Den alten Bus hat dann doch der Unterfranke übernommen, auf dem freien Markt verkaufen ließ er sich nicht mehr. Während der Jahre in der Scheune haben ganze Mäusekolonien darin gehaust und der mit Birkenholz vertäfelte Wagen ist überall, auch hinter der Verkleidung, voll mit Mäusekot und Mäuseharn und aus jedem Winkel springt einem das gefährliche Hansa-Virus entgegen. Betreten geht nur mit Mundschutz. Kärchern allein wird nicht reichen. Der Unterfranke wird großflächig Desinfektionsmittel einsetzen und vermutlich alle Einbauten erst einmal ausbauen müssen. Verschrotten wäre einfacher gewesen, denn auch sonst ist nichts mehr frisch bei dem alten Gefährt, der Gasschlauch zerfressen, die Bremsen verrostet, der Schweller, die Schiebetür, ach. Statt 12 Monatsmieten dafür einzustreichen, wie erträumt, habe ich folglich keinen Cent dafür bekommen, aber immerhin bleibt der Bus en famille, das ist auch was wert.
Ich verplane überaus gerne Geld, das ich nicht habe und niemals besitzen werde
Eine meiner Lieblingsüberlegungen geht so: ich gewinne 7000 Euro Sofortrente steuerfrei im Lotto. Sogleich mache ich mich auf die Suche nach einem Grundstück und baue mir einen langezogenen Betonbungalow mit Flachdach und Innenhof darauf. Moos wird eine zentrale Rolle in meinem Patio spielen, auch einen Dackel werde ich haben, der seine holde Teckelschnauze in der Mittagsstund aufs weiche Moos bettet. Ansonsten natürlich polyamouröses Leben bei bodentiefen Fenstern in großen Räumen, lichte Raumhöhe dreifuffzich oder mehr, außen Bunker, innen hell und klar. Einsam müsste es stehen, mein Haus. Mindestens aber am Ende einer Sackgasse mit einem großen Garten ringsum, zur nächsten Straße hin begrenzt durch eine hohe Pappelwand, deren Laub im Winde wisperte und erzitterte, wie wir in den Nächten unter unseren Händen. Ein paar Taschentuch-, Tulpen- und Zürgelbäume stünden in Gruppen auf dem Rasen, ein Kugelahorn schmiegte sich an eine Silberpappel und die beiden wögen sich bei Nacht im Mondeslicht. Auf der bunten Blumenwiese wüchsen allerlei Kräuter. Mit Sauerampfer hielte ich mich bei Laune, während ich in einer Hängematte schaukelte und ein Buch läse. Der Ginkgo, ein Geschenk des Vaters, hätte einen Ehrenplatz. An Sommerabenden säße ich mit meinen Liebsten an einer hölzernen Tafel unter seinen ausladenden Ästen und äße französischen Käse, Oliven und Weißbrot, dazu ein leichter Tafelwein und Wasser vom hauseigenen Brunnen. Aus der Ferne wehte der Duft der Lavendelfelder herüber. Auch der Fluß wäre nicht weit. Dann und wann hörte man einen Kahn heiser tuten, oder war es der Ruf eines Käuzchens?
Am Morgen weckten mich die Vogelstimmen, am Mittag zirpten die Grillen, und am Abend leuchteten die Glühwürmchen für uns. In der Nacht schimmerte unsere Haut auf kühlem Tuch.
Alternativ dazu könnte ich mir auch einen LKW ausbauen lassen, oder ein Hausboot und darauf leben und reisen. Arbeiten würde ich nur noch wenn mir danach wäre. Ein bisschen schreiben hier und dort und an einer Familienchronik basteln. Einer in der meine Mutter der Queen of Hearts in Alice in Wonderland gliche und in der ich natürlich die Gute wäre, die ihr den Giftapfel ins Gesicht spiee um fortan mit meinem Äffchen und meinem Pferd und meinen Freunden ein schönes Leben in meinem Betonbungalow zu führen.
So in etwa.
