verbindlich unverbindlich

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Die Freundinnen klagen über die Unverbindlichkeit der Männer, die sie kennenlernen. Darüber, dass niemand sich festlegen möchte. Flexibel bleiben.
Ich merke das Gleiche im Job. Vorstellungsgespräche laufen mehr und mehr so ab, dass die Bewerber fragen, was ihnen geboten wird, und immer weniger einzusehen scheinen, dass sie auch etwas bieten müssen, nämlich vor allem Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit.

Ein Vorstellungsgespräch bei dem die Aspirantin schon im zweiten Satz ungefragt verlautbaren lässt, dass sie übrigens im Sommer in jedem Fall 6 Wochen verreisen wird, komme was da wolle. Das sei ihr heilig und kein Job der Welt sei es wert von diesem Plan in irgendeiner Weise abzurücken, ihn zu modifizieren oder sich mit den Kolleginnen abzusprechen, lassen mich sprachlos zurück.
Ich habe das Gespräch dann trotzdem zuende geführt und die Dame dann mit freundlichen Worten zum Ausgang begleitet.  Wir melden uns. Sie schien sehr zufrieden mit ihrem Auftritt gewesen zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Country-Sunshine, flickr, 001-017-01
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

29 Kommentare zu “verbindlich unverbindlich

    • Ich find´s ja gut, wenn jemand weiss, was er/ sie will. Wenn man sich aber auf ein Stellenangebot meldet und dann erstmal verlangt, dass die Stelle komplett auf die eigenen Bedürfnisse umgemodelt werden muss, unter völliger Nichtbeachtung aller anderen Teammitglieder, wird´s merkwürdig. Absage hab ich schon fertig geschrieben.

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      • es fehlt aber auch das nötige Feingefühl für die Situation. Sie hätte es ja vorsichtig abklopfen können und man hätte vielleicht darüber diskutieren können. Dann hätte sie selbst immer noch absagen können, wenn es ihren Vorstellungen nicht entsprochen hätte. Sie ist bestimmt der perfekte Teamworker :-D

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    • Sie wird 6 Wochen reisen, und das soll sie auch. Wir waren in diesem Punkt tasächlich sowieso d´accord mit ihr, da sie die Reise ja lange vor de Bewerbung geplant hatte. Es war der Ton, das Kompromisslose und Fordernde, das uns stutzen ließ. Sie signalisierte auch für die Zukunft keine Einsicht in die internen Abläufe und bestand darauf ihren Urlaubb immer unabhängig vom Kollegium planen zu können. Das sei ihr „heilig“.
      Kann sie gerne machen.

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      • An sich finde ich ja gut, wenn in solchen Gesprächen gleich alles auf den Tisch kommt. Und dass das dieses Jahr sogar möglich gemacht werden könnte, wenn sie die optimale Besetzung wäre…auch gut, wenn das vorher geklärt wird. Aber diese Dreistigkeit grenzt ja schon an Größenwahnsinn…natürlich weiß ich auch nicht, um was für eine Stelle das ging.

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        • Schön zusammengefasst. Uns erschien das auch ein akuter Anfall von Größenwahn zu sein. Wer in einem Team arbeiten will, sollte teamfähig oder- bereit sein. Alles andere führt zu Verdruss. Ich hätte sie gerne gefragt wieso sie sich überhaupt beworben hat. Die Bedingungen waren von Anfang an klar und diese decken sich mit denen anderer Jobs: es können nicht alle zur gleichen Zeit Urlaub nehmen. Kolleginnen müssen den Uralub deswg miteinander abstimmen.

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  1. hier in Griechenland gehts meist umgekehrt: der Arbeitgeber bleibt vage, die verabredete Bezahlung bleibt aus, neue schlechtere Bedingungen werden nachgereicht …. In Deutschland hat man es eben mit einem weitgehend „gesättigten Arbeitsmarkt“ zu tun, es fehlt an qualifizierten Bewerbern, hier aber, bei 26% genereller und fast 50% Arbeitslosigkeit der jungen Menschen werden die Arbeitgeber fies und anspruchsvoll. Kürzlich zu einer sehr qualifizierten 45jährigen Bekannten: „Bau unsere Public Relations Abteilung auf. Angebot 1200 Euro plus Fahrtkosten. Als sie antrat, korrigiertes Angebot: 500 Euro monatlich plus Mehrwertsteuer. Drei-Monats-Vertrag“ Sie macht es. Was bleibt ihr übrig?

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    • Es zeigte vor allem die Ignoranz gegenüber anderen Menschen und deren Bedürfnissen. Ihr war partout nicht einsichtig, dass nicht alle zur gleichen Zeit Urlaub machen können, bzw. dass auch sie sich mit anderen absprechen muss. Kein Teamplayer eben.

