Das Tölchen

Pregabalin heisst der Wunderstoff, der dem geplagten Tölchen derzeit zu neuen Höhen verhilft und mir etwas Ruhe schenkt.
Seit sie das Mittel bekommt, sind die schweren neurologischen Aussetzer (Atemnot, Zittern, Epilepsie) wie weg geblasen.
Der Tumor freilich verschwindet nicht und ich weiss, dass es geschenkte Zeit ist, die wir zusammen verbringen dürfen. Früher oder später wird der Feind in ihrem Kopf auf andere Areale drücken und auch dieses Wundermittel seine Wirksamkeit verlieren.
Insgeheim träume ich davon, sie noch ein Mal in die Berge bringen zu können, im kommenden Sommer. Ich geimpft und sie so fit, dass wir am Abend zu dem kleinen Höhenzug wandern, vorbei an Siegfried dem Bullen und seinen wiederkäuenden Freunden, uns oben angekommen auf bzw. unter die Bank setzen und gemeinsam auf den silbernen See blicken können.

Ich weiss nicht, was mich so zuversichtlich stimmt und wie lange dieser Optimismus dem „richtigen Leben“ standhalten wird. Aber ich glaube fest daran, dass sie es bis dahin schaffen und der statistischen 5-Monate-Überlebensdauer ab Beginn der neurologischen Symptome (im vergangenen August) ein Schnippchen schlagen wird.
Wenn das Tölchen nur ein wenig nach mir kommt, dann kriegen wir das hin.

19 Kommentare zu “Das Tölchen

  1. Ich wünsche euch, dass das mit den Bergen klappt, notfalls mit FFP2- oder sonstwie High Tech-Maske.
    Ich kann nicht wissen wie das bei Hunden ist und ich weiß auch nichts über den Einsatz bei Tumoren, aber meine ganz persönliche Erfahrung mit Pregabalin ist von dir ziemlich gut mit Wunderstoff beschrieben. In der Zeit, in der ich es bekommen habe (wurde mir vor einigen Jahren weggenommen, da die Kasse es nicht mehr zahlen wollte): Keine Schmerzen, keine Anfälle, motorisch „gezielter“, kaum neurologische Ausfälle, kaum Seh- und Hörstörungen und auch kräftigere Muskulatur. Sag ihr, Mensch konnte damit Serpentinen hinauf gehen, sie soll positiv bleiben (also im Denken).

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    • Du kennst das Mittel? Es ist wirklich ein Wunderstoff. Dass sie Dir das wieder weggenommen haben, ist eine Schweinerei. Ist da nichts zu machen? Besonders toll finde ich ja, dass es quasi unverändert den Körper wieder verlässt und somit weder Leber noch Nieren belastet.
      Ich weiss, dass irgendwann die Symptome zurück kehren werden, aber gerade bin ich einfach nur froh.

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      • Ich habe mehrere Jahre lang Lyrica 200mg bekommen (war zeitweise das einzige Antikonvulsivum damit auf dem Markt und entsprechend teuer, heute gibt es Generika): Besser ging es mir nie. Und ich war sehr sauer, dass es mir weggenommen wurde, so sauer, dass ich mich über ein Jahr mit der Kasse gezofft hab. Ohne Erfolg. Ich hab auch Jahre mit Carbamazepin gehabt (jetzt auch für Notfall), aber ganz ehrlich: Schon Ian Curtis wusste, dass Carbamazepin ein Arschloch ist. Ich konnte teilweise nicht geradeaus schauen und das ist nicht metaphorisch gemeint. So etwas hatte ich bei Pregabalin gar nicht. Mit Pregabalin war ich auch voll arbeitsfähig (7 Stunden, 5 Tage pro Woche), auf Carbamazepin muss ich mit mindestens einem Tag Verlust rechnen.
        Was für mich an Pregabalin auch gut war: Keine Angstzustände. Dadurch dass ich eine gestörte Hirn-Sauerstoffversorgung habe neige ich zu so etwas, durch den Sauerstoffmangel bedingt. Deswegen habe ich vor ein paar Monaten nochmal versucht die Neurologie zu bequatschen. „Wir sind ein Krankenhaus, wir machen das nicht.“ Nicht toll.

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