isst du am liebsten, wenn du frustriert bist? Ich bin keine Frustesserin

402. Hast du mal etwas Übernatürliches oder Unerklärliches erlebt? Ja. Mehrmals schon.

403. Welche Herausforderung musst du noch bestehen? Den Tod meines Vaters und dann meinen eigenen.

404. Wer hat dich in deinem Leben am meisten beeinflusst? Meine Mutter. Sie hat mich am ersten Lebenstag in die Einsamkeit gestoßen und mich mit Worten und Taten zu dem Menschen gehobelt, der ich heute bin.

405. Was ist kleines Glück für dich? Ein ruhiger Sonntagnachmittag, ein Spaziergang und anschließend in trauter Zweisamkeit Kaffee trinken  und Kuchen essen. Unter Obstbäumen liegen und Tschechow lesen. Auf einen Bergsee blicken.

406. Tust du manchmal etwas aus Mitleid? Ja, oft. Aus Mitleid oder aus Mitgefühl.

407. Wann hast du zuletzt einen Abend lang nur gespielt? Das war in einem anderen Leben.

408. Bist du gut in deinem Beruf? Ja

409. Wen bewunderst du? Menschen, die nicht den Mut und die Zuversicht verlieren.

410. Hast du eine gute Gewohnheit, die du jedem empfehlen würdest? Schreiben

411. Was überspringst du in der Zeitung? Börsennachrichten

412. Was machst du, wenn du graue Haare bekommst? Ihnen beim Wachsen zuschauen

413. Was war auf deinem letzten Instagram-Foto zu sehen? Instagram, icke?

414. Stehst du lieber im Vordergrund oder im Hintergrund? In vertrauter Umgebung im Vordergrund, bei Fremden im Hintergrund.

415. Wie oft lackierst du dir die Nägel? Zwischen Mai-August ca. 4 mal. Den Rest des Jahres nicht.

416. Bei welchen Nachrichten hörst du weg? Ich höre die Nachrichten komplett.

417. Bei welcher TV-Sendung würdest du gern mitwirken? Bei keiner

418. Womit belegst du dein Brot am liebsten? Ziegenkäse mit Alfalfa- und Mungobohnensprossen.

419. Was ist deine grösste Schwäche? Ich rede immer noch zuviel

420. Wie kumpelhaft bist du? Ich bin loyal, aber nicht kumpelig.

421. Welches Ritual hast du beim Duschen? Keins

422. Wie gefährlich ist deine Arbeit? Null

423. Welchen Kinofilm hast du sehr genossen? Ich erinnere mich nicht an einen speziellen Filmgenuss. Wahrscheinlich, weil ich das Wort Genuss nicht mit dem Anschauen von Filmen in Verbindung bringe.

424. Welches Brettspiel magst du am liebsten? Ich spiele keine Brettspiele.

425. Wem hast du zuletzt eine Postkarte geschickt? Dem Kanzler.

426. Wie eng ist deine Beziehung zu deinen Verwandten? Meine Verwandten, insbesondere meine Schwester unterstützen mich sehr. Ich bin ihnen sehr dankbar und verbunden.

427. Wann hast du zuletzt in ein Mikrofon gesprochen? Hab ich je in ein Mikrofon gesprochen?

428. Hast du gelegentlich Freizeitspass? Die Zeiten im Taunus-Wunderland sind lange vorbei.

429. Was sind die drei schönsten Ereignisse des heutigen Tages? Wird sich noch zeigen. Im Zweifelsfall: der 1.-3. Cappuccino.

430. Machst du manchmal einen Mittagsschlaf? Sehr selten. Eigentlich nur wenn ich krank bin. Als der Bekannte noch hier war, haben wir uns am Wochenende Nachmittags hingelegt und gedöst.

431. Findest du es wichtig, dass deine Meinung gehört wird? Im Privaten ja, im Allgemeinen nicht besonders.

432. Was ist dir in Bezug auf das andere Geschlecht ein Rätsel? Die Unfähigkeit oder der fehlende Wille (der Männer meiner Generation) über Gefühle zu sprechen.

433. Kannst du dich gut beschäftigen? Ja. Mir ist nie langweilig

434. Kannst du Dinge leicht von dir abschütteln? Leider nein.

435. Wie voll ist dein Bücherregal? Ich hab noch ca. 50 Bücher. Den Rest habe ich in meiner riesigen Aufräumaktion der letzten zwei Monate verschenkt und ich fühle mich so befreit.

436. Bist du mit deiner Handschrift zufrieden? Man kann sie einigermaßen lesen, das reicht.

437. Können deine Hände machen, was dein Kopf will? Nein. Ich würde gerne zeichnen können wie beispielsweise Picasso und Klavier spielen wie eine Virtuosin.

438. Wie oft am Tag schaust du in den Spiegel? Wenn möglich gar nicht.

439. Klagst du schnell über körperliche Beschwerden? Ja. Liegt vermutlich daran, dass ich krank bin, reichlich Grund zum Klagen habe und das Kranksein mich mürbe und schwach und viel zu larmoyant macht.

440. Klickst du auf Facebook manchmal auf „gefällt mir“, obwohl du anderer Meinung bist? Ich bin nicht auf Facebook und ich bin nicht die Typin, die das Gegenteil von dem tut oder sagt was sie denkt.

441. Wie persönlich ist deine Einrichtung? Ich hab kein Schöner-Wohnen-Zimmer nachmöbliert. Mein Besuch zeigt zumeist großes Interesse an den Details.

442. Welchen Songtext hast du jahrelang verkehrt gesungen? Irgendwelche Beatles-Songs als 8 Jährige.
Da wurde aus Should have known better sowas wie Schutt auf die Betten.

443. Würdest du gern viele Höhepunkte erleben, auch wenn du dann viele Tiefpunkte erleben müsstest? Man verschone mich bitte mit Extremen. Ich hatte genug davon.  All I desire ist seichtes Mittelmaß. schwapp, schwapp.

444. Mit wem hattest du vor Kurzem ein gutes Gespräch? Mit dem Neuen Bekannten.

445. Was trinkst du an einem Tag vorwiegend? Tagsüber Cappuccino, abends literweise Kräutertee.

446. Welches Lied hast du zuletzt gesungen? Wuthering Heights, gerade eben.

447. Kannst du über dich selbst lachen? Ja.

448. Wann hast du zuletzt eine Kopfmassage gehabt? Vorgestern unter Zuhilfenahme des Orgasmotron.

449. Wie sieht der ideale Sonntagmorgen aus? Schlafen, schweigen, lesen.

450. Machst du manchmal ganz alleine einen langen Spaziergang? Sobald es warm ist, gehe ich jeden Tag stundenlang spazieren.

451. Wann hast du zuletzt Fotos eingeklebt? Mit 20 oder so.

452. Worüber hast du vor Kurzem deine Meinung geändert? Über Enteignung und über Organspende,

453. Wann wärst du am liebsten den ganzen Tag im Bett geblieben? Fast jeden Tag.

454. Glaubst du an eine offene Beziehung? Ja. Für eine begrenzte Zeit ist das eine bereichernde Erfahrung. Auf lange Sicht will ich die alleinige Queen of the Queens sein.

455. Welches Gesetz würdest du einführen, wenn du in der Regierung sitzen würdest? Ich würde mich vor allem erstmal an Gesetze halten, bzw. Ausführunsgverordnungen erlassen, damit diese eingehalten werden und beispielsweise Großbetrüger bestraft und Ertrinkende gerettet werden. Im Übrigen hätte ich einen Blick auf die Verwaltung.

456. Was würdest du mit einer Million Euro tun? Verleben.

457. Wie hiess oder heisst dein Lieblingskuscheltier? Meine Kuscheltiere hatten keine Namen. Meine Puppen schon. Die Lieblingspuppe hieß Schneewittchen.

458. Was war deine weiteste Reise? Kalifornien

459. In welcher Haltung schläfst du am besten? Seitenlage

460. Zu wem gehst du mit deinen Problemen? Mit sachlichen Problemen zu Freunden. Bei Herzensangelegenheiten befrage ich mich selbst.

461. Für wen bist du eine Inspirationsquelle? Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Wahrscheinlich sind Exzentrikerinnen wie ich weniger inspirierend als faszinierend.

462. Wann hast du zuletzt einen Sonnenaufgang beobachtet? Letztes Jahr im August in München. Es war wunderschön.

463. Wie hoch war das höchste Gebäude, das du je besucht hast? Ich hab Höhenangst und besuche nach Möglichkeit keine hohen Gebäude.

464. Können andere auf dich bauen? Freunde ja.

465. Was ist das Verrückteste, das du jemals getan hast? Das verrate ich nicht.

466. Kaufst du häufig etwas Neues zum Anziehen? Selten neu, meist second hand. Häufiger als nötig.

467. Würdest du einen Teil deiner Intelligenz gegen ein sensationelles Aussehen eintauschen? Wieso so bescheiden? Ich will beides.

468. Weisst du, ob du jemals einen heimlichen Verehrer hattest? Ja, hatte ich und hab ich noch immer. Ist nur nicht mehr so heimlich.

469. Welches Schmuckstück trägst du am liebsten? Ich trage eine Kette mit Anhänger, die ich nicht mal zum Röntgen abnehme.

470. Was würdest du dein zukünftiges Ich fragen wollen? Was muss ich heute tun, damit die Bilanz für dich eine gute ist (sein wird) und wir unter dem Strich mindestens auf Null kommen.

471. Würdest du bei deinem Partner bleiben, wenn deine Umgebung ihn ablehnen würde? Ja.

472. Wann hast du zuletzt etwas gebacken? Vor zwei oder 3 Jahren hab ich mal Muffins gebacken. Der erste und bisher einzige Kuchen meines Lebens war für meine Freundin Isa. Der war erbärmlich und als ich ihn zu ihr brachte, kam mir ein Geisterfahrer entgegen und das verbinde ich bis heute mit diesem misslungenen Kuchen.

473. Für welche Gelegenheit warst du zuletzt schick angezogen? Für die Beerdigung meiner geliebten Tante.

474. Welche Redensart magst du am liebsten? Es geht de Mensche wie de Leut und Jedes Dach hat sein Ach

475.Was ist auf dem Foto zu sehen, das du als Letztes aufgenommen hast? Ein K

476. Findest du es wichtig, an besonderen Jahrestagen innezuhalten? Wichtig nicht. aber ich tue es trotzdem.

477. Was würdest du in einen Guckkasten kleben? Was ist ein Guckkasten?

478. Welche Cremes verwendest du? Die billigste Feuchtigkeitscreme, die ich in der Drogerie finden konnte.

479. Wärst du gern körperlich stärker? Ja

480. Findest du, dass jeder Tag zählt? Es heisst, man müsse die Tage mit Leben füllen und nicht das Leben mit Tagen. Ich glaube beides stimmt. Die Tage zählen und was wir aus ihnen machen auch.

481. Bei welcher Fernsehsendung schaltest du sofort um? Gucke kein fern

482. Wann hast du zuletzt jemandem vorgelesen? Am vergangenen Dienstag hatte ich eine private Lesung.

483. Bist du gut in Small Talk? Ja, ich mag das manchmal sehr gerne. Einfach plaudern und sich gegenseitig vergewissern, dass man sich gut ist und sich wohl fühlt miteinander.

484. Welche Nachricht hat dich in letzter Zeit stark berührt? Mich berührt es bis zur Verwzeiflung, dass Menschen auf dem Mittelmeer ersaufen, Seenotretter nicht helfen dürfen und Handelsschiffe an den Ertrinkenden vorbeifahren. Mich erschüttert wie kaputt Europa ist, wie kaputt wir sind. Ich weine über den Verlust der Nächstenliebe.

485. Welche Sprache würdest du gerne gut beherrschen? Russisch

486. Kannst du Kaugummiblasen machen? I am the Queen of the Kaugummiblasen!

487. Welcher deiner Geburtstage hat dir am besten gefallen? Der erste nach meinem Herzstillstand vor 4 Jahren.

488. Welche Floskel benutzt du zu oft? Zur Zeit: das ist eine gute Sache.

489. Kannst du dich leicht in Zeichentrickfilme hineinversetzen? Wenn Donald der Held ist ja.

490. Suchst du dein Waschmittel nach dem Duft aus? Ja.

 

 

 

 

 

 

Bild/ Lizenz: siehe 1000 Fragen an dich selbst (1-20)

Leise Servus

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„Revolten kennen im allgemeinen nur das Scheitern, sonst wären sie Revolutionen. Die gescheiterte Revolte indessen greift in die Geschichte ein, sie setzt Zeichen, die teils verschwinden, um später wieder aufzutauchen, sie verändern doch die Welt.“

Johannes Agnoli

 

 

Ob ich nicht vielleicht noch rasch in eine Partei eintreten sollte, nicht aus Überzeugung freilich, sondern allein, um einen sicheren Platz hinter dem Thron zu ergattern, für den Fall der Fälle, frage ich den Neuen Bekannten, doch der rät ab. Die einzige Partei, die bei wechselnden Machtverhältnissen sowohl mit links als auch mit rechts paktieren könnte, sind die Grünen, und die sitzen inzwischen selbst schon, vom Naschmarkt korrumpiert, schampusschlürfend am Tresen und verweisen im Windschatten ihrer ökologischen Korrekt- und moralischen Überlegenheit, das Prekariat kühl lächelnd auf seinen Platz: den nächsten`ekligen´Discounter. Wer sich das faire & schöne & gute Brot (zu 12 €/kg) nicht leisten kann und will, der möge bitte anderswo in seiner griesgrämigen Verantwortungslosigkeit vor sich hin darben und Industriekuchen fressen, derweil die Erlöser*innen weiter an der Ausgestaltung der wunderbarsten aller denkbaren Welten tüfteln, hier und da ein aalglatter Genosse die windelweiche Ghettofaust in den Himmel reckt, ein halbherziges  Enteignung! kräht, und so weiter und so fort.

(Ja, ich habe sie gefressen, so sehr gefressen. Einsfuffzich das Kilo)

 

 
Sich der Linken anzuschließen, bedeutete im Falle eines Machtwechsels vermutlich noch mehr Ärger als ich sowieso schon habe und alle anderen Parteien mit politischem Einfluss scheiden selbstredend von vornherein aus. Am Besten erstmal alles so lassen wie es ist, und  hoffen, dass die Dinge halbwegs in der Waage bleiben, findet auch NB.
Zur Not nehme ich halt die Dienstleistungen von Exit oder Dignitas in Anspruch, beende ich unseren kleinen Dialog, und vor meinem Todesdrink kippen wir noch ein leckeres Abschieds- Piccolöchen. Wir lachen gequält.

 

 

Nein, es geht mir nicht herausragend schlecht. Besser allemal, als den meisten Menschen auf dieser Erde. (Die Musik ist aus und ist immer noch da)
Und doch: die Dinge laufen gewohnt zäh und kräftezehrend. Die Schikanen frischen auf, die Krankheit nimmt sich ihren körperlichen, seelischen, zeitlichen und finanziellen Raum und lässt nicht viel übrig für heiteres Drauflosleben. Auch der Hund hat wieder eine anstrengende Zeit und will von mir behutsam aus der Krise geführt werden. Business as usual, würde ich sagen, sofern solche Sätze sich in meinem Phrasenköcher befänden.
Die niederschmetternde (universale) Erkenntnis, dass das (eigene) Leben nicht nur verrinnt, sondern auch im Weltenlauf keinerlei, überhaupt gar keine, nicht die geringste Rolle spielt und angesichts der vorrückenden Zeiger sogar immer und immer bedeutungsloser wird, weil die Polepositions neu besetzt sind und weil dieses wummernde und alles übertönende, klaffende Nichts, das der letzte große Krieg hinterlassen und das zu dem allerseits akzeptierten Konsens „Nie wieder“ geführt hatte, zu weit schon hinter uns liegt (bzw. zu liegen scheint) und mit dem Verlust der letzten Zeitzeugen weiter an Schrecken verliert, um von den blindlings nach vorne Preschenden noch wahr- und ernst genommen zu werden; diese lähmende Erkenntnis und das große Vergessen führen geradewegs in die nächste Katastrophe, der schon jetzt ungezählte Menschen in Kriegen, in Lagern, in der Wüste und am Meeresgrund zum Opfer fallen, weil niemand bereit ist, zu teilen, was ihm nicht gehört.

 

 

//

Das Feuer wird nicht vor der Sektbar Halt machen.

//

 
Hoch lebe die gelbe Revolte, hat jemand auf das Fensterblech der neu eröffneten kinderpsychiatrischen Praxis geschrieben.

Wie bescheiden und wie klein gedacht: einerseits triumphal zu jubeln, und im gleichen Atemzug bereits das eigene vorhersehbare Scheitern einzugestehen, denke ich. Der allwissende NB mag sich diesem Gedankengang nicht so recht anschließen. Revolte bedeute schließlich nicht zwingend scheitern, behauptet er und ich verkneife mir einen Stegreifkalauer über die Meuterei auf dem Mars.

Einig sind wir uns aber, dass derzeit überall auf der Welt revoltiert wird, obgleich alle längst wissen, wer das Spiel gewinnen wird.

 

 

(Gil Scott-Heron – The Revolution Will Not Be Televised_
youtube- Direktlink)

 

 

 

 

 

Bild: bs wise, untitled, flickr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

peter und die kuh

manchmal kommt mir jemand entgegen und lächelt mir zu.
da weiß ich, daß ich voll freude bin.
auf meinem gesicht hat jemand ein leuchten gesehen
und hat selbst zu leuchten begonnen, auf mich hin.
Ernst Jandl,
peter und die kuh

Äquator

 

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Dem Kanzler fehlt der Mut, den schwer erkrankten Cousin anzurufen, weil er nicht weiss, was er diesem sagen soll. Das Elend des Cousins nimmt ihn derart mit, dass er auf Abstand gehen muss.

Das erinnert mich an einen früheren Bekannten, inzwischen ein Mann von Welt mit maßgeschneiderten Anzügen und mehr Geld als unsereins je essen könnte, der mir kürzlich eine Mail schrieb, in der er mein schlimmes, schweres und ganz und gar hoffnungsloses (freilich seit vielen Jahren nur aus der Ferne beobachtetes) Leben resümierte, welches ihn an eine erst kürzlich auf einem Grabbeltisch erworbene und bereits verfilmte Romanserie (Patrick Melrose) über eine schon frühkindlich gescheiterte Existenz erinnerte, die anzuschauen er mir wärmstens ans Herz legte. Um meine Armut wissend, bot er mir dafür sogar kostenlosen Zugang zu seinem E-Account an. Die Mail schloss mit der Einsicht, dass er angesichts der von ihm diagnostizierten Bedürftigkeit leider nicht in der Lage sei, mir beizustehen, er vielmehr jede Verantwortung für mich weit von sich weisen und den Kontakt auf ein durch ihn zu definierendes Maß begrenzen müsse. Frau, Kind und Business – ich müsse verstehen.
Erinnert hat mich dieser zusammenhangslose Ausbruch außerdem  an die Frau, die immerzu Absagen schrieb. Wahrscheinlich versuchte auch sie, den Enttäuschungen und Zurückweisungen in ihrem Leben etwas Selbstwertstärkendes entgegen zu setzen, indem sie fiktive Annäherungen bereits im Vorfeld mit entschlossener Miene abwehrte.

 

 

Ich selbst habe mir für derlei Gemütszustände etwas anderes ausgedacht: wenn ich im Mangel oder ohne adäquaten Ansprechpartner oder Nähespender bin, suche ich in meinem Postfach nach Werbemails mit no-reply-Adressen. An diese schreibe ich dann epische Mails in denen ich, versehen mit anschaulichen Beispielen, meine leider nicht ausreichend gewürdigte Grandezza darlege.

 

 

 

Mein nächster Coup wird eine eigene no-reply-Adresse sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Saverio DOMANICO_DSC2355_Florence_06_16, Florence, flickr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/ (geringfügig zugeschnitten)