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  2. Die von dir zu Beginn des Beitrags beklagte Unfähigkeit, sich festlegen zu können, interpretiere ich als eine Folge unserer durchökonomisierten, auf Wettbewerb getrimmten kapitalistischen Welt. Wenn man Menschen primär als Durchlauferhitzer für immer neue Produkte begreift und eine entsprechende Bereitschaft, flexibel und unverbindlich dem immer Neuesten hinterherzurennen einfordert, darf man sich nicht wundern, dass gerade die,die aufgrund ihrer späten Geburt garnichts anderes mehr kennengelernt haben, Verbindlichkeit und Verpflichtung scheuen. Auch hier greift unser üblicher Reflex, eine nachwachsende Generation für die Welt verantwortlich zu machen, die wir ihnen vorsetzen.

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    • Ganz ehrlich, genau das Gleiche habe ich auch gedacht. Sie ist ein Kind ihrer Zeit. Eine, die gelernt hat Flexibilität über alles zu stellen und diese als persönliche Freiheit und nicht etwa als systembedingten Zwang zu interpretieren. Wer wollte sie dafür anklagen. Es fällt mir allerdings schwer mich daran zu gewöhnen, dass viele der „neuen“ Menschen so sind.
      In das Team für das sie sich beworben hat, passt sie einfach nicht rein.

      Eine Bekannte erzählte mir, dass in der Klinik, in der sie als Psychologin arbeitet inzwischen Kopfprämien für die Vermittlung von Pflegepersonal gezahlt werden. Jobs, die soviel Verantwortung und Verbindlichkeit mit sich bringen, sind immer schwerer zu besetzen. Dazu kommt natürlich noch die oft schlechte Bezahlung (was bei dem Job, der bei uns zu besetzen war nicht der Fall ist).

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  3. Wie schon von derdilettant (wie ich finde sehr richtig) gesagt hat das Viel damit zu tun in welchen Zeiten man aufwächst. Ich will dazu noch ergänzen was auch andere und du bereits sagten: schlechte Bezahlung, wachsende Anforderung auch „im privaten“ zu leisten, die Voraussetzung (nicht Erwartung), für Menschen die einem eigentlich egal sein könnten Nachteile einzustecken (ich schaue hier in Eltern Richtung).

    Ich las mal vor Jahren schon, dass die modernen Arbeitnehmer zunehmend auf nicht monetäre Ausgleiche setzen und auch pochen, da ihnen schlicht meine andre Wahl bleibt um halbwegs gesund (geistig und körperlich) durch den Alltag zu kommen. Das es einer Generation die „immer funktioniert habe“ schwer falle nachzuvollziehen etc.

    Unverbindlich… mh? Bietest du deinen Arbeitgebern befristete Jahresverträge? Halbes Jahr Probezeit? Mindesturlaubsanspruch? Bestenfalls tariflich, vermutlich jedoch darunter weil es nicht anders möglich ist? Überstunden im Monatslohn mit inbegriffen, Weihnachtsgelder, Urlaubsgeld und 13. Gehalt ebenso? Und das forderst du einfach so ohne darüber zu reden mit den Bewerber_innen? Den du hast ja die Auswahl.

    Versteh mich nicht falsch, ich will den „anmaßenden Ton“ nicht entschuldigen. Aber ich bin immer Fan davon, wenn Menschen wieder Profile gewinnen und auch beim „perfekten Job“ sagen was geht und was nicht geht. Denn ob sie gut in Team arbeitet hast du für sie entschieden. Ihr ging es um etwas das für sie notwendig scheint um gut arbeiten zu können.

    Ich empfinde sie nicht als unverbindlich, denn sie hat ganz klar Stellung bezogen und sich nicht den Wischiwaschierwartungen hingegeben die eben alle stillschweigend und generell so mal haben. DAS ist unverbindlich. Denn ersetzbar. Das kann schließlich jeder (also alles verlangen).

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    • Erstmal: offene Türen. Niemand soll sich kommentarlos ausbeuten lassen. Und: verschiedene Generationen, unterschiedliche Lebenskonzepte und Jobansprüche.

      Aber: nicht ich, sondern das gesamte Team hat entschieden, dass sie den Job nicht machen kann. Es gibt Bereiche, in denen man zwingend bereit sein muss auch mal für seine Kolleginnen einzuspringen und vor allem sich mit ihnen abzusprechen. Ein Team lebt davon, dass alle kooperieren. Wer dazu nicht bereit ist, ist eben kein Teamplayer und sollte die Jobsuche auf andere Bereiche verlagern. Die gibt es ja. Anderwo sind Ellbogen sogar gefragt. Das hat auch nichts zu tun mit einer Generation, die immer funktioniert hat, denn das Alter der Mitarbeiter geht von 23 bis 45, die meisten sind Anfang 30. Die Bewerberin selsbt war 21.

