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Als ich am Morgen erwache ist es Mittag und der Abend naht. So coastert der Tag und rafft sich die Zeit

Die Nachbarin singt, ihre Haare wachsen wieder. Der Frühling ist da und die Tulpen. Immer und immer, die roten Tulpen. Das Tröstliche und das Schmerzliche daran.

Wie unverständlich mir früher der Wunsch nach einer Rewind-Taste war (als ob das möglich wäre) und jetzt möchte ich sie herunter drücken, mechanisch, mit einem leichten Widerstand, bis sie einrastet und ich mich darauf verlassen kann. Es anders machen.

Ein Lasso ins All werfen.

Eine Pinguinkolonie. Den einen oder anderen erwischt der Seelöwe. Den holt auch die Taste nicht wieder.

Dich Tier zu nennen und nicht Welt, dir einen Namen zu geben, um dich lieben zu können und dich von Spulwürmern zu unterscheiden, von Seeanemonen, vom Krill und von der Luft, die ich atme. Zu spüren, wie die Welt sich verändert ohne dich. Der Berg im Rücken ist höher als gestern.

Rewind ist nicht und darf auch nicht. Die Pässe sind gesperrt.

Weit ist die Ebene, der Horizont in Sicht und es schmerzt mich Dich zurück zu lassen, allein.

Wie gerne du an meinem Mund gerochen hast. Ich musste ihn öffnen, damit du deine Nase hineinstecken konntest und einen tiefen Zug nehmen, dich vergewissern dass ich es bin, und dann davongehen. Lautlos.

Was wirst du zu beichten haben, außer deiner Leidenschaft für Oliven?

Auf einem metallenen Tisch stirbt die Fürsorge, verkehrt sich in grelle Sinnlosigkeit. Vorbeugend.

Gute Reise, sagt man und meint à dieu.
Au revoir, ma petite

 

 

 

 

 

Spaß mit der Deutschen Post

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Seit einer Woche bin ich krank  Zuhause. Immer noch dieser Zoster, auch Gürtelrose genannt. Eigentlich nicht der Rede wert.

Ich bin übrigens durchgehend Zuhause und trete nur für den Hund vor die Tür, die Straße stets im Blick, ob sich nich doch noch ein gelber Wagen nähert.
Seit einer Woche behauptet die Statusmeldung eines dringend erwarteten Pakets (Spezialfutter für den allergiekranken Hund), dass es ausgeliefert wird, es bereits Zustellversuche gab, sie es wieder versuchen werden, auf meinen Wunsch hin usw.

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In dieser Woche gab es keinen einzigen Kontakt zwischen DHL und mir. Keinen Lieferversuch, keine Benachrichtigungskarte, keinen von mir geäußerten erneuten Zustellungswunsch usw.

Heute dann rufe ich bei DHL an und bitte darum das Paket endlich in der Filiale abzugeben, wo wir es abholen können. Wenn der Fahrer es schon nicht schafft meine Wohnung zu finden, dann vielleicht den heimischen Hof.
Das geht nicht, sagt man mir, es widerspricht den AGB. Sie werden weiter versuchen es mir zuzustellen und hoffen, dass ich irgendwann mal Zuhause bin.

Schaut Euch mal den Verlauf der Sendung genau an. Sind die trumbunken?

 

 

Nein, nein, du bist es nicht!

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Singend trete ich aus dem Haus ins gleißende Licht und schließe kurz die Augen. Die Sonne wärmt meine Haut. Grabesstill ist es am Pool, die alten Leute dösen in der Sonne. Weiter hinten sitzt meine Mutter und unterhält sich mit einem von ihnen. Ich sehe ihren Rücken mit dem tiefen Loch, einem dunklen Trichter unterhalb des linken Schulterblatts, das bis zur Lunge geht und Folge einer schweren Erkrankung in ihrer Kindheit ist. Schläuche hatte man dort hinein gesteckt, damit sie nicht an Wundsekret und Eiter erstickte. Früher glaubte ich, dass auch mir eines Tages ein solches Loch wachsen und es mir erlauben würde stundenlang zu tauchen ohne Luft zu holen. Ein menschlicher Wal. Ich musste nur warten, bis ich erwachsen war.

Der Wind reisst die Töne von meinen Lippen und trägt sie davon. Niemand nimmt Notiz von mir und ich wandele an den Schlafenden vorbei, die nur Kulisse sind. Auf Zehenspitzen gehe ich und schraube meine Stimme nach oben.

Ha, welch Glück mich zu seh´n so schön! Bist du es, Margarete? Gib Antwort, schnell, oh gib Antwort!