Hört sich nach ´ner Art Bunker an. Schutzhaut für…oder gegen…?
Klasse ist`s, Träume zu haben.
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Ja, ein Bunker, aber mit großen Fenstern, was ja das bunkrige wieder aufhebt. Eine Schutzhaut, ein Refugium, ein Glücksort.
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Schaurig schön :)
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Schaurig? Schön!
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Na gut, aber doch eine Spur einsam :)
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Ach woher! Die Käuzchen und Eichhörnchen, die Dackel, der Besuch und die Liebhaber! In der Ferne der Fluss und die Kähne mit den einsamen Menschen darauf. Überall Leben, ringsum. Die nächste Stadt wäre nicht weit.
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So, so, na langsam kann ich mich mit dieser Idylle anfreunden :)
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Willkommen!
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;) :)
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Klasse Traum … hach, ein paar Tausend Sofortrente … ich wüsste sofort was ich täte, aber ohne Bunker und Dackel ;)
herzlichst
Ulli
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Was tätest Du denn?
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Mir einen Bus kaufen, mit Solarzellen und Heizung ausrüsten, mit Kochecke und Schlafplatz, Arbeitsplatz einrichten, meine Technik = Laptop und Kamera und son Zoix aufrüsten, die regelmäßigen Zahlungen regeln, die Klamotten überprüfen und gegebenenfalls ergänzen und dann ab in die Welt, erstmal in den Norden, von Mittsommer zu Mittsommer…
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Zur hohen Pappelwand gäbe es vielleicht eine Alternative, nämlich eine hohe Buchenwand – die finde ich ganz toll.
Sie sehen, ich gebe nicht nur gern Geld aus, das ich nicht habe und niemals besitzen werde, ich berate auch liebend gern andere dabei…;-)…
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Wow! Sowas hab ich noch nie gesehen. Ich werde daran denken, wenn es soweit ist, und Sie zur ersten Bucheckernernte einladen.
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Ach, die Bucheckern gönne ich den Eichhörnchen! Die würden fellfarben-wise prima mit dem Dackel harmonieren.
Ich dachte, es könnte Ihnen vielleicht gefallen, wenn die Buchenwand schon aus dem langgestreckten Betonbungalow einen Patio macht. Der Moos-Patio wäre wie die kleinste Matjroschka.
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Was für eine zauberhafte Idee! Immer verschachtelter wird´s und drinnen träumt das Teckelchen, der schlechteste Wachhund der Welt.
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Hach, wenn ich könnte, würde ich dir das alles schenken, eigentlich bescheidene Träume…
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Ich fühle mich beschenkt, danke!
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o ja! Besonders die Lavendelfelder. Lavendel hilft gegen Motten. Gegen Mäusefraß Knoblauch rund ums Gelände pflanzen. Dann bist du bestimmt auf der sicheren Seite.
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Lavendel stimmt mich so milde und froh. Den Mäusen würde ich ein eigenes Café bauen, dann ließen sie mich in Ruhe (danke für den Knoblauchtipp!)
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Sauerampfer ist ein Fehler. Das ist der originale Grottenstengel.
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Was das wohl heißen mag..?
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Translate: Bei uns war „Grottenstengel“ die Sammelbezeichnung für Unkraut. Die Pflanze, die eigentlich „Grottenstengel“ genannt wurde, war der Sauerampfer.
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Danke für die Erklärung. Ich hab´s inzwischen nachgeschaut, das Kraut. Ein Knöterichgewächs, das sich verbreitet und quasi unausrottbar ist.
Ich mag halt den Geschmack so gern und der Grottenstengel ist ein wesentlicher Bestandteil der geliebten Frankfurter Grünen Soße. In meienm Garten ließe ich es wachsen. Wenn´s zuviel wird, esse ich es auf oder verfüttere es an die Flussschiffer.
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Wir haben natürlich auch im Garten, aber keiner isst ihn ( aber ich habe natürlich ein großes Herz für Unkraut).
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Sind Beinebilder bei dir gerade in Mode? Mir gefällts. Und hochlegen würde ich sie gerade auch gerne, die Beine – mit Sofortrente.
