Enttäuscht, so könnte man sagen, wird immer nur der, der sich in selbstgewählter Realitätsverweigerung täuschen lässt, um etwas zu haben woran sich festhalten ließe. Wem, wenn nicht sich selbst, wollte man Vorhaltungen dafür machen.
Es geht nicht um Schuld oder Nichtschuld, ein Muster, von dem zu befreien wir Christenmenschen uns bis zur Bahre quälen. Und selbst dann noch, beim Salto rückwärts ins ewige Schwarz, entfährt uns ein Seufzer des Bedauerns und der ungesühnten (weil unsühnbaren) Schuld. (Ein Stern möchte ich werden, ein trotziger, der nie verglüht).
Vielleicht geht es um Vertrauen, Zusammenhalt, Solidarität. Diese einzufordern, als das schwächste Glied in der Kette, ist wie der Ruf nach einer Reichensteuer. Wohlbegründet aber vergeblich, solange die Besitzenden die Gesetze machen. Also immer.
Und wer, seien wir ehrlich, würde schon seinen Mantel in der Mitte zerschneiden, um ihn mit dem Bedürftigen zu teilen, wenn der Winter eisig und der Sommer fern. So frören doch beide und niemandem wäre geholfen.
In Bangkok noir beschreibt Willemsen einen einbeinigen Bettler, der eine halbe Stunde neben einem Restauranttisch stehend ausharrt und der doch keinen Bissen abbekommt von den Speisen, die die Gäste sich stäbchenweise einverleiben. Schließlich verabschiedet der Mann sich mit einem freundlichen Nicken und zieht klaglos davon.
Schiffe, die den Hafen nicht erreichen. Sich auflösen im Meer, wie die Zuckerwatte, die dem Waschbären zwischen den Händen zerfließt. Die immer schon da waren und schließlich für immer verschwinden und aufgehen in dem großen Ganzen. Keine Ankunft, nur Sein und Vergehen und doch bleiben.
Es gibt keinen Hafen, hast du vor Jahren gesagt, als ich noch alberte und aus den Länderkenzeichen einen solchen auf die Heckscheibe buchstabieren wollte. Von Ungarn (H) über Österreich (A) und Frankreich (F), nach Spanien (E) und schließlich nach Norwegen wollte ich mit dir reisen und ankommen am Haugesund. (Namenswitze, eine Schwäche von mir. Hau gesund! Wäre das nicht wunderbar?)
Es gibt keinen Hafen, wiederholst du in der Nacht im dunklen Raum und redest erneut von den ziellosen Schiffen auf dem dunklen Meer und von ihrem Untergang und schläfst bald darauf ein und ich höre deine regelmäßigen Atemzüge neben mir und ich denke: doch, den gibt es.
An Häfen zweifele ich nicht. Ich lebe in einer Hafenstadt und habe sie auch in mir und in geliebten Menschen. Das ist gut.
Enttäuschungen: Die Aufhebung von Täuschungen. Mir tut das weh. Sie können in mir geschehen. Vielleicht habe ich mir von meinem Gegenüber etwas gewünscht, das für diesen Menschen nicht stimmt.
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Ein Hafen taugt nicht zum Reisen. Er dient allein dem Ankommen.
Was man sich wünscht und was man versprochen bekommt und was sich nicht erfüllt – Häfen, die man nicht anlief.
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Ganz interessant. Die Buddhisten missionieren nicht, weil Himmel da nicht vorkommt.
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Ich weiß noch nicht, wie ich das finde. Keine Verheißung, keine Enttäuschung, oder keine Verheißung, keine Hoffnung…
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Genau die Entscheidung bleibt einem da selbst überlassen. Es wird aber auch ein „weiß nicht“ hinauslaufen.
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Wahrscheinlich. Hier und Jetzt ist ja auch nicht schlecht. Zumindest für´s Erste.
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Ich hoffe dich nicht mehr in der Frage nach Schuld und Unschuld zu sein. Wäre ein Jammer bis zum Grab daran zu tragen.
Vertrauen ist alles. Es im großen Maßstab suchen zum Scheitern verurteilt. Vielleicht vertrauen wir also einfach, dass unser kleiner Beitrag zum Selbigen Früchte tragen wird. Denn klein sind wir und ein Vergleich meist groß.
Ich wünsche dir einen wundervollen grauen Sonntag.
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Das wünsche ich Dir auch.
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Haugesund, das waren doch die sich selbst den Rücken peitschenden Menschen.
„Es gibt keine Schuld“, sagte mal jemand. Ich weiß nicht mehr, wer das war.
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Haugesund sind in meiner Vorstellung keine Brachialflagellanten, sondern eher sowas wie rabiate Osteopathen. Tut weh, tut gut.
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achso.
ich bin nächstes We wieder bei einer Thaimassage, da tut’s auch weh, aber gewollt.
Mein Körper ist noch erstaunlich gut beieinander, das muß ich mir immer wieder selbst sagen…unbedingt!
Lieben Gruß!
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Vor gut 20 Jahren wollte ich zusammen mit einem Freund ein total zerstörtes Hotel „blue haven“ kaufen. Darüber habe ich mit einem Chinesen in einer wundervollen Villa in Trinidad verhandelt. Leider wurde nichts daraus sonst würde ich wahrscheinlich hinter der Rezeption stehen auf den Ozean blicken und träumen.
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Wow! Darüber würde ich gerne mehr lesen.
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Mir fällt nicht immer was ein, hierzu nur das: Schuld ist ein Scheißding und haftet wie Teer. Man kann sich nur mit viel Gebrüll und Tanzerei am Rande davon befreien, danach unbedingt über die Golden Gate Bridge rennen und was von Freiheit schrein…
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