Eine Opernsängerin bin ich, jubilierend und mit händeringender Hingabe eine Arie darbietend, an deren Ende ich mich mit ausgebreiteten Armen verneigen werde. Ich hole tief Luft, als meine Mutter sich plötzlich umdreht und mich anschaut. Die Augenbrauen zusammen gezogen, eine Zigarette im Mundwinkel, sieht sie mich an und ich spüre ihren Ärger. Ich kann ihn in jeder Muskelfaser, in ihrer Körperspannung, der Art, wie sie den Nacken hält, wie sie den Unterkiefer leicht nach vorne schiebt, wie ihre Nasenflügel sich weiten erkennen. Ich frage mich, wie sie es geschafft hat die Kippe in den Mund zu stecken ohne wenigstens ganz kurz eine Hand von ihrer Brust zu nehmen. Ob der Mann sie für sie angezündet und ihr dann zwischen die Lippen gesteckt hat?

Bist du es, Margarete? Gib Antwort, schnell, oh gib Antwort!

trällere ich, und jetzt schaut auch der alte Mann. Er lächelt und ich zucke zusammen. Meine Mutter starrt mich an und zischt aus dem Mundwinkel etwas zu mir herüber. Ich kann sie nicht verstehen, doch ich weiß auch so, dass ich aufhören soll zu singen. Eine Zeile noch, nur noch eine! Ich senke die Stimme und wechsle die Tonlage. Einem inneren Zwang gehorchend spule ich ganz leise und so schnell ich kann noch diesen einen Satz herunter

Nein, nein, du bist es nicht!

Mit dem letzten Ton lasse ich mich auf meine Liege gleiten und senke den Blick.

Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, doch ich kenne seine Konsequenzen nicht. Wird sie mir einen Klaps auf den Hinterkopf geben, eine Kopfnuss, hart genug um weh zu tun und mich zu erschrecken – das tun sie jedes Mal, selbst dann, wenn ich sie erwarte – aber leicht genug um sie nicht bloßzustellen vor ihrem Verehrer. Oder wird ihr der Schlag ein wenig fester geraten, dass es mir den Kopf nach vorne drückt und die Tränen in die Augen treibt. Vielleicht wird sie eine Bemerkung machen, etwas sagen, was mich herabsetzt, mich schlecht dastehen lassen soll vor diesem Mann. Etwas peinliches, für das ich mich schämen werde. Eines der Dinge, die sie Interna nennt und über die ich niemals reden würde, auch wenn sie nur mich beträfen. Ich kenne die Regeln

Ich kenne die Regeln und ich habe mich nicht daran gehalten. Der alte Mann ebenso wenig, doch er weiß es nicht. Das unterscheidet uns.

Es kommt ganz anders. Keinen Ton sagt meine Mutter. Ohne mich anzuschauen bindet sie das Bikinioberteil im Rücken zusammen, steht auf, sammelt Handtuch, Zigaretten und Sonnenmilch ein und steckt alles in ihre große Korbtasche, die sie sich umhängt. Dann schlüpft in ihre Pumps und geht nach einem kurzen Gruß in Richtung des alten Mannes mit schnellen Schritten davon. Ich höre ihre Absätze auf den Steinplatten, auch dann noch, als sie schon lange im Haus verschwunden ist.

 

 

 

 

Bild: http://de.torange.biz/22026.html
Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Vierhändig

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Ich weiß nicht, wie ich auf das `Lied´ gekommen bin. Warum ich genau dieses und kein anderes sang. Ich habe mir nichts dabei gedacht, da bin ich sicher. Wahrscheinlich hätte ich, wenn ich nur kurz inne gehalten hätte, das, was dann geschah, verhindern oder zumindest aufschieben und in seinen Konsequenzen abmildern können. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr ich sie damit provozierte und wie aufgeladen die Stimmung bereits war. Vielleicht hatte sie gespürt, wie ich sie betrachtet hatte, als sie dalag am Pool, mit der dicken Hornhaut an den Fußsohlen und den großen Brüsten, die formlos in ihren Achseln klemmten, und ihrem Bauch, mit den silbernen Streifen. Vielleicht hatten meine Blicke, mit denen ich ihren Körper wog und seine Unzulänglichkeiten entblößte, sie gekränkt. Doch wahrscheinlich brauchte es das gar nicht und es reichte meine Anwesenheit und die Tatsache, dass sie und ich gemeinsam an diesen verlassenen Ort geschickt worden waren, mein Vater ihr diese Pflicht auferlegt hatte zu beweisen wie falsch er lag. Wir hatten das beide nicht gewollt, da bin ich sicher, doch wir konnten den Erwartungen, dem Anspruch an uns selbst und an die Tragfähigkeit unserer Beziehung, die fürsorgliche Mutter, die kranke Tochter, nichts entgegen halten. Wir mussten auch diesen Weg miteinander gehen um das was uns trennte ins Unauflösbare zu zementieren. Verbunden durch eine Fessel, die umso tiefer ins Fleisch schnitt, je mehr wir uns voneinander zu entfernen versuchten.

