Ich sehe mich in einer weitläufigen Altbauwohnung am Frühstückstisch sitzen, Cappucino trinken und in einen romantisch verwilderten Garten blicken. Eine Art Kaftan, türkisblau mit üppig purpurnen Pfingstrosen, umschmeichelt meinen ausgeschlafenen Körper, das Haar trage ich hochgesteckt und wippe, die Beine übereinandergeschlagen, mit dem Fuß zu Rúben González, dessen Klaviermusik den Raum füllt, wie nur Klaviermusik es vermag. Eine Kuppel aus Licht und Klang.
Später liege ich in der Badewanne. Über mir das Gaubenfenster. Tiefblauer Frühlingshimmel. Wolken ziehen vorbei und lösen sich auf. Vor dem Haus fährt mein Vater mit seinem Dreirädchen durch die Aprilpfützen. Die zwei Schwestern singen.
Bald werden sie nach Berlin gehen. Die Gundel als Kammersängerin, Inge als Apothekerin.
Jahrzehnte später führt mich die Verbindung zwischen der Apothekerin und dem Pfarrer ins Mutterhaus, wo ich mit den grau gewandeten Frauen bei Tische sitze und den Löffel in der Hand auf meinem Kinderstuhl einnicke.
Die bitteren Tabletten zerteilen und verstecken die Schwestern im Kartoffelbrei. Mit einem Geschicklichkeitsspiel, bei dem ich kleine Plastikäffchen am Schwanz ineinanderhakeln muss, bis keiner mehr in dem Eimerchen liegt, versuchen sie, mich zu heilen. Ich falle in einen tiefen Schlaf. Als ich wieder gesund bin, ziehen sie mir einen hellblauen Pullover an und bringen mich nach Hause.