Bashing the rich

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Nein, ich habe kein Mitleid mit Menschen, die sich in einem traditionell einkommensschwachen Kiez komfortable Luxuswohnungen zu horrenden Quadratmeterpreisen kaufen und die dann über die Intoleranz der Kiezbewohner klagen, die sie, die Besserverdienenden, stigmatisierten.
Das muss man schon aushalten können, nicht everybodies darling zu sein.
Wenn nicht, hätte man besser daran getan sich mit Geduld und Abstrichen in der Ausstattung in eine frei werdende, nicht topsanierte Wohnung im angesagten Bezirk einzumieten und sich damit so zu verhalten wie die Einheimischen selbst, von denen man gerne akzeptiert werden möchte, statt diese, durch Nutzung der finanziellen Überlegenheit, auszubooten und dann zu lamentieren, dass niemand einen mag.

Das ist so absurd, da fehlen mir beinahe die Worte.

21 Kommentare zu “Bashing the rich

  1. Das erinnert mich aus irgendwelchen Gründen an die Diskussionen über unsere Abi-Feier, als zur Debatte stand, dafür die Villa Hammerschmidt (ich glaube jedenfalls, dass es darum ging) anzumieten. Die Kosten allein für die Versicherung des Marmorbodens waren so hoch, dass die Mehrheit sich dagegen entschied, was ein paar andere dazu brachte, ein paar Tage lang mit „Eure Armut kotzt mich an“-Buttons durch die Schule zu laufen. Guter Geschmack lässt sich eben nicht kaufen!

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    • So ganz stimmt das leider nicht- guter Geschmack lässt sich schon auch kaufen. Trotzdem scheinen Geld und schlechter Geschmack sehr häufig zusammen zu fallen.
      Was mich wirklich aufbringt ist diese Unverfrorenheit die Opferrolle umzukehren, sich mit unschuldiger Mene zum Stigmatisierten zu erklären und von Vielfalt zu reden, während man die Heimat einkommensschwächerer Menschen mit seinem (unverdieneten) Geld rodet.

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      • Schöne Dinge lassen sich kaufen, es lassen sich sogar Menschen mit gutem Geschmack kaufen, aber Geschmack an sich?
        Es ist sehr schwer, Menschen zu erklären, dass ihr ganz persönliches Handeln tatsächlich einen Unterschied macht und eben doch auch eine gesellschaftliche Auswirkung hat. Keiner denkt, dass sein Coffee-To-Go die Umwelt belastet, dass seine eine Dose Thunfisch oder seine eine Kekspackung mit Palmfett das Problem vergrößern oder dass er persönlich dafür verantwortlich ist, dass ältere und ärmere Menschen woanders hinziehen müssen.
        Gestern habe ich eine Diskussion bei Twitter mitbekommen, in der ein nach eigener Angabe „völkisch Denkender“ nicht einsehen konnte, dass seine Ideen menschenverachtend sind. Er schrieb, dass natürlich jeder von sich denkt, ein Humanist zu sein. Und natürlich fühlte er sich zu Unrecht als „Nazi“ stigmatisiert. Alles Opfer da draußen!

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        • Du hast Recht- guter Geschmack lässt sich nicht kaufen.
          Allein das Wort völkisch lässt mich erschaudern. Woher Menschen diesen stumpfen Nationalismus nehmen und ihn als naturgegeben betrachten.
          Ich hatte vorgestern eine Freundin zu Besuch, die aus dem Prenzlauer Berg in den Wedding ziehen musste, weil sie keine bezahlbare Wohnung mehr fand mit ihrer frisch gegründeten Familie. Sie vermisste Bioläden und den ganzen anderen Krempel, den die Gentrifizierung, deren Opfer sie am Ende ja selbst wurde, dem Prenzlauer Berg gebracht hat. Es ist so schwer in Zusammenhängen zu denken und seine eigene Rolle darin zu sehen.

          Alles Opfer da draußen.

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      • Ich wäre vorsichtig mit Personalisierung. Man darf durchaus Bioläden vermissen und dennoch gegen Gentrifizierung sein. Oder muss man bei Aldi einkaufen, wenn man glaubwürdig bleiben will?

        Es geht nicht um Bioläden oder Joga oder Geigenunterricht. Es geht um Kapitalismus.

        Wenn schon Personalisierung, dann doch besser Leute wie Merkel oder Gabriel.

        Sicher sind die Reichen in Kreuzberg keine Opfer, aber die eigene Rolle sehen, bringt wenig außer Selbstverurteilung und Weitermachen. Die eigene Rolle sehen ist in gewisser Weise sogar ein typisch neoliberaler Mechanismus, demzufolge es keine Gesellschaft gibt, sondern nur Individuen. Wenn etwas schief läuft, bin ich schuld. Wenn es mir schlecht geht, muss ich mich kasteien.

        Ich habe gestern mit einem Plattenhändler gesprochen, der auch alte Jazzplatten handelt. Er meinte das, was mir schon viele sagten: Reiche Russen und Chinesen haben alte Jazzplatten als Sammelobjekt entdeckt und die Preise steigen ins unermessliche. Diese Leute hören sich die Platten niemals an, es geht ausschließlich um den Fetisch in Form von Wertsteigerung.

        Das ist dieselbe Logik wie die Gentrifizierung. Da geht es auch nicht um Wohnen, sondern um Mehrwert. Geht man nicht an die Strukturen, kann man bestenfalls die handelnden Personen austauschen.

