Glänzen die Haare auf dem Kopf noch seidig und schön, sind sie im Waschbecken liegend, oder schlimmer noch: im Siphon steckend, einfach ekelhaft.
So geht das mit vielen Dingen. Sobald sie ihren angestammten Platz verlassen, werden sie zu Unrat.
Der Besuchshund hat jetzt Klappeninsuffizienz beidseits, außerdem Hüftarthrose.
Neun Medikamente verteile ich inzwischen nach einem festen Zeitschema an die Seniorenbande, ich selbst könnte auch eine Benzo dann und wann gebrauchen, bleibe aber gewohnt abstinent und versuche, mit beiden Händen den schweren bleigrauen Vorhang beiseite zu ziehen und mich an meinen wunderschönen Bauernröschen zu erfreuen.
Mein Gemüt ist so eingetrübt in diesen Wochen, dass ich sogleich auch an die blutrote Kletterrose denken muss, die eine ganze Hauswand einnahm und die meine Mutter, als sie in voller Blüte stand, absägte, um sich das Auffegen der Blütenblätter im Herbst zu ersparen. Ich kam aus der Schule, sah das Massaker und betrauerte, wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem jungen Leben, eine Pflanze. Später würde ich mich an derlei Gemetzel in unserem Garten gewöhnen müssen, denn je älter meine Mutter wurde, umso zerstörerischer wurde sie. Wenn sie schrittchenweise zerfiel, sollten andere nicht weiter und immer wieder neu aufblühen dürfen. Das galt für Pflanzen wie für ihre Töchter. Nur der Sohn, der Stammhalter, der Sonnenschein, blieb davon verschont.
Je schlechter es mir geht, umso mehr bevölkern die Gespenster meiner Kindheit meine Gedankenwelt. Nach vorne leben, nach hinten verstehen- es gibt noch halbleere Ordner in meinem Archiv.
(Im Hintergrund jault Welpilein nach der verlorenen Freiheit)
kreuzberg süd-ost 
Ach liebe tikerscherk, es tut mir so leid!
Alles wäre leichter, könnte man sich von dysfunktionalen Eltern wirksam scheiden lassen. Es ist eine Zumutung, auch das noch selbst tun zu müssen.
Möchten Sie was für die Ohren? Cedric Burnside, bei dessen Blues man die westafrikanischen Ursprünge immer durchhört, ich bin ganz hin und weg. Aktuelle Platte, I Be Trying-> https://www.youtube.com/watch?v=RAUSvPmUiLA&list=OLAK5uy_n5DjRmThy0CM_2BIPADEc0Qlw8QHgzyg4&index=1 bißchen älter, Benton County Relic-> https://www.youtube.com/watch?v=9OxDgqahdtQ&list=OLAK5uy_nv7Cd5LQxPMi-ivV9KrpL4SiZ-djCQDrs&index=1
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Danke, liebe Dame!
Zur Zeit höre ich fast nur Schumann und Chopin. Stimmen sind mir zuviel Mensch.
Ich werds hören, wenn ich wieder ein offenes Gemüt habe. Freu mich über die Empfehlung, gerade weil sie von Ihnen kommt. Danke!
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Ach, das eingetrübte Gemüt und die Sache mit dem Sohn, dem Sonnenschein, wie ich das alles kenne! Ich wünsche ein paar sonnige Momente, mit nichts vorne und nichts hinten, sondern einfach Luft zum Leben und Licht!
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Der Liebling einer so durch und durch gestörten Mutter zu sein, war sicher nicht einfach für meinen Bruder.
Dake für die guten Wünsche- ich hoffe, all das in den Alpen zu finden!
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Deine Geschichten sind schmerzhaft, muss ich sagen, haben aber auch etwas Groteskes. Was für verrückte Wesen da auftreten, was für wütende Gestalten – ich bestaune sie wie seltsame Tiere. Das ist auch wirklich immer toll geschrieben, und ich stelle mir vor, solange Du schreibst, wird Dir das Gift der frühen Jahre nicht viel anhaben. Nur fürchte ich, es nagt doch an Dir. Also wünsche ich Dir hinreichend Widerstandskraft und eine wohl empfindsame, aber robuste Seele.
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Ich kannte eine Frau, die zwischen Generälen und Künstlerinnen aufwuchs. Bei Parties in ihrem Elternhaus, das zugleich ein Retreat war, schritten Uniformierte durch den großen Garten, derweil Esoterikerinnen aller Länder in Feengewändern Ringelreihen tanzten.
Als sie mir davon erzählte, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass auch andere merkwürdige Kindheiten durchlebt haben. Vielleicht war meine einfach besonders schmerzhaft oder ich besonders empfindlich.
Robust und empfindsam – das wüschte ich mir auch.
(Vielen Dank für Deine freundlichen Zeilen, ich freue mich wirklich sehr darüber).
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