Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.
Ps 145,15
Die Sorgen werden konkreter und bleiben doch unbestimmt. Verschiedene Fachrichtungen sind inzwischen involviert. Kopfschmerzen, Einbuße des Geruchssinns und Gewichtsverlust. Da muss man auch an was Böses denken, sagt der Rheumatologe und überweist mich in die Neurologie. Die freundliche Ärztin dort wiegelt beruhigend ab, veranlasst aber zur Sicherheit trotzdem ein MRT vom Kopf sowie eine Untersuchung im Schlaflabor. Termine gibt es erst in 4 bis 6 Wochen. Bei Dr. Little Elk können leider nur Private polysomniert werden. Doch immerhin haben die Endokrinologen bald Zeit für mich.
Durch meinen Kopf donnern unterdessen außerplanmäßige Güterzüge, beladen mit Granit. Ihre Wucht drückt mich beinahe zu Boden, benommen stehe ich in meinem Bahnhof, Lautsprecher scheppern und ich hoffe, nicht ins Gleisbett zu stürzen. Dann wird es dunkel.
Inzwischen bin ich so abgemagert wie ich als Anorektikerin immer gerne gewesen wäre. Durchgeistigt, würde der Kanzler sagen. Ihm haben die Ärzte gerade zwei verschiedenfarbige Linsen eingepflanzt. Macht nix, sagt er und erzählt nebenbei von seinem nächtlichen Besuch in der Notaufnahme. Das Herz.
Leider ist die Zeit der leichten Flatterkleidchen vorbei. Ein erschöpftes Gespenst in schlackernd weiten Hosen schleicht langsam über den Platz. Ein schmutziges Tölchen wackelt mit steifen Beinen hinterher.
Chinarestaurant Werden Neu