Gab es etwas in mir, das sie herausfordern wollte, das Freude an der Provokation hatte oder zumindest Genugtuung darin fand, im ganz eigentlichen Sinne, oder war ich wirklich so arglos und dumm, als ich aus der menschenleeren dunklen Lobby heraustrat, noch ganz verzückt von meinem eigenen Spiegelbild, von der Freundlichkeit, die es mir entgegen gebracht hatte, von meiner Schönheit, von der ich wusste, wie außergewöhnlich sie war, es wusste, aber nicht fühlte, und von der ich immer wieder überrascht war, wenn ich mich erblickte, anders als erwartet, nicht plump und grob, sondern zart und ebenmäßig. Eine Schönheit, die mir mehr schadete als nützte, weil sie sie nicht ertrug, nicht duldete, und jede Würdigung, ob in Worten oder Blicken ahndete, ausnahmslos. Mein Aussehen war etwas worüber wir schwiegen. Ich kannte die Regeln und ich hielt mich daran.

Doch an diesem Tag machte ich einen Fehler.

Manchmal denke ich, dass in der kurzen Zeit meiner Abwesenheit etwas passiert sein muss. Etwas, das den Boden vorbereitete, ihn ebnete indem es die Spannung unter der sie stand ins Unerträgliche steigerte. Was, wenn der ältere Herr, der neben ihrer Liege stand, als ich zurück kam, etwas zu ihr gesagt hatte, einen Satz, ein misslungenes Kompliment, das den Umweg über die Tochter nahm, um der Mutter zu schmeicheln.
Es muss so gewesen sein, denn als ich herunter kam und  aus der Lobby ins gleißende Sonnenlicht trat, das mich blendete und die Menschen am Pool mit ihren Liegen zu dunklen Klumpen auf kurzen Beinen verschmelzen ließ, schlafenden Krokodilen ähnlich, stand dieser Mann da, lächelnd die knochigen Fäuste auf die Hüften gestemmt, und flirtete mit ihr, während meine Mutter, halb aufgerichtet, das lose Bikinioberteil mir beiden Händen gegen ihre Brüste drückte und ins Gegenlicht blinzelte. Ich erinnere mich deutlich an diese doppelte Beidhändigkeit, an zwei Hüften, zwei Brüste und vier Hände. Das Bild ist mir unvegesslich geblieben. Es war das letzte, was ich von meiner Mutter für die kommenden zwölf Tage zu sehen bekam.

 

 

 

(Liebe Leserschaft, ich schreib hier mal am Stück ein paar Episoden hintereinander weg. Mir geht es sehr gut, nichts tut weh, weder beim Schreiben und auch sonst nicht. Wer das  hier nicht lesen möchte, möge einfach aussetzen, bis ich wieder zu anderen Themen übergehe, demnächst. Danke für die geschätzte Aufmerksamkeit!)

Bild: Joan Arkham
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Im Spiegel

 

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Im Herbst fliegen meine Mutter und ich für zwei Wochen nach Spanien. Die Wärme soll mir helfen. Es muss schlecht um mich stehen.

Wir erreichen das winzige Studio im zehnten Stock mit einem der Aufzüge. Während meine Mutter sich einrichtet, sitze ich auf dem Sofa und schaue durch die geschlossene Balkontür nach draußen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie ihre Tiegel, Tuben und Parfums vor dem Spiegel im Bad platziert. Das Licht bricht sich in den geschliffenen Flakons und wirft unzählige goldene Punkte an die Wand. Ich stehe auf und räume meine Sachen in die Kommode. In der obersten Schublade finde ich eine Bibel, auf spanisch. Beim Blätter-Bingo bleibt mein Finger auf dem Wort amor liegen. Ich werte das als gutes Zeichen und lege die Bibel, zusammen mit einem Kugelschreiber und einem Oktavheft zurück in die Schublade.

Das Appartementhaus steht auf einer kleinen Anhöhe. Dahinter erheben sich kahl die Berge. Ab und an knattert ein Auto über die baumlose Uferstraße, dann ist es wieder still. Die Saison ist vorbei.
Die meisten Wohnungen im Haus werden ganzjährig von ihren Eigentümern, englischen oder niederländischen Rentnern, bewohnt, die tagsüber regungslos am Pool liegen und sich am Abend auf ihre Balkone zurückziehen, wo sie essen und in die untergehende Sonne blicken. Ruhig liegt das Meer, seine Zungen lecken dunkle Zacken in den Sand.