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        • Große Worte sind das: Strukturen und Neoliberalismus. Und obwohl ich glaube zu wissen, was Du meinst, stimmen die Leute eben auch mit ihrem Portemonnaie darüber ab, wie ihr Kiez aussieht. Zumindest ein Stück weit.
          Wenn ich also aus dem Prenzlauer Berg verdrängt wurde und tue alles, damit der Wedding künftig auch so aussieht, dann muss ich damit leben, dass ich als nächstes an den Stadtrand ziehen muss. Auch das Individuum trägt Verantwortung.
          Dass selbstverständlich die fehlenden, wirkungsvollen Reglementierungen des Wohnungsmarktes überhaupt erst dazu geführt haben, dass Einkommensschwache verdrängt werden, steht außer Frage.
          Eigentlich aber habe ich mich hier nur mal ein wenig auslassen wollen über die armen Reichen.
          Trägt zur inneren Gelassenheit bei, die mir hier und da beinahe abhanden kommt, wenn ich mit offenen Augen durch meinen Kiez schlendere.

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      • Das Individuum trägt Verantwortung. Wofür? Dafür, dass es nicht seinem Nachbarn den Schädel einschlägt. Für die genannten Prozesse meiner Meinung nach nur sehr bedingt. Es schleicht sich schnell die neoliberale Logik ein, dass es keine Gesellschaft gibt und demzufolge das Individuum an seinem Leid ausschließlich selbst schuld ist. Aber wir sind da eh gleicher Meinung, soweit ich dich kenne.

        Ich meinte beispielsweise sowas hier:

        „Keine Angst, es ist nur Gentrifizierung“

        Vier Minuten, die Ihnen die Augen öffnen, würde ein durchschnittlich begabter Werber dazu sagen.

        Dass jemand nach einem solchen Vortrag nicht direkt von der Polizei wegen Betrugs abgeholt wird, zeigt, was in diesem Wirtschaftssystem alles möglich ist.

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        • Das Individuum trägt für die genannten Prozesse wenig Verantwortung.
          Den Beitrag von Dir kannte ich schon. Unglaublich mit welcher Chuzpe man inzwischen seiner unendlichen Gier unverhohlen Lauf lässt und auch noch dazu steht, bzw. stolz darauf ist.

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  2. Es wäre schön, wenn es direkte Armut nicht geben würde. Bis zu einem gewissen Grade müssten doch alle Wohnungen saniert werden können. Warum ist es so, dass weniger bemittelte Bewohner sich eine sanierte Wohnung nicht leisten können? Gehen die Mieten zu hoch oder werden die Wohnungen alle zu Eigentumswohnungen gemacht?

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    • Ja, das wäre schön, bleibt aber ein Traum.
      Wohnungen wurden in Berlin immer saniert. Oft auch durch die Bewohner, die dafür von der günstigen Miete profitierten.
      Was nun geschieht ist genau das, was Du beschreibst: es wird luxussaniert. In der Folge werden die Mieten so erhöht, dass sich nur noch Wohlhabende das leisten können und/ oder die Wohnungen werden zu Eigentumswohnungen umgewandelt.
      Die ärmeren Bewohner müssen aus ihren angestammten Bezirken, in denen sie z.T. schon geboren wurden, weichen und an den Stadtrand ziehen, während eine zu Salm mit ihrem Mann gleich ein ganzes ehemaliges Mietshaus mitten in der Stadt bewohnt.
      Sind die neuen Bewohner mit Geld erst einmal da, ändert sich mit ihnen oder für sie auch die gesamte Struktur im Kiez: Feinkostläden, Bioläden, schicke Cafés etc. entstehen, deren Preise für die Übriggebliebenen Bewohner nicht mehr erschwinglich sind und auch nicht deren Lebensrealität spiegeln.
      So geht das, und das kann man nicht in Ordnung finden, solange man noch weiß, was der Begriff soziales Gewissen bedeutet.

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  3. Mir ist der starke Heimatgedanke fremd. Meistens wohnen die sog. „ärmeren Bewohner“ gar nicht „angestammt“ in Kreuzberg sonder zogen dahin weil es kostengünstiger war. Wir erinnern uns SO36 war fast von der Mauer umzingelt und die Hausbesitzer wollten hier nichts investieren (die Russen könnten ja bald kommen).
    Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen ist nicht in Ordnung. Oft sind es sogar noch Wohnungen die früher dem „Volk“ gehörten z.B. Eisenbahnsiedlungen oder städtische Wohnungsträger. Diese Wohnungspakte wurden aber bereits seit H. Kohl Geld für die Zwischen-Finanzierung der neuen Länder brauchte an sog. Investoren verkauft.
    Anderseits fische ich manchmal für sehr, sehr reiche Menschen. Groll oder Neid habe ich dabei nie empfunden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen.

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  4. Widerlich bleibt widerlich. Als „kapitalzynisch“ erscheint mir öfters mal der Zynismus des Kapitals, zum Beispiel, wenn (aus spaßiger Laune?) solche Aufkleber produziert werden, die die Verhältnisse umkehren und sich dabei noch ganz dezent darüber belustigen. Da geht mir dann ganz besonders der Hut hoch. /PS: also „schlecht“ : )

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    • Ah, verstehe.
      Der Satz „Stop bashing the rich“ geht auf Jamie Dimon zurück, der sich hier darüber beschwerte, wie schlecht die armen Reichen behandelt werden.
      Der Aufkleber greift dies auf, ironisiert durch die Schrift, die selbstverständlich an das legendäre Sex-Pistols-Album
      Never mind the bollocks erinnern soll. Wobei Bollocks nichts anderes bedeutet als Scheiße, Mist, Blödsinn.
      Wenn jetzt also dieser unfassbar tiefgründige Aufkleber mit all diesem Hintergrundwissen spielt, also quasi ein einziges großes Raunen und Zwinkern, bzw. Ironie in Reinform ist und er außerdem noch nicht mal käuflich, sondern eine kleine Privatproduktion ist, dann ist er doch gut, oder?

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