Mitwirken

 

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Die absurdesten Dinge werden im Rahmen einer willkürlich erweiterten Mitwirkungspflicht von mir verlangt. Dinge, die ich weder erfüllen will, noch kann, doch wenn ich nicht tue, wie mir geheißen, droht man mir mit dem Schlimmsten. Wirklich dem Allerallerschlimmsten. Um die Schlinge noch enger zu ziehen, setzt man enge Fristen.

Intensivmedizinisch soll ich mich behandeln lassen, sogenannte Apparatemedizin. Ein Arzt müsste dabei ständig anwesend sein, was bedeutet, dass die Behandlung nicht in den eigenen vier Wänden stattfinden könnte. Das Dumme: die Behandlung soll ab sofort und ein (möglichst sozialverträglich kurzes) Leben lang laufen.

Meine Ärzte lehnen diese Forderung strikt ab. Sie halten sie, aus gutem Grund, für ungehörig, unangemessen, überzogen und unnötig, Die Behörde möchte weitere Gutachter einschalten. Es hört einfach nie auf.

Mein Hund hat derweil einen Rückfall erlitten. Sie verweigert Futter und das wichtige Medikament. Die Veterinärmedizin bemüht sich um sie und ich bin sicher wir kriegen das wieder hin. Zeit, Geduld – die üblichen Ressourcen, die inzwischen annähernd verbraucht sind.

Meine Schlafzimmerwände überwuchern unterdessen weiter mit schwarzem und grünem Schimmel, alles ist undicht, die Heizung schwächelt und die Fenster sind nur einfach verglast. Die Vermieterin lacht sich ins gehässige Fäustchen darob. Seit einem Jahr reklamiere ich diese Zustände und es passiert einfach nix, außer größeren und kleineren Gemeinheiten, wie beispielsweise dem Einbau gleich zwei neuer Schließsysteme im Haus, an denen ich mich mit etwa 500 Euro beteiligen soll, weil irgendwer einen Generalschlüssel verbummelt hat.
Ich und meine Lunge pfeifen auf dem letzten Loch: When the Saints go marching in

Wenn´s so weiter geht wird das doch noch was mit der Intensivmedizin.

Gegen wen soll ich noch alles klagen und ankämpfen (Motten. Lebensmittelmotten! Überall!) frage ich mich, und wie lange muss ich durchhalten. Wann endlich darf ich mich hinlegen, die Augen schließen und nicht mehr erwachen aus einem Traum von himmlischer Ruh.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Nadja Varga, flickr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

40 Kommentare zu “Mitwirken

  1. Oh je, das klingt sehr anstrengend! Ich wünsche viel Kraft zum weiterdurchhalten! Und gegen die Lebensmittelmotten helfen SUPER schlupfwespen. Klingt zwar erstmal merkwürdig, aber man bekommt das gar nicht richtig mit und danach sind die Motten weg!
    Herzliche Grüße!

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    • Ich hab schon die erste Fuhre Schlupfwespen in die Schränke gepackt. 30000 Stück. In 2 Wochen kommt die nächste Lieferung. ich hoffe, wenigstens diese Sache geht gut über die Bühne.
      Dank für die guten Wünsche und herzliche Grüße zurück!

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  2. Das klingt sehr traurig, und ich kriege Wit beim Lesen und habe keine Idee, wie ich helfen kann. Der Terror, der mit deiner Krankheit einhergeht, macht einfach sprachlos…

    Mein Sohn lebt in Berlin, und ich kenne das Wohnungsdesaster nur zu gut. Trotzdem haben auch Vermieter keine Narrenfreiheit. Die diversen Schutzverbände kennst du aber wahrscheinlich schon…

    Zum Thema Lebensmittelmotten gibt es Klebefolien für die Innenseite der Schranktüren. Diese gaukeln den Motten einen potenten Sexualpartner vor, und den Rest kann man sich denken. Bei uns hat es geholfen, denn die cleveren Tierchen kriegt man nicht mit Wegschütten und -wischen. Sie legen ihre Eier gern in die Löcher, die für die Regalböden vorgesehen sind.