Mittags sitze ich neben dem Pool und schaue auf die tiefblaue Linie am Horizont. Ich weiß nichts mit mir anzufangen, das Wasser ist zu kalt zum Schwimmen, das mitgebrachte Buch längst gelesen und der nächste Ort eine Dreiviertelstunde zu Fuß entfernt.
Neben mir liegt meine Mutter. Ihre Augen sind geschlossen, die Kippe in ihrer Hand brennt langsam herunter. Ich betrachte die dunklen Haarstoppeln oberhalb des Randes ihrer Bikinihose. Die Dehnungsstreifen auf ihrem Bauch schimmern im Sonnenlicht wie silbrige Laufmaschen. Oder wie Schneckenspuren, denke ich.

Sie hat das kommen sehen, hat sie gesagt. Doch weder Tabletten noch heiße Bäder und nicht mal der Treppensturz hatten genutzt. Jemanden zu finden, der einem dabei half war schwer, denn es war illegal, damals noch, außerdem war es gefährlich. Sie wünschte es hätte geklappt, wir alle drei, denn bis heute leidet sie unter den Spuren der Schwangerschaften. Wir haben ihre Figur ruiniert. Das verstehe ich und es tut mir Leid, dass ich daran nichts mehr ändern kann.

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Jahre später, ich sitze in einer Psychoanalyse-Vorlesung, berichtet der Professor von einer depressiven Patientin. Er beschreibt deren ausgeprägte Nasolabialfalten und ihre hagere Erscheinung. Im Laufe der Analyse stellte sich heraus, dass sie unter starken Schuldgefühlen litt, die im Zusammenhang mit dem Tod der Mutter standen, die jung an Kinderlähmung gestorben war. Das damals noch kleine Kind, glaubte durch seinen Ungehorsam, die Lähmung verursacht zu haben und dadurch die alleinige Schuld am Tod der Mutter zu tragen.

Ich verlasse den Hörsaal. In der Toilette betrachte ich mein Gesicht. Bald darauf breche ich das Studium ab.

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Meine Mutter schlägt die Augen auf. Ich schaue erst weg und dann wieder hin. Auf ihrer Oberlippe haben sich kleine Schweißtröpfchen gesammelt. Ob ich den Schlüssel haben kann, frage ich sie, ich muss auf Toilette. Sie reicht ihn mir wortlos. Oben angekommen stelle ich mich auf den Balkon und rauche. Erst dann gehe ich ins Bad. Das Gesicht, das mich aus dem Spiegel anschaut ist schön. Kleine goldene Punkte sprenkeln die Haut wie Sommersprossen. Ich lächele und es lächelt zurück. Singend kehre ich zurück an den Pool.

 

 

 

 

 

 

Bild: Von No machine-readable author provided. Guanxito2006 assumed (based on copyright claims). – No machine-readable source provided. Own work assumed (based on copyright claims)., CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1225800

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Als die Ergebnisse kamen war ich erleichtert. Die Blutwerte und die Gewebeproben zeigten Abweichungen. Was das bedeutete wusste ich nicht. Niemand weiß das, sagte mein Vater, es wird noch geforscht. Auf einem Benefizrennen mit motorisierten Betten war einiges an Geld dafür zusammen gekommen. Ich fand keinen Trost in dieser Vorstellung.

Den Untersuchungen vorausgegangen war eine Reihe von Ereignissen. Kleine Auffälligkeiten, eine Beobachtung des Hausarztes. Schließlich kam es zu dem entscheidenden Zwischenfall. Lähmende Erschöpfung hatte meinen Körper ergriffen. Einen nachvollziehbaren Grund dafür gab es nicht. Außer jenem, der auf der Hand zu liegen schien: ich simulierte. Meine Mutter war aufgebracht, als sie das sagte. Sie glaubte mir nicht. Eine Untersuchung sollte Aufschluß bringen.

Und Gnade dir Gott, wenn du nichts hast, sagte sie.

Bis heute betrachte ich in diesem Satz als den Beginn des Unheils. Er hat es nicht verursacht oder ausgelöst, das weiß ich. Es war schon da und wartete nur. Auch meine Mutter trägt keine Schuld daran, und doch ist es, als hätten ihre Worte alles zum Einsturz gebracht. Der dünne Boden, auf dem ich mich bewegte, gab nach.

Am Abend nach dem Zwischenfall lag ich im Bett. Es ging mir wieder besser, aber ich war voller Sorge. Um meinen Körper, um meinen geistigen Zustand, aber mehr noch um das, was geschehen würde, wenn man nichts fand. Niemand würde mir mehr Glauben schenken, nicht einmal mein Vater.

Vielleicht war ich wirklich krank im Kopf. Jemand, der Schmerzen hatte, wo eigentlich keine waren. Ob es so etwas gab?

Hoffentlich finden sie was, dachte ich beim Einschlafen.

Meine Bitte wurde erhört.

