In(to) the mood

20190523_184718

Nichts mitteilen zu müssen ist ein angenehmer und friedfertiger Zustand. Die meisten (meiner) Meinungen sind ohnehin den Atem nicht wert, mit dem sie in die Welt geblasen würden bzw. bei noch vorhandenem Mittteilungsbedürfnis (kann sich jederzeit ändern, jeder Zeit) geblasen werden.
Die Kinder nebenan indes, befinden sich noch in einer anderen Lebensphase (mood). Voller Inbrunst und Freude singen sie Nackedei und was ist denn schon dabei und ich höre ihnen zu und für einen kurzen Augenblick öffnet ihre Zuversicht auch mein dunkles, altes Herz und der crazy diamond scheint on und das Licht tupft freundlich sich ins graue Gemüt.

Doch dann kommt mir der Mann in den Sinn ins Gedächtnis, wie sagt man auf deutsch, einfach alle Fehler stehehn lassen und vor mich hin tippen ist ja nicht mal ne meinung oder graffito, is ja nur Zeit Vertreib,

der eines Tages anfing sein ehemals buntes Blog mit Fotos von Abgründen und Schächten zu beschicken und den ich, nachdem ich mir das eine ganze Weile ratlos angeschaut hatte, anschrieb, um ihn zu fragen, ob er eventuell Hilfe brauche.
Ja, aber nein, aber ja und vielen Dank auch, doch nicht von mir.
Nach unserem kurzen Schriftwechsel postete er wieder farbenfrohes Zeug und ich bedauerte, ihm mit meiner Mitgefühlszensur ein Ventil genommen zu haben und bestellte, seine Seelenbalance und Intimität zu wahren, das Blogabo ab, was wahrscheinlich ein noch selbstgerechterer Zug und damit noch scheißer war als meine erste Grenzüberschreitung. (Es sei an dieser Stelle bemerkt, dss ich seinem Blog im Stillen gefolgt und gleich mein erster Kontaktversuch, der in der Rolle der unaufgeforderten Seelsorgerin gewesen war).

Was ich mir mehr als alles wünsche, ist wieder Leidenschaft zu empfinden. Nicht zwingend die die Leiden schafft, aber doch die, die tief genug schneidet und heiss genug brennt, um mit dem Nachlassen der Schmerzen, für Erleichterung zu sorgen.
Stattdessen verbringe ich meine Tage in einer depressiv benommenen Starre, aus der nur die Babyfotos der Freundin oder der blühende Rhododendron im Tiergarten mich minutenweise heraus lösen können. Zu anstrengend auf so vielen Ebenen waren die letzten zwei Jahre. Zuwenig Energie ist mir gebleiben, doch unglücklicherweise reicht es noch für einen tief empfundenen Ekel und phasenweise für eine untröstliche Verzweiflung über den Zustand der Welt und die Grausamkeit und die Verlogenheit der Menschen.
Abgründe, überall Abgründe, um nicht zu sagen: Schächte.

 

(Ich sollte Drogen nehmen)

Leck

thumb_1557499375303.jpg

An Petitionen glaube ich sowenig wie an das Christkind.
Gevotet und gewählt habe ich trotzdem. Als soziale Beschäftigung und Teilhabe. Dem Verfall und der damit einhergehenden Traurigkeit zum Trotz sammle ich Blumenbilder und Vogelstimmen, lasse sie via App analysieren und trage damit zu universitären Projekten bei.

Die bedrückende Wahrheit: ich bin so schlapp, so erschöpft und so verzagt, dass ich nach kleinsten Spaziergängen nur noch schlotternd und grau ins Bett fallen und nie mehr

/

Das neueste was ich über energiesaugende schwarze Löcher, die aufwändigst und durch Frauenformel (wie klein man sich macht, wenn man der Männerwelt beweisen will wie groß man sei) als glühende Donuts dargestellt werden lese, ist, dass durch sie/ mittels ihrer möglicherweise Gold entsteht/ entstünde. Das würde erklären, weshalb die Grabkammern der Pharaonen

( – Sätze beginnen und nicht zuende- , wisst Ihr eh schon alles und weshalb sollte ich Euch das Denken- , könnt Ihr auch ohne -)

Mein Denken ist unterdessen so abgeflacht, dass ich gut unter der Tischdecke entlang kriechen und gleich unter dem Leintuch liegen bleiben könnte. Da regt sich wenig, da fragt nichts, da ist nur überleben oder vegetieren, manchmal ein schönes Blumenbild und eine Brise Hoffnung zwischen den müden Wimpernschlägen. Eine Klaviermelodie aus dem geöffneten Fenster, ein Flugsame und soviel Traurigkeit auf den Schultern, soviel Lebensangst und sowenig Kraft, dass mich Wunder nimmt, wie und weshalb meine Finger überhaupt noch die Tasten bespielen und die letzten Reste meiner Eitelkeit oder meines Bedürnisses nach Irgendwas, ganz gleich was. vielleicht auch nur einer Art Treue dem Immerdagewesenen und dem was bleibt gegenüber, ins Draußen sickern lassen, ein Leck dorthin, wo ich nicht mehr bin.