zwinkern, schmunzeln, heideggern

640px-St-Thomas-Kirche_Berlin_sw

Januar schon wieder und plötzlich ist es klirrend kalt geworden. In meinem kleinen Berliner Dorf läuten die Glocken, der Pfarrer ruft in alle Himmelsrichtungen zum Sonntagsgebet, wir sitzen am Frühstückstisch und plaudern lesend miteinander.

Über den Windchill und seine arktischen Auswirkungen reden wir, über das Elend in der Welt, den ertrunkenen Zweijährigen vor der Küste Griechenlands. Über Selbstbezeichnungen und Matussek, über twitter,  Emoticons und insbesondere Zwinker-Smileys- twinkle twinkle.

Zwinkern ist fast so ekelhaft wie schmunzeln, behaupte ich.

Schmunzeln ist dann aber doch viel schlimmer, einigen wir uns nach kurzer Beratung. Es hat so etwas Connaisseurhaftes, das Schmunzeln. Etwas Überhebliches, von sich selbst Eingenommenes.

Zum Connaisseur gehört eine gewisse Kenntnis von Welt. Man muss das Elend erst einmal aushalten können, ehe man darüber schmunzeln und es sich in seiner Bräsigkeit gemütlich machen darf, sagt er Eine.

Kenntnis der Welt, korrigiert er kurz darauf diesen Blogbeitragsentwurf (ein Wort mit Perspektive), weil es sonst so heideggermäßig klingt.

Bist Du gegen Heidegger?, frage ich klug.

Wenn man heideggert, dann schon. `Heideggern sie nicht!´, sagte schon Heidegger zu seinen Studenten.

 

 

 

 

 

Bild: „St-Thomas-Kirche Berlin sw“ by User:Floriang – Own work. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:St-Thomas-Kirche_Berlin_sw.png#/media/File:St-Thomas-Kirche_Berlin_sw.png

24 Kommentare zu “zwinkern, schmunzeln, heideggern

  1. Ich denke eher, aus fremdem Munde klang Heidegger der eigene Sprech doch recht schal. Sicher fürchtete er sich vor Banalisierung seines Denkens – oder vor Entlarvung seines Denkens als banal. Je nach Standpunkt :)

    Gefällt 1 Person

    • Als mein Blog in Marbach archiviert wurde, wies mich der Eine sogleich darauf hin, dass ich nun quasi in Nachbarschaft mit Heidegger aufbewahrt würde.
      Dass Heidegger sich allerdings höchstpersönlich dort eingeliefert hatte, davon sagte er nichts.

      Like

    • Gegen das Schmunzeln an sich ist nichts einzuwenden. Gegen das Wort, am besten noch schmunzelnd vorgetragen, indes schon. Ich habe dabei Günther Pfitzmann vor Augen, wie er connaisseurhaft schmunzelnd Edele Tropfen in Nuss bewirbt. Brrrr.

      Like

  2. …fragte ich klug.
    Sie sind aber nicht klug, denn Sie sind eine Frau, also praktisch eine Hase, Hasin, quasi ein Kaninchen-Hase oder Zwerglurchin der Lust und des HG. Ich denke, Ihr Pfarrer in der (Michaelkirche? Emmauskirche?) wird Ihnen… dieses inellektualistische Seins-Gehabe-der-Welt austreiben.

    Like

    • Denken Sie nicht, dass es dem Heiligen Geist gebührte ausgeschrieben, statt mit HG (warum nicht gleich mit LG?) abgekürzt zu werden?
      Natürlich habe ich keinerlei Ahnung von derlei diffizilen religiösen Spitzfindigkeiten bzw. Interna, mir war nur so…

      Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..