 

 

 

 

 

Bild: https://www.flickr.com/photos/cushmok/5381339842/in/photolist-c8nWxj-c8o2pS-c8nZSL-c8o1AN-diNsZa-73dHpB-5YGQmm-6HZEcD-sb5x2A-9cwLRq-rA1pSa-7zdkcq-mmQfuu-de1fcj-AF6DuH-aBKiTa-aBKiW2-aBKiYX-o7A7tT-aKo27Z-392gSg-7mLn9k-8sogxP-cFc7dL-mSWxUB-c8o6fY-ngBdNb-ngzi1e-85EB7h-rHEN2x-i6yVV8-czScVy-7LZC5V-c8o363-8CaZ3g-aBKj3g-aBKiQ8-BkciW1-ajkjKe-95WdER-97uX7e-iVhw4L-ft6AXp-9m4j14-73Zs7P-B48m33-dMZxD3-6Kn31x-pR4AUF-zSaNBu
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Zwischen zwei Leben

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Ich möchte nicht mehr, dass Du zu Deinem Vater ins Auto steigst
, sagt meine Mutter, als ich sie auf halber Treppe treffe. Sie hält einen voll beladenen Wäschekorb in den Händen, der Duft von Waschmittel steigt mir in die Nase, ich schaue sie an. Ihr Blick ist ernst, nichts verächtliches oder heimtückisches liegt darin, auch ihrer Stimme fehlt der übliche abschätzige oder drohende Anklang.  Sie meint es so, wie sie es sagt und sie meint es gut. Das ist das Beunruhigendste.

Wann genau das war, weiß ich nicht mehr. Es muss nach meinem Aufenthalt in der Uniklinik gewesen sein, ob Wochen oder Monate oder vielleicht sogar Jahre später – ich kann es nicht sagen. Die Erinnerung an diese Zeit liegt sorgsam verschlossen. Nur selten habe ich das Bedürfnis und den Mut an diesen Ort der Angst zurück zu kehren.

Das einzig konkrete Bild aus den Tagen in der Klinik, ist das eines verdorbenen Apfels, den ich in der Nacht gegessen habe und dessen zerfressenes Gehäuse ich am nächsten Morgen auf dem metallenen Nachttisch finde, braun und voller Wurmkot. Mich ekelt vor mir.
Auch an das fahlweisse Licht, das durch die Thermoglasfenster in das überheizte Krankenzimmer fällt, erinnere ich mich und an einen Brief des Pfarrers, der mich konfirmiert hat, an seine guten Wünsche für mich, an die Schmerzen in dem Gewebe unter der Operationsnarbe, die wie ein borstiger Tausenfüßler auf meiner Haut sitzt.
Das Gesicht meiner Bettnachbarin ist mir abhanden gekommen. Sie litt an Myasthenia gravis, das weiß ich noch, und ihr Name ist mir im Gedächtnis geblieben – Frau J. Ihre grauen Haare waren kurz, die Augenlider halbgeschlossen, oft hatte sie Mühe zu schlucken und manchmal fiel ihr auch das Sprechen schwer – das machte die Krankheit- dann stützte sie ihren Unterkiefer mit der Hand und ich konnte kaum verstehen was sie sagte. Alles andere habe ich vergessen.

Was nach der Klinik geschah, lässt sich nicht der Reihe nach erzählen.
Die Diagnose griff in unser aller Leben ein und änderte es von Grund auf. In meiner Erinnerung gibt es ein Vorher und ein Nachher. Zwei Leben, scharf voneinander getrennt. Es gab keinen Bereich, der verschont blieb und diese unbegreifliche Veränderung erfüllte mich mit großer Furcht. Eine Würgeschlange hatte sich um meinen Brustkorb gelegt.

Das ohnehin schon brüchige Gefüge meiner Familie war dem Druck nicht gewachsen. Wir verloren uns ganz und damit unser Zuhause und ich war Schuld daran.
Bis heute haben wir uns nicht erholt davon und manchmal denke ich, dass sie mir niemals werden verzeihen können, dass ich uns alle in den Abgrund gerissen habe.

Niemand sprach mit mir, keiner sagte mir was los war und was mit mir geschehen würde. Die größte Bedrohung lag in dem Schweigen, dem ich mehr Glauben schenkte als jedem Symptom und jedem aufmunternden Lächeln meines Vaters.

Auch meine Geschwister, die eine älter, der andere jünger als ich, hatten schwer zu tragen an diesem Geheimnis, dessen Auswirkungen sie nicht ermessen und schon gar nicht verstehen konnten. Sein Raunen klang schrecklich wie der Tod. Ein unausgesprochenes Abkommen, eine Vereinbarung hielt uns drei davon ab miteinander zu reden. Bloß nicht daran rühren, um es nicht noch schlimmer zu machen, es nicht aufzubrechen, wie eine Pestbeule. Man könnte daran zugrunde gehen. Wir hofften das Unglück zu bannen, indem wir ihm keinen Namen gaben. Unterdessen breitete es sich in meinem Inneren aus wie Teer.