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Es ist Sommer und ich versuche sprichwörtlich mit den Beinen zu baumeln oder sie hochzulegen. Ach Sofortrente, das wäre doch was!
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Ach, die Sofortrente ist auch mein Traum.
Ich wüsste sofort, was ich täte: an passender Stelle eine Rundmail schreiben, die sich gewaschen hat. Und dann würde ich mir eine Perle, einen Koch und einen Masseur einstellen. Und mir eine Klimaanlage einbauen, dann bräuchte ich nie wieder Angst vor der Hitze haben. Und natürlich ein Pferd kaufen, mit dem ich spazieren gehen würde.
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Wenn ich genug Geld habe, schenke ich dir ein Pferd. Und Du bist selbstverständlich willkommen in meinem Bungalow. Ich werde bei der Wahl der Liebsten darauf achten, dass mindestens einer begnadete Hände hat.
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Begnadete Hände habe ich zwar nicht, aber in deinen Bungalow komme ich lieber heute als morgen. Und dass du mir ein Pferd schenken würdest… hach!
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Einen Silberschimmel kriegst Du!
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Mit dem würde ich morgens Brötchen holen. Das wird super.
Also: eine von uns beiden muss jetzt Lotto spielen.
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Ih spiele schon im Lotto. Manchmal gewinne ich sogar meinen Einsatz, den ich umgehend wieder verspiele. Das wird!
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Dazu fällt mir ein Witz ein: Ein Mann ging Jahr und Tag in die Kirche und betete zu einer Christusstatue neben dem Altar: „Lieber Gott, lass mich endlich im Lotto gewinnen!“
Nach Jahrzehnten des unerfüllten Ausharrens, denn der Mann gewann nicht im Lotto, reichte es dem lieben Gott. Nachdem der Mann erneut sein Gebet gesprochen hatte, rief er aus dem Himmel herab: „Dann kauf dir endlich einen Lottoschein, du Seppel!“
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:)
Aber ich spiel doch Lotto! Manchmal.
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Und wenn das mit dem punktuellen Lotto nicht klappt: Ich könnte mir Dich ausgezeichnet als Geldräuberin vorstellen! Geh einfach zu dem alten Mann des Sicherheitsfirma, die am Donnerstag abend kurz vorm dunkelwerden das Geld abholt. Wenn er mit dem vollen Koffer das Gebäude verläßt, trete ihm in den Weg und sprich folgende Worte: »Entschuldigen Sie bitte, aber ich brauch dieses Geld sehr dringend!«
Das sollte funktionieren.
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@Annika
Besäße ich ein Pferd, so würde ich es reiten und nicht mit es spazieren gehen, damit mir beim Laufen nicht zu heiß wird und so die Klimaanlage einsparen. Hätte ich Angst vor Pferden, ihrem entsetzlich hohen Rücken, von dem aus man in jeden Abgrund fällt und dem entsetzlichen Gebiss, das einem den Arm oder Schlimmeres abbeißen kann, würde ich das Pferd alleine herumspazieren lassen. Auch damit gerät man nicht in Schweiß.
@Tiker
Schenk ihr ein Pferd. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Es gibt ja auch kleine, die nicht so viel in der Anschaffung und dem Unterhalt kosten. Vielleicht gibt’s das im Bundle mit einem unverschämt gut aussehenden Pferdemechaniker und dann ist Annika die Größe des Tieres ziemlich gleichgültig. Und die Farbe natürlich auch, obwohl die grundsätzlich nicht ganz unwichtig ist. Nimm eines in sülber- das liebt sie.
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Ach, Pantoufle, ein sülbernes Pferd… Ehrlich gesagt, bräuchte ich mehrere Pferde, weil die doch so unglücklich sind, wenn sie alleine stehen. Und ein Pferdeschrauber tät nicht schaden, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Du bist doch ein praktisch denkender Mann.
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Wir stellen ein Eselchen und ein paar Ziegen dazu. Außerdem einen wunderschönen Araberhengst.