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    • Liebe Elisa,

      ich habe Klebefallen, Schlupfwesepen und inzwischen alle, alle Lebensmittel in fest verschließbaren Boxen. Ich bin in der Berlier Mietervereinigung, habe einen Anwalt für Sozial- und Verwaltungsrecht und ein paar Unterstützerinnen an meiner Seite, außerdem meine Ärztinnen und allen voran mein Bekannter. Meine Familie kommt für die Anwaltrechnungenauf, die sich inzwischen auf mehrere Tausend Euro belaufen und ich selbst habe Sozialarbeit studiert, kenne mich also im Sozial- und Verwaltungsrecht ein wneig aus. So gewappnet sollte mir eigentlich nichts passieren dürfen. Aber die Gegenseite gibt alles um mich klein zu kriegen und mir geht langsam die Puste aus…

      Danke für Deinen Zuspruch!

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      • Verzeih bitte, ich wollte dich nicht belehren. Es ist ja nur ein kleiner Spalt, durch den ich in dein Leben schaue, und daher mein eher missglückter Versuch, irgendetwas zu tun oder zu raten.
        Möge sich doch noch alles für dich zum Guten wenden, dass wünsche ich dir sehr…

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  3. Es ist wirklich schrecklich, unerträglich und „es tut mir leid für Dich“ zu schreiben, kann nicht im mindesten ausdrücken, was ich empfinde und was ich Dir sagen möchte. So lese ich zunächst weiter – schweigend – mit, bis ich die passenden Worte finde und sende Dir solidarische Grüße!
    Herzlichst
    Agnes

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  4. Ach, Frau Chronistin. Das ist alles so schlimm. Gibt es denn einen Ausweg? Den Jemanden, der sie mitnimmt nach Italien? Oder der Ihnen eine andere Wohnung anträgt?
    Lunge und Schimmel sind so ein schlechtes Paar. Ich wünsche Ihnen, das alles besser wird, nicht gut, besser. Am Leben bleiben ist immer die bessere Wahl.

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    • Wenn alles mit rechten Dingen zugeht oder zuginge, sollte es einen Ausweg geben, liebe Frau Crocodylus. Gerade sieht es aber so aus, als wolle man bewusst Recht brechen und mich mürbe machen bis ich aufgebe bzw. die finanziellen Ressourcen (Anwaltskosten) versiegen.
      Ich habe keine Ahnung wie das ausgehen wird, aber ich werde gewiss nicht in eine Klinik oder andere Intensiveinrichtung gehen und mein Leben unnötigerweise an Apparaten verbringen.
      Dann lieber gar keine Behandlung mehr. Doch genau zu diesem Verzicht, der ja letztlich mein Untergang wäre, will man mich offenkundig zwingen.
      Ach.

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        • Mein Anwalt ist dran. Derzeit finden die „Verhandlungen“ vor allem auf Email-Ebene, z.T. ohne Angabe von Rechtsgrundlagen statt. Reine Willkür und Schikane, die allerdings nicht von einer Sachbearbeiterin ausgeht, sondern tatsächlich von ihren Vorgesetzten. Das zeigten auch die Vermerke in den Akten (Anwalt hatte Akteneinsicht beantragt).

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  5. OmG, natürlich pfeift da deine Lunge, würde jedem so gehen mit Schimmel an den Wänden, das ist wirklich Wahnsinn. Notfalls kannst Du das Gesundheitsamt einschalten, das geht doch einfach nicht, ihr werdet ja krank oder noch kränker. Ich wohne in Xberg und habe auch so Problemchen mit den Fenstern, außer dass alle Fenster ziehen, extra lüften brauchen wir nie, ist die Balkontür undicht und bei Starkregen und Südwind kommt das Wasser von allen Seiten rein: über die Schwelle, unten durch die Tür und sogar durchs Oberlicht, zweimal, als wir nicht zu Hause waren, ist es bis zu unserer Nachbarin unter uns durchgelaufen. Wenn wir da sind, stehen wir mir Eimern und Handtücher bereit – dieser Zustand dauert schon an die 5 Jahre. Die Hausverwaltungen wechseln zwar ständig, doch alle sind sich gleich, keine reagiert auf unsere Briefe.
    Andererseits hält man lieber die Fresse, die Häuser werden luxussaniert , und die alten Mieter rausgeekelt. Davor bibbere ich, ich will hier bleiben…
    Aber bei Schimmel hört der Spaß auf! Ich wünsch Dir ganz viel Kraft, und das Du erst mal diesen Schimmel loskriegst.

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    • Oweh, das ist bei Euch ja noch anstrengender als bei mir. Hier läuft (fast) nie was rein. Wi haben „nur“ den Schimmel.
      Danke für die guten Wünsche und Euch hoffentlich weiterhin eine bezahlbare Bleibe in unserem Kiez!

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  6. Ich will das nicht „liken“, dass ich dich verstehen kann und das alles für einen riesengroßen Scheiß halte kannst du ja aus diversen Beiträgen bei mir ableiten. Ich habe ja auch genug Rennerei und die geben nicht nach. Ich weiß nicht wie du das siehst und ich will dir auch nicht zu nahe treten, aber für mich fällt das, was da von der Behörde gefordert wird unter versuchte Zwangseinweisung. Ich weiß nicht ob du die Kraft hast, aber wenn, dann erzähle das mal AbilityWatch, die sammeln Fälle – auch von chronisch Kranken – und vielleicht haben die eine wirksame Keule für dich, dass du dich wehren kannst.

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      • Was mir noch einfällt: Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben, vielleicht wissen die noch was oder der Assistenzdienst, der letzten Monat in Berlin (war’s nicht sogar Kreuzberg?) demonstriert hat. Vielleicht haben die Zugriff auf irgendwelche Urteile oder ähnliches, die dir nützen können. Zumindest der ISL und AbilityWatch sind mittlerweile relativ bekannt dafür nicht klein bei zu geben und gegebenenfalls über sämtliche Kanäle zu trommeln, das könnte Kostenstellen einschüchtern. Die haben Schiss die nächste Reportage vom Team Walraff zu werden.

        Ich kenne die Situation weniger drastisch selbst. Vor einigen Jahren hieß es von Seiten des Kostenträgers ein sehr teures Medikament, entweder ich lasse mich mit Akupunktur behandeln oder die Kostenzusage für die Tabletten ist weg. Nun war aber mehrfach belegt, dass ich durch die Akupuntur Krampfanfälle in epileptischem Ausmaß bekam , also habe ich gesagt, das können die vergessen. (Ironischerweise handelte es sich bei dem Medikament um das es ging um ein Antikonvulsivum.) Anderthalb Jahre Theater, in denen ich irgendwann gelernt habe mit höherer Anfallfrequenz zu leben. Und natürlich dieses ewige „Wenn Sie nicht bereit sind diese und diese Orthese…, dann kriegen Sie eben das und das nicht“…

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  7. Ich weiß nicht, was ich dazu kommentierend sagen kann als Scheiße. Mir hat das Gesundheitsamt, als ich 20 war, das Leben versaut, und das auf viele Jahre. Halt die Ohren steif, liebe tikersherk, und Grüße ans Tölchen! Gerda

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  8. In diesem Raum mit Schimmel darfst Du nicht mehr schlafen! Alles dokumentieren inkl Probenentnahme. Professionell entfernen lassen, mit Spezialalkohol nacharbeiten lassen. Evtl. müssen kontaminierte Möbel, Betten weg. Sorry für meine Nachricht.tom

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  9. Ach Tikerscherk, ich wünschte, du könntest einen Schnitt machen. Raus aus der Wohnung, vielleicht raus aus Berlin und zurück nach Frankfurt – da ist es auch in deine geliebten Berge nicht so weit.
    Alles Gute!

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