Auf der Suche nach Kleingeld für Zigaretten stoße ich eines Tages im Arbeitszimmer meines Vaters auf ein medizinisches Fachbuch. Aufgeschlagen liegt es auf seinem Schreibtisch, zwei, drei Absätze sind rot angestrichen. Kathe steht daneben und jeweils ein großes Ausrufezeichen, gekritzelt mit nervöser Hand. Was ich lese übertrifft alle Befürchtungen. Die Zeit bleibt stehen.
Regungslos stehe ich da, das Blut rauscht in meinem Kopf und ich schaue aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Haus. Aus irgendeinem Grund muss ich an Michelle denken, die schon vor langer Zeit von hier weg gezogen und mit ihrer Familie zurück nach Frankreich gegangen ist. Bald darauf wurde die kleine Villa, in der sie lebten, abgerissen und an ihrer Stelle ein Neubau mit Tiefgarage errichtet. Auch der alte Birnbaum, von dem mein Vater jeden Spätsommer die Früchte pflückte, ist verschwunden.
Michelle wird nie von meiner Krankheit erfahren. Auch nicht von meinem Tod. Ich drehe mich um und gehe hinauf in mein Zimmer. Dort setze ich mich unter den Tisch und weine. Die nächsten zehn Jahre höre ich nicht mehr auf damit.

 

 

 

 

Bild:  Michele M.F. Bronze runners from the Villa of the Papyri (Herculaneum)
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Coup de Schlumpf

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Der Unterfranke sammelt gerne und viel und er liebt die Ordnung. Im Prinzip. Heimisch wird sie bei so vielen Fundstücken allerdings nur schwer und da er nichts wegwerfen möchte, beschließt er einen Ebay-Account einzurichten und dort das ein oder andere zu verkaufen. Anfangen will er, versuchsweise, mit einem kleinen Schlumpf. Einem, den er doppelt, wahrscheinlich sogar drei-, möglicherweise auch vierfach besitzt, obwohl er nie vorhatte sowas zu sammeln. Es hat sich einfach so ergeben. Die Dinge liegen am Straßenrand und bitten regelrecht darum mitgenommen zu werden. Der Unterfranke hat ein großes Herz und gibt ihnen allen ein Zuhause. Dafür opfert er in seiner 3-Zimmer-Wohnung in bester Lage auch gerne einen ganzen Raum, der bis unter die Decke voll ist mit seinen Schutzbefohlenen. So voll, dass man nicht einmal eine Pritsche für einen Übernachtungsgast aufstellen könnte. Selbst sein braver Hund hat Mühe, sich zwischen all den Schätzen hindurch zu schlängeln, wenn er das Zimmer durchqueren will. Wer sich nicht zu dem Unterfranken ins Bett legen möchte, der kann leider nicht bleiben, falls er den letzten Bus verpasst hat und zu müde oder zu breit zum Laufen ist, denn in dem dritten Wohnraum stehen das Motorrad und jede Menge Werkzeug und Ersatzteile. Wer trotzdem bleibt, bekommt am nächsten Morgen einen starken Kaffee und kann diesen mit Blick auf Spree und Treptower Park genießen. Darüber hinaus kann der Besuch sich an dem Schwarz-weiß-Photo eines überaus wohlgeformten weiblichen Gesäßes in Netzstrumpfhosen erfreuen, der durch die knapp neben der Pofalte verlaufende Naht besonders raffiniert in Szene gesetzt ist.

Ein weiterer Blickfang sind der kleine Birnbaum, der aus einem alten Toaster herauswächst und der Apfelbaum, der aus einem Wasserkessel sprießt, den der Unterfranke gefunden hat.

Einmal hat der Unterfranke Flohmarkt gemacht. Das ist schon lange her. Unter anderem hat er damals ein Skelett verkauft, ein richtig teures, wie es zur Physiotherapieausbildung verwendet wird. Bis heute bedauert er, sich von einem solchen Prachtstück getrennt zu haben. Besser erstmal gar nichts weggeben, das wird ja alles immer wertvoller, Tag für Tag, und irgendwann braucht man dringend Geld und hat längst alles versilbert. Höchstens den Schlumpf könnte man mal verkaufen, bei Ebay. Sind ja noch 2 bis 3 gleiche übrig, falls sich auch hier der Wert überraschend steigern sollte, oder der Notfall eintritt.

Möööööööp

Ein Verkauf bei Ebay will gut vorbereitet sein, damit man sich hinterher nicht mit schlechten Bewertungen herumschlagen muss. Zuerst mal braucht man natürlich dringend gute Fotos und dafür wartet man am besten auf das richtige Licht. Im Winter wird das also nichts, verschieben wir es auf den Frühling. Der Unterfranke hat keine Eile, der Schlumpf sowieso nicht, er fühlt sich wohl unter seinesgleichen und in der Obhut seines Finders.

