Den Moral- und Besserwisserkanal habe ich über. Schon der Abruf meiner Direktnachrichten im Backstage kostet mich Überwindung. Die Beflissenheit und Ernsthaftigkeit mit der Grund und Boden in tausendfach gleichem Duktus verteidigt und die Grenze gezogen wird zu den Anderen, den Unredlichen, die sicherheitshalber alle Nazis oder zumindest falsch gewickelt oder dumm sind; die virtuelle Bildungsangeberei, die monochrome Einsamkeit hinter den Accounts, die Floskeln. All das und natürlich der Plattformbesitzer, machen twitter zu einem Ort an dem ich nicht mehr sein möchte.
Ungefragte Einblicke auch bei tiktok, einer vergleichsweise unterhaltsamen App, deren Stumpfsinn stumpft wie Testosteron törnt und ansonsten, zumindest in meinem Algothytmus, weitestgehend moral- und empörungsfrei bleibt.
Die Kopfschmerzen sind unerträglich. Meine Nächte verbringe ich zum Teil sitzend mit Atemnot, Herzrasen und Ohrensausen. Die Sättigung vergangene Nacht durchweg knapp unter 80%. Übelkeit, Schwindel, Hirnnebel. Trauer über das was übrig ist von mir. Schluchzende Verzweiflung unter der Dusche.
Gründeln im Brackwasser zwischen Leben und Tod.
Auf dem Orannienplatz suche ich nach dem fehlenden Puzzlestück, dem Bindeglied zwischen Gestern und Heute, der Abschlusskappe für meine Zeitenkapsel.
Wenn mein Instinkt mich nicht trügt, gibt es eine Bodenplatte mit Griff, unter der ich mich zur Ruhe legen kann. Ich muss sie nur finden. Die Stimme aus dem Off sagt: warm!