Am Morgen schnürt eine Frau im langen, schwarzen Kleid über das Dach des Zuges. Ihre Bewegungen ein Fruchtbarkeitstanz.
Bald nach dem Aufstehen lege ich mich wieder hin. Obstbäume vor dem Fenster.
Nachts höre ich Dokus. Nach wenigen Minuten bricht die Verbindung ab und ich schlafe ein.
Gegen 6 Uhr das helle Läuten der nahegelegenen Kapelle. Im Garten brennt Licht für die Heimkehrer. Ich schließe die Augen und öffne sie als ein regelmäßiges Scheppern die Stille zerschlägt. Jemand wirft Äpfel in eine Schubkarre.
Auf dem Hof ist keine Stimme zu hören.
Am Nachmittag erhebe ich mich noch einmal aus dem Bett. Nach einem Becher kalten Morgenkaffees ziehe ich einen roten Rock über und gehe durch das Dorf. Die Sonne scheint auf den See, die Bergspitzen liegen im Nebel. In einem düsteren Nadelwäldchen steht ein schwarzer Holzverschlag. Verborgen allen die nicht von ihm wissen. Ich horche auf Klopfzeichen oder Wimmern und gehe rasch weiter. Wieder zirpen die Zikaden und die Sonne sticht und schmerzt. Ich will mich abstützen und finde keinen Halt. Mit geschlossenen Augen stolpere ich davon. An der nächsten Biegung höre ich die alte Frau und hebe vorsichtig ein Lid. Als sie mich sieht, stellt sie sich vor ihren Schäferhund und redet beruhigend auf ihn ein. Ihre Stimme klingt blechern. Auf Eierschalen schleiche ich an ihr vorbei.
Ein Schnipsen und es hört auf
Vor der Kurve das heisere Horn der Lokomotive. An den Gleisen steht ein Mann und sagt: Mit dem Hut sehen Sie aus wie Gabriele Münter.
Traumfetzen, scheint es mir. Eindringlich beschrieben. Roter Rock, Schäferhund, alte Frau, Eierschalenlauf – dir sind andere Sachen wichtig, beim Lesen blieben mir diese hängen. –
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Keine Traumfetzen. Allein die Frau auf dem Zugdach ist eine Fata Morgana.
Ich fiebere und erlebe alles anders als gewohnt. Heute geht es besser.
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Ich denke, wie Frau Wildgans, an Traumfetzen!
Dort wo du bist soll es dir nur gut gehen!
Herzlichste Grüße, Ulli
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Es geht mir gut, selbst dann wenn es mir körperlich schlecht geht. Dafür bin ich hier- krank sein, schlafen, genesen.
Danke Dir für die leiben Wünsche und herzliche Grüße zurück!
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Das lese ich doch gerne, danke dir dafür, herzlichst, Ulli
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Mein Gasthof-Bett im 3.Geschoss war nur 30 Meter von einem Kirchturm entfernt: ich weiss was das volle Sechs-Uhr Läuten mit allen Glocken bedeutet. Das gehört einfach zum Leben in der Dorfgemeinschaft.
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Ich mag das Gebimmel und Geläute und die Geheimnisse dahiner.
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Mich macht es ein bisschen traurig, das zu lesen. Es klingt, als würde dein Glücksort für dich diesmal nicht wirklich funktionieren… Aber nein, es bleibt von Glücksorten immer etwas Gutes zurück, manchmal spürt man es nur später.
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Das Glück ist leiser dieses Mal, die Erschöpfung war einfach zu groß. Langsam füllt sich der Speicher. Bald wird es mir wieder richtig gut gehen, da bin ich sicher.
Liebe Grüße aus den Bergen!
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Vielen lieben Dank, und lass die Hoffnung nie verlöschen, wenn es irgendwie geht…
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In Kreuzberg-Südost ist das aber nicht!
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True. Wir urlauben in den Alpen.
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