An einem Mittag im Frühjahr liegt der Unterfranke auf dem Bett, in der einen Hand den Schlumpf, über dessen Mütze er selbstvergessen mit dem Daumen streichelt, in der anderen ein Buch, und auf seinem Brustkorb die Tigerkatze.

– Wolltest du den Schlumpf nicht verkaufen?, frage ich ihn.
– Sicher.
– Wollen wir mal Fotos machen?
– Sicher.
– Wann denn?
– Sicher.
– Hörst du mir zu?
– Sicher.

So wird das nichts. Ich hole die Kamera und schieße ein paar Bilder von den Dreien.
Zu meiner Überraschung packt den Unterfranken, kaum, dass er die Fotos sieht, die Kaufmannslust. Mit frischem Mut legt er sein Buch beiseite, schält sich aus dem Bett, holt den Laptop aus dem Regal und öffnet die Ebay-Seite.

– Wie soll ich mich denn nennen?, fragt er mich in euphorischer Stimmung.
– Wie wär´s mit Unterfranke?
– Ne. Was hälst du von Schrauber?
– Auch gut.
– Oder vielleicht Stier, mein Sternzeichen.
– Ja.
– Ich glaube aber nicht an Astrologie.
– Macht ja nix, ist ja nur ein Name.
– Wieso nur. Das bin ja auch ich, und am Ende denkt noch jemand ich wäre ein Bulle.
– Wieso das denn?
– Wegen Stier.
– Ist doch egal, was irgendwer, den du nicht kennst, von dir bzw deinem Namen denkt.
– Mit Bullen will aber keiner Geschäfte machen. Das riecht nach Ärger. Ich hab´s, ich nenne mich Husaberg.
– Super.
– Das sagst du nur damit ich mich beeile.
– Damit du dich wenigstens mal anmeldest.
– Also gut, dann Husar.
– Dufte.
– Husar?
– Ja!

Die weitere Anmeldung verläuft komplikationslos und nach 10 Minuten steht der kleine Plastikschlumpf, zusammen mit der Tigerkatze und der Hand des Unterfranken online.
Die Auktion läuft 12 Tage und an jedem einzelnen schaut der Unterfranke mindestens 3 mal nach ob schon jemand auf den Schlumpf geboten hat. Fehlanzeige. Niemand interessiert sich für den kleinen Kerl.

Am letzten Tag der Auktion liegen wir zusammen auf dem Bett und gucken eine DVD.

Wenn niemand den Schlumpf ersteigert und diese Auktion der Testlauf ist, um endlich die Wohnung zu entrümpeln, denke ich, dann wird der Unterfranke nie wieder versuchen etwas bei Ebay zu versteigern und irgendwann unter all den Fundsachen verschütt gehen.
Unter einem Vorwand verabschiede ich mich ins Nebenzimmer, eröffne auf die Schnelle einen Ebay-Account unter einem Phantasienamen, und ersteigere den Schlumpf in letzter Minute. Er wird sich so freuen!
Nach dem Film geht der Unterfranke an den Computer. Kurz darauf höre ich einen Schrei von nebenan.

– Aaaaargghhh! Das gibt’s doch nicht!
– Was denn,
frage ich scheinheilig.
– Der Schlumpf ist verkauft. Sauerei!
– Wieso Sauerei?
– Den kauft doch keiner, jetzt kauft den doch einer! Das gibt’s doch nicht!
– Aber du hast doch noch drei davon!
– Na und. Aber dieser hier ist trotzdem einmalig.
– Ich dachte du wolltest ihn loswerden.
– Aber doch nicht für einen Euro!
– Dann hättest du ein Mindestgebot verlangen müssen.
– Scheiße, echt! Ich verkauf nix mehr. Immer wird man über den Tisch gezogen.
– Guck mal, wer ihn gekauft hat,
schlage ich vor, vielleicht lässt sich mit dem demjenigen verhandeln. Du schickst ihm oder ihr einfach `ne Mail und sagst Du hast dich geirrt.
– Dann gibt das Arschloch mir eine schlechte Bewertung.
– Versuchs doch mal.
– Ich hasse den jetzt schon. Ist bestimmt ein Arztsohn.

Tatsächlich schickt der Unterfranke mir noch am gleichen Abend eine zerknirschte Mail,  mit der Bitte den Kauf rückgängig zu machen.
Später liegen wir zusammen im Bett, zwischen uns die Katze und der Schlumpf.

Es war eine bescheuerte Idee den Schlumpf bei Ebay einzustellen, sagt der Unterfranke und ich kann hören, wie schwer ihm um´s Herz ist.
Vielleicht wird doch noch alles gut, flüstere ich und streiche dem kleinen blauen Kerl über seine Mütze.