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Dem Eselchen und den Ziegen würde es schlecht ergehen, weil sich Pferde gerne kloppen. Da geht’s hoch her, auf so’ner Weide. Unter fünf Stückern fangen wir gar nicht erst an.
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Ich dachte, die gibt’s doch gleich mit dazu. Die kleinen, mickerigen heißen Jockeys und die stattlichen, großen vielleicht sogar John Brown. Queen Victoria hatte auch so einen und war sehr zufrieden damit.
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Ja, um den habe ich sie immer sehr beneidet. Erst liebt sie ihren Albert heiß und innig und dann kommt auch noch so’n Jonny des Weges und ist ihr ergeben. Alles richtig gemacht.
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Ich habe mir heute durch Zufall Bilder von seinem – dem Albert seines – Denkmal angesehen (auf der Suche nach den schönsten Hotelzimmern, die ich das Privileg hatte bewohnen zu dürfen) – von ihr persönlich in Auftrag gegeben und aus Marmor, Zuckerguß, gülden Lametta und fein ziseliertem Kitsch geschaffen. Es hat zwar die zeittypischen Puttenkrätze, ist aber ansonsten sehr, sehr… naja: Ein Denkmal eben! So schön, daß einem die Luft wegbleibt.
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Käme ich glatt mal zum Kaffee.
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Sie hätten Ihren eigenen Platz an unserer Tafel, und für den Herrn Doktor würde wir einen Hochstuhl bereithalten.
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Und du bräuchtest keinen Rasenroboter vor dem Bungalow. Pferde haben auch Vorteile. Wir müssten nur noch Pantoufle überreden, dass er von Motorrädern auf Pferde umschult. Dann könnte er die gut in Schuss halten.
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Bei aller Sympathie: Aber eher gefriert die Hölle!
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Kompromiß?
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Nein
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Schade
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Na ja! Vielleicht überlege ich es mir ja noch eines Tages.
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Bravo!
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Hier explodieren die Kommentare! Was ist das? Sind Träume so „mega“-anziehend?
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Das hat mich angeregt, auch einen alten Traum hervorzuholen… :-)
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Zusammen mit den Bibern würde ich den Fluss etwas anstauen, nur so ein wenig um darin schwimmen, baden und tauchen zu können. Die Fische kommen von alleine. Ein wunderbarer Gedanke noch überlege ich in welchem Land dieser Traum wirklich werden könnte. Die Fernseh-Rente kommt bestimmt.
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Ich glaube wir sind in Frankreich. Die Flussstauung muss ich erst mit den Kahnfahrern absprechen. Vielleicht nehmen wir einen Seitenarm und stauen ein wenig…
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Pingback: Ein alter, süsser Traum – Kopf und Gestalt
So ein Betonbungalow im Grünen wäre auch ganz nach meinem Geschmack :-) Meiner müsste aber mindestens 55m lang und unterkellert sein, denn im Keller hätte ich gerne eine 50m lange, 2m breite und 1,5m tiefe türkisblau gekachelte Schwimmbahn.
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Gute Anregung. Lässt sich machen. Wenn ich den Bungalow erstmal fertig habe, kommst Du im schicken Badeanzug oder Bikini oder Burkini oder wie auch immer zur Einweihung, ja?
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Bin dabei :-)
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Unbedingt! (Schön Dich mal wieder zu lesen, ist so still bei Dir drüben)
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Stimmt, ich war irgendwie nicht in Schreiblaune und das gleich für ein paar Monate… Hab gerade heute erst gedacht, dass ich mal wieder Lust hätte, etwas zu posten :-) Vielleicht hält die Schreiblust ja diesmal an.
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Das wär doch schön!
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Beautiful Beton: http://www.spiegel.de/einestages/spanien-architekt-ricardo-bofill-macht-aus-einer-zementfabrik-ein-betonschloss-a-1153117.html
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So schön! Da würde ich glstt auf den Bau meines eigenen Bungalows verzichten. Danke für den Link!
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Ja, das ist echt wunderschön… Gerne :-)
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