      Die Jobanaufgaben waren absolut klar umrissen, keine unbezahlten Überstunden, keine informellen und versteckten oder unzumutbaren Sonderaufgaben, gute Bezahlung.
      Sie wollte aber genau nur dann arbeiten, wenn sie das möchte, wenn ihr das passt. Und zwar analog zu den Semesterferien ihres Freundes. Das verstehe ich. Mir bleibt weiter rätselhaft wieso sie sich dann auf einen Job bewerben kann der Teamwork zwingend voraussetzt. Was sie verlangte, war, dass ihr ein komplett neuer Job geschaffen wird, einer den es noch gar nicht gibt und bei dem alle anderen zu ihren Gunsten zurückstecken sollen. Das können wir aber nicht, und so ist es nicht unverbindlich (und schon gar nicht „Wischiwaschi“), wenn man ihr sagt, dass sie sich auf die falsche Stelle beworben hat. Als unverbindlich empfinde ich nach wie vor ihr „komm ich heut nicht, komm ich morgen“.

      Deine letzten beiden Sätze empfinde ich nun tatsächlich als etwas anmaßend. In unserem Team ist ganz gewiss niemand ersetzbar, im Gegenteil. Es geht hier sehr verbindlich zu und man erfährt Wertschätzung menschlicher wie auch finanzieller Art für seine Arbeit.

      Uff

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      • Es gehe nicht um ausbaute. Es geht um „normale Jobs“,welche jedoch WEIT hinter den Jobs zurückbleiben die meine Eltern hatten etc. (Der Kommentar meine Vaters zu meinen neuen Job sei hier mal verschwiegen).
        Das dein Team so entschieden hat und da sie mit ihrem Anspruch nicht richtig war au das eine. Das sie keine Teamplayerin ist das andere. Ich selbst z.b. interessiere mich einen Sch… ob meine Kleben Kinder haben. Bin ich darum schlechter Teamplayer? Nein, denn ich arbeite mit ihnen. Ja, vielleicht bin ich nicht so sehr rücksichtsvoll oder verständnisvoll wenn sie selbstverständlich annehmen ich arbeitete in den Ferien, aber das hat bei mir was mit Respekt und „entitlement“ auf den Seite zu tun. Team unfähig nennt mich jedoch keiner meiner Chefs bisher.

        Essenz: es hat bei euch nicht gepasst. Ob sie nicht in Team arbeiten kann ist damit nicht gesagt und kann man hinterfragen.

        So wie du verlangst das sie sich seinen Vorstellungen komplett beugt, hat sie sich ihren Vorstellungen komplett hingegeben. Vielleicht nicht üblich bin Arbeitnehmerseite, aber mal was neues. Anders herum kennt man Unwillen zur Kooperation ja durchaus ;)

        Unverbindlich und wischiwaschi meinte nicht dich speziell. Jedoch finde ich schon das sie meisten Jobs sehr ersetzbar sind im Sinne dessen was sie fordern und geben. Das meinte ich mit unverbindlich. Wenn ich für 5 ziemlich unterschiedliche Stellen exakt die selben Voraussetzungen benötige und diese „für den Zweifel“ dann doch vom Arbeitgeber eher breit gefasst werden (du willst Straße kehren? Oder Kinder hüten? Bring mal 3 Fremdsprachen mit)… ja dann spreche ich von „sich alle Möglichkeiten offen halten“.
        Du kritisierst (in dem Fall bestimmt auch zurecht, es war ein weltfremde junges Ding) das sie sich nur die Rosinen herauspicken möchte. Welcher Arbeitgeber tut das nicht? UND wirft dich raus wenn du doch nicht die beste Rosine bist?

        Wenn du es in deinem Team anders hälst, so ist das fein. Jedoch nicht sichtbar von außen und gewiss nicht der Alltag des sich Bewerbenden. Lesen wird man jedoch immer das es Wertschätzung gibt. Das ist nichts einzigartiges.
        Auch hier nicht gegen dich speziell, aber vielleicht zeigt es dir die andere Seite.

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        • Ich glaube wir kommen da in eine ganz allgemeine Diskussion über Erwerbstätigkeit und über das Prinzip Arbeitskraft gegen Geld. Da darf man unbedingt drüber nachdenken.
          Leider bewegen wir uns aber fast alle innerhalb dieser Zwänge und damit das Leben nicht für alle sehr anstrengend wird, unterstützt man sich eben gegenseitig und versucht gemeinsam Lösungen zu finden. Ich bleib dabei, dass für mich eine der grundlegenden Eigenschaften, die ein harmonisches Zusammenarbeiten, aber auch das Zusammenleben von Menschen erst ermöglicht die gegenseitige Rücksichtnahme und Kooperation ist. Das hat mir