geblich, zweifelt, loren, zagt

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Zehn Monate braucht es, ein Kind auszutragen.
Zehn Monate, eine Lebensgrundlage wegzuspülen.
In weniger als zehn Tagen werden die Wellen über mir zusammen schlagen.

Dieses Blog ist eine uninspirierte Jammerplattform geworden. Kein Funken Schwerelosigkeit, keine graubunte Melancholie, keine bildhafte Erzählkraft, keine freundschaftlichen Dialoge mehr. Nur noch selbstumkreisender Monolog. Was mich antreibt und zugleich lähmt, ist die nackte Angst. Und um Herrn Ackerbaus Motto aufzugreifen: (only) In the absence of intimidation, creativity will flourish.

Nach einem niederschmetternden Vormittag sitzen wir benommen in der Küche. In meinem Kopf wummern die großen Glocken, im Hintergrund das Zetern der Spatzen auf den Bambushalmen. Auch die Meisen geben fröhlich Laut und für einen Augenblick sehe ich mich im Licht des Tages auf der Schaukel meiner Kindheit sitzen. Über mir das Quietschen der Haken im Ring, in den Bäumen der rostige Gesang früher Vögel. Unwirkliche, gleißende Gegenwart. Jetzt.

Der Bekannte und ich sitzen und starren. Jeder für sich.
Auf der Straße streben Menschen Interimszielen entgegen. Vis à vis performt eine Gruppe orange gekleideter Arbeiter urbane Männlichkeit. Im Kreis aufgestellt, betrachten sie die Gehwegplatten und kratzten sich am unrasierten Kinn.

 

Nachts schaue ich mir Reportagen über Halligen an. Ohne Eile und ohne Furcht bereiten die Bewohner sich auf Landunter vor.
Es beruhigt mich, zu sehen, dass zumindest ein kleiner Teil der Warften immer über Wasser bleibt, und dass die Menschen in ihren Schutzräumen auch die verheerendste Sturmflut unversehrt überstehen.

Bild: Jaym s., img 1864, flickr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

25 Kommentare zu “geblich, zweifelt, loren, zagt

  1. Ach Mensch Tiker, es kann nicht sein, dass ein Richter dein Los nicht würdigt. Sollen wir – deine treuen LeserInnen – nach Berlin kommen und demonstrieren? Oder Geld sammeln für den Widerspruch gegen ein unmenschliches Urteil? Oder sag uns, wie deine Krankenkasse heißt und wir starten eine Austrittskampagne!

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  2. Ich möchte das jetzt schon wieder nicht liken… Es haben oben Vorrednerinnen Demos vorgeschlagen, das klingt eher unrealistisch für mich, aber was wäre mit einer Petition bei change.org so wie zum Beispiel Maria Langstroff das gemacht hat? Ich sage nicht, dass das hundertprozentig wirksam ist, aber sie hat so weit ich weiß damit so Druck machen können, dass sie einen Teilerfolg erzielen und zu Hause Assistenz erwirken konnte und im März neu verhandelt wird. Vielleicht kannst entweder du selbst oder jemand in deinem Umfeld in deinem Auftrag so etwas starten. Wenn alle deine Lesenden hier das weitertragen (Soziale Netzwerke, Blogs etc.), kommt vielleicht auch eine stattliche Anzahl Unterschriften zusammen. Man könnte auch bei kobinet-nachrichten und Co. fragen ob sie die Petition verlinken etc. (jemand, der Twitter hat – ich, in dem Fall leider, nicht – bräuchte die nur anzutweeten und fragen ob sie den Petitionslink teilen würden, da hätte man innerhalb einer Stunde vielleicht viel Publikum und ordentlich Verbreitung).

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    • Liebe Leute,

      ich bitte Euch die Füße still zu halten. Ich befinde mich immer noch im einstweiligen Rechtschutz und kann udn will die Judikative nicht verstimmen.
      Wenn ich an die Öffentlichkeit gehe, was ich nicht ausschließe, dann lasse ich Euch das wissen udn freue mich über jede Unterstützung.
      Sowohl eine Demo, als auch eine Geldsammlung o.ä. könnne zu diesem Zeitpunkt nur schaden. Das klingt absurd und ist es leider auch.

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      • Ich kann dich verstehen. Manchmal ist es effektiver wenn man zunächst „zögert“ (was man ja innerlich nicht tut) als gleich zu handeln, weil das sofortige, wenn auch berechtigte, Handeln als Provokation wahrgenommen wird, auf die mit „Jetzt erstrecht (nicht)“ reagiert wird, nur des Drangsalierens halber. Das ist unverständlich, aber oft normal. Denen sind ihre Standpunkte oft mehr wert als die Menschenleben, die drunter zu leiden haben.

        Für mich persönlich klang dein Beitrag – das liegt nicht daran wie du es rübergebracht hast, sondern daran wie ich es wahrnehme -, so als könne man schon irgendwie handeln, weil die die letzte Karte gegen dich bereits ausgespielt hätten. Deiner Antwort jetzt ist klar zu entnehmen, dass das nicht so ist.

        Alles Gute und viel Kraft dennoch!

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        • Die letzte Karte ist noch nicht gespielt. Es wurde eine Notlage geschaffen, die mich zwingt in den nächsten Tagen ins Krankenhaus zu ziehen. Was das für mich und mein Leben und den Hund bedeutet, weisst Du ja. Aus einer Klinik heraus das Leben weiter zu organisieren ist sehr schwer möglich. Insofern steht zu befürchten, dass ich da nur schwer rauskommen werde.

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          • Ja, ich weiß was das für dich bedeutet, so wie du auch weißt, dass ich es bei anderen gesehen habe und dass das für mich unter Zwangseinweisung fällt. Es ist so… traurig? unverschämt? diskriminierend? entwürdigend? Alles davon und noch mehr.

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    • Ich hab die Geschichte von Maria verfolgt.
      Immerhin ist sie jetzt draußen. Aber dieses ständige Verhandeln und die dauerhafte Angst ist bestimmt immer noch höllisch und schwer auszuhalten.

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  3. sorry.. ich schreib mal hier: Danke der Nachfrage :) ich bemühe mich ja meist und öfters und vor kurzem dachte ich, ich probiers nochmal mit meiner „ersten“ Idee hier bei WordPress und .. gucken :) wenn Ihr mir folgt, so wird Da ja Kunde getan ;) .. ich lese weiterhin mit und heute dachte ich, Da ich auch bereits diese „Begutachtungen“ kenne, Da kann ich nur viel Kraft wünschen, also: Alles Gute dafür, LG

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      • ja, ich bin noch bei WordPress und lese halt per mail mit und bin gerade dabei all mein Zeugs zu sammeln und und.. die Begutachtungen kenne ich auch, jep, vermessene Vermessung von „Sachen“, die nicht messbar sind. Steht mir dieses Jahr wohl auch nochmal bevor und dann gucken.. wenn der Herr Staat nicht so ein verzwacktes Menschenbilddings hätt, da wär ich froher, so bleibe ich ein Verwaltungsakt, eine Kennziffer, auch und gerade weil ich wohl nicht klar in irgendeine Vermessungsschublade passe. Bleibt uns nur, dass wir daran nicht zugrunde gehen… Alles Gute und Liebe wünsch ich, auf bald ;)

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