Reden heißt töten

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–  Wie war dein Tag
, frage ich den Einen, als er schwer beladen Nachhause kommt, warst du erfolgreich?
–  Geht so
.
–  Hast du schon was in dein neues Heft geschrieben?
–  Ja, das habe ich
, sagt er und lächelt. Meine wiederkehrende Frage amüsiert ihn, deshalb stelle ich sie.
–  Dann war der Tag doch nicht vergeblich. Ich nehme seine Hand.
–  Naja, 220 Seiten und zwei Exzerpte, das is schon büschen wenich
.
–  Zeig mal!

Die Benennung ist das einzige Ding, bei dem wir uns sicher sind, dass sie ein Loch macht.

steht da.
Sagt Lacan.
Der ist gerade dran.
Schon seit einer Weile.
Nietzsche, Wittgenstein, Foucault, Rancière usw. immer im Hintergrund.
Ganz weit hinten natürlich auch Kant. Immer noch. Sowieso immer.
Jetzt Lacan (der schräge Vogel).

Wieso macht die Benennung Löcher? will ich wissen und muss lachen, weil ich idiotischerweise die Polonäse Blankenese im Kopf habe und mir vorkomme wie Gottlieb Wendehals in weiblich.
–  Weil es das Ding an sich nicht gibt. Erst durch die Benennung löst man es aus dem Gesamten heraus und so entsteht ein Loch.
–  Das Ding gibt es gar nicht?
–  Nein, natürlich nicht. Es gibt keine Dinge.
–  Natürlich?
– Klar. Sie entstehen erst, dadurch, dass wir ihnen einen Namen geben.
– Und durch das Benennen von etwas, was es nicht gibt, entsteht ein Loch? Da sind wir uns sicher?
– Absolut, ja. Eine viel interessantere Frage wäre aber doch,
fährt der Eine fort, was mit einem Loch passiert, sobald es benannt ist.
– Naja, da entsteht ein Loch, schätze ich.
– Richtig. Durch die Benennung ermordet man das Ding. Etwas, das vorher nicht da war und erst dadurch hervortritt aber zugleich auch getötet wird, weil man ihm einen Namen gibt.

Das ist wie geboren werden und gleich beim ersten Schrei mit einem Kissen erstickt zu werden, denke ich. Man könnte vielleicht annehmen, dass der Benennende (der Namensgeber) ein Recht darauf habe seine Kreation, seine Schöpfung wieder zu zerstören, so, wie ein Künstler sein Werk vernichten darf (darf er das wirklich? Ist es sein Eigentum?). Aber Mord bleibt Mord, auch wenn der Erzeuger höchstpersönlich sein Geschöpf eliminiert. Es sei denn er heißt Gott. Der darf das. Dann nennt man es „zu sich holen“. Mit Gott ist man nachsichtig, damit er einem nichts tut.
Wenn es stimmt, was Lacan sagt, dann wüten wir umso schlimmer in der Welt, je mehr wir reden und einzelnen Dingen in dem Gefüge einen Namen geben. Auf diese Weise reißen wir sie heraus aus dem unversehrten Unbenannten und hinterlassen überall Löcher.

Erschaffen und zerstören

Eine wunderbare Welt wäre das, in der alle schwiegen, auch in Gesten und auf dem Papier, denke ich, als ich später im Bett den regelmäßigen Atemzügen des Einen lausche, und merkwürdigerweise habe ich das Bild der kleinen Schweinswale, der Vaquitas, vor Augen, einer aussterbenden Gattung, die aussieht als trüge sie Mascara. Weniger als hundert sind noch übrig von ihnen. Der Rest starb als Beifang in den Stellnetzen der Fischer, die im Golf von Mexiko auf der Jagd nach einem ganz anderen Fisch, dem Totoaba, sind, weil dessen Schwimmblase in China als Suppenzutat beliebt ist.

Wenn gar nicht erst das Wort Totoaba in die Welt gekommen wäre, überlege ich, und folglich niemand eine Bestellung für seine Schwimmblase hätte aufgeben können, dann hätten die Fischer  keine Netze installiert, um diesen Fisch zu fangen, dessen Fleisch nicht zum Verzehr geeignet und darum wertlos ist. Und dann wären auch die Wale nicht gestorben und ihr Bestand nicht in Gefahr.

Das Wort tötet, denke ich, als ich schon am Einschlafen bin, und eine Zeile aus einem Gedicht Stefan Georges  kommt mir in den Sinn:

Kein Ding sei, wo das Wort gebricht.

Was keinen Namen hat, das gibt es nicht
,

ergänze ich im Halbschlaf und hoffe, dass ich mich morgen noch daran erinnern werde.

 

 

 

 

Bild: Screenshot LaLinea