Der Schlachter

20141008_080159Die schwarze Limousine, in die ich steige, ist ein englisches Taxi.
Der Innenraum des Wagens ist überraschend groß. Wie ein Schulbus.
Wir sind 40 Frauen, die auf den langen Bänken sitzen, die in Fahrtrichtung vor den Fenstern montiert sind. Von der Fahrerkabine sind wir durch eine Glasscheibe getrennt.
Es ist Nacht, und wir fahren durch einsame Vorstadtstraßen.
Der Fahrer hält an und kommt in den Fahrgastraum. Er beginnt die Frauen mit einem Küchenmesser abzuschlachten, eine nach der anderen. Sie wehren sich nicht, Alles ist voller Blut, und ich merke erst jetzt, dass der Bus innen vollkommen weiss gefliest ist, wie ein Schlachthaus.
Auf unerklärliche Weise gelingt es mir zu fliehen und mich unter dem Wagen zu verstecken, der am Straßenrand geparkt und hell erleuchtet ist. Jeder könnte sehen, was dort geschieht. Aber es ist niemand da.
Ich habe Todesangst.

Zuhause dann, stelle ich fest, dass ich mit dem Mann zusammen lebe. Er ist ein Neurologe und Psychiater.
Wir stehen in meiner Küche, als er eine Handvoll kleinerer Knochen und Knorpel neben die Spüle legt. Er hat kräftige, dicke Finger. An den Knochen hängen noch blutige Fleischreste. Die Knorpelstücke entpuppen sich als ein paar Ohren.
Ich halte den Atem an, weil ich weiß, dass er anhand der Knochen und der Ohren feststellen kann, dass ihm eine der Frauen entwischt ist, und dass ich das bin. Ich weiß, dass er mich dann töten wird.
Ich stehe hinter ihm und schaue ihm zu, wie er die Knochen in der Hand dreht, und von allen Seiten prüfend betrachtet. Dann legt er die Ohren nebeneinander auf die Arbeitsplatte. Ich erschrecke, als ich erkenne, dass es zwei linke Ohren sind, die nicht von einem Menschen stammen können. Gleich wird er merken, dass ich ihm entkommen bin.
Er schaut die Ohren an, lächelt, und nickt zufrieden.
Dieses Mal habe ich Glück gehabt.