keulen

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Im Internet kann man schön Menschen hinterher recherchieren und während des Spurenaufnehmens hinterlässt man eine eigene Spur für Jene, die einem irgendwann an den Kragen wollen, wegen was auch immer. Es findet sich etwas, keine Sorge.

In seinem Buch Saturday erwähnt Ian Mc Ewan die Foltermethoden Saddam Husseins, sowie gesetzliche Regelungen im Irak, die für Straftäter Amputationen vorsahen. Sofort denke ich an die Schauspielerin mit der ich vor ein paar Jahren Urlaub in Oberstdorf machte. Wir spazierten gerade am Schrotti, einem Trödelladen mit alten Pflügen und rostigem Hausrat vorbei, als das Gespräch auf Vegetarismus kam. Eine von uns beiden erzählt der anderen von einer Variante des gemäßigten Fleischkonsums, bei der einem Tier, statt es zu töten, ein Bein amputiert und das Fleisch an einem Festtag gegessen wird. Als Dank für dieses Opfer wird das Tier ein Leben lang versorgt und gefüttert und muss, anders als herkömmliches Schlachtvieh, nicht sterben. Nachdem wir das Thema verlorenes Vertrauen kurz gestreift haben, sagt die (fleischessende) Schauspielerin: lieber wäre ich tot als beinamputiert. Ein Leben mit Behinderung wäre für mich nicht mehr lebenswert. Ich gebe ein paar Widerworte, sie besteht auf ihrer Bewegungsfreude. Ich sage: Paralympics, sie sagt: Ogott. Dann schweigen wir und wir schweigen bis heute.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild: hermesmarana, cichy kacik 20, flickr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/

13 Kommentare zu “keulen

  1. Einem Tier ein Bein zu amputieren finde ich wesentlich schrecklicher als es als Ganzes zu essen. Das Tier versteht nicht, dass ihm dadurch das Leben gerettet wurde und muss sein restliches Leben humpeln. Das kann man doch nicht vergleichen mit behinderten Menschen, die das beste aus ihrer Situation machen

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    • Ich diskutiere und feilsche nicht gern über/um den Wert von Leben. Wer seine eigene Lebensfreude aus der Unversehrtheit seiner Glieder zieht und ohne diese lieber tot wäre, ist schon arm dran.

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        • Nein. Ich glaube, dass es dem Tier egal ist ob es drei oder vier Beine hat. Hauptsache essen, trinken, Gesellschaft und schlafen.
          Diese Amputationssache, wenn es sie denn gibt, ist natürlich daneben. Tiere ein Leben lang einzusperren, ohne Betäubung zu kastrieren und dann zu (zum Teil unter furchtbaren Qualen) töten finde ich noch viel krasser. Aber darum sollte es mir hier nicht gehen. Ich staunte einfach über den sehr eingeschränkten Begriff von Lebensqualität, den die Frau hatte.

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  2. Sehr verquerästhetisch! Meine Eltern hätten ihren alten Gifthahn namens Hitler also gar nicht schlachten müssen. Er wäre halt ein wenig instabiler geworden, hätte ihnen nicht mehr können ins Gesicht springen, wäre nur mehr befangen in Stallecken gelegen!

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