
Mit `wenn´s der Teufel will´, bin ich aufgewachsen und früh lehrte man mich, dass alles am Ende immer anders kommt und zwar meistens schlimmer als erwartet. Das Unglück klebte meiner Familie an den Sohlen. Wo andere über Blumen gingen, spazierten wir über Scherben. Seelische.
Pass auf! und gib s auf! im Wechsel, Kafka und Robert Walser als Lektüre, selbst auf der Toilette, wo der alte, verstaubte Lüster von der schachthohen Decke funzelte und dunkle Schlingpflanzen über die Tapete wucherten.
Wo sollte das hinführen.
Nun bin ich beinahe alt wie eine Kuh und immer noch auf dem Katastrophenpfad, dem ich treu zu bleiben scheine bis zum Sankt Nimmerleinstag. Erst der Hund und dann die Katze, ich fass es nicht, es reicht.
Immerhin ist mir ein Maulwurf zugelaufen, einer der leakt, nix politisches, eher so im privaten Sektor, und das ist zwar nicht unbedingt schön, aber doch informativ und dient der Datensammlung, der persönlichen. Eines Tages kommt das jüngste Gericht. Mich darauf zu freuen wäre freilich Irrsinn. Tu ich aber trotzdem.
Wie hübsch sie den Lauf der Dinge in Worte kleiden konnte, meine Mutter, (es geht den Menschen wie den Leut´) die an der Seite des immer depressiven Vaters, dessen Lebenszeit nicht ausreichte um auch nur eine Langspielplatte aufzulegen, geschweige denn sich zu freuen, kaum bestehen konnte, außer im kindlichen Regress. Da stützte die Lahme den Blinden und umgekehrt. Gemeinsam rissen sie sich zu Boden und das nicht nur bildlich gesprochen, sondern wahrhaftig geschehen, an einem pastellfarbenen Sommerabend im Hafen von Audierne, wo die beiden, nach einem Abendessen mit jeder Menge fruits de mer und vin de table, strack wie Matrosen, ausgelassen albernd, vor ihren Kindern herumtorkelten, die Mutter zusätzlich behindert durch mörderische Absätze, und schließlich, sich aneinander festkrallend, hinschlugen, gefällten Bäumen gleich. Eine Erinnerung, die ich mit der Schwester teile, und die wir uns, an einem schönen Sommerabend auf dem Balkon ihrer Wohnung, gegenseitig vorlasen aus den jeweiligen Tagebuchversionen der älteren und der jüngeren Tochter, einen guten Franzosen im Glas als Verstärker Tröster Begleiter.
Eltern sollten nicht hinfallen. Nicht vor den Kindern. Was sie in ihrem privatesten Privatleben tun, ist allein ihre Sache, solange die Kleinen draußen bleiben. Modelllernen.
Ganz in schwarz gekleidet, waren sie, beide Eltern, jahrein, jahraus.
Der Vater mit Zügeln an seinem Rennrad, steppend auf den Bodenplatten im Bahnhof, Saxophon spielend auf den Stufen vor dem Haus. Die Mutter mit dem Habitus der Professionellen gehobener Preisklasse. Von 1,60 m auf 1,75 m in nur 2 Sekunden. Goldene Lider zu pinken Lippen und an den Ohren klimper klimper.
In unserer Nachbarschaft waren wir weltberühmt.
Man weiß das ja alles gar nicht, solange man klein ist. Man ahnt es nur, manchmal, man spürt es, an den Blicken und den Worten und dem Ungesagten. Dem Verschämten.
Papa, sind wir anders?
Alle sind anders. Schlaf gut.
Du auch.
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Ruft der Unterfranke an und sagt: Schon gehört? Aus Hackepeter wird Kacke später.
Und ich so: Oh Mann, du bist eklig.
Und er so: Was gibt’s Neues?
Und ich so: 500 Euro für `nen Kratzer an der Stoßstange. Aus Pechvogel wird Glückspilz später.