Der Unterfranke wird gemobbt. Von seiner nächsten Vorgesetzten.
Nachdem ihre Avancen ins Leere gingen und aus dem angebotenen Du kein Wir wurde, zog der Ton zunächst an, pendelte sich dann aber in einem halbwegs tragbaren Bereich ein. Kleine Sticheleien hier und da, ein scharfer Witz, eine abfällige Bemerkung.
Seit einiger Zeit nun aber wird er von ihr vor seinen Kollegen angezählt und in seiner Abwesenheit rühmt sie sich, wie sie ihn zusammen gefaltet und ihn zu Tätigkeiten gezwungen habe, für die eigentlich der Hausmeister zuständig ist, der sich auch erbot diese zu übernehmen, doch, nein, das soll mal schön der Unterfranke machen, als Erziehungsmaßnahme, und zwar vor seiner eigentlichen Arbeitszeit.
Sie verbreitet falsche Behauptungen über ihn, unterstellt ihm (auf kleinen Zettelchen, die sie auf seinen Platz legt) Aufgaben, die er quittiert hat in Wahrheit nicht erfüllt zu haben. Und immer wieder erklärt sie ihm, dass die nächsthöhere Chefin ihn mit Argusaugen beobachte und er aufpassen müsse, wenn er seinen Job nicht verlieren wolle.
Unlängst wurde ein Kollege (und Freund) des Unterfranken ins dessen Abwesenheit in der Teamsitzung als Krebsgeschwür bezeichnet, das es aus der Gruppe heraus zu reissen gelte. Akzeptable Gründe für diese Formulierung gab es nicht. Der Kollege würde ab und an Privatgespräche auf seinem Handy führen, hieß es, eine Behauptung, der der Unterfranke und weitere Kollegen deutlich widersprachen. Unmittelbar nach der Sitzung wurde dem Mann gekündigt und er wurde abgefunden.
Der Unterfranke aber wurde von seiner mobbenden Vorgesetzten wegen seines unloyalen Verhaltens gerügt. Seine Parteinahme für den Freund bei der Teamsitzung nehme man ihm im Hause sehr übel. Er solle fortan aufpassen.
Derzeit werden mehrere neue Kollegen eingearbeitet, die höher qualifiziert sind als der Unterfranke und das (ehemalige) Krebsgeschwür, und deren Tätigkeiten deshalb mit den zuständigen Kostenträgern zu einem lukrativeren Satz abrechenbar sind. Honni soit qui mal y pense.
Der Unterfranke hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag.
Es gibt keinen Betriebsrat in dem Unternehmen.
Irgend jemand eine Idee, was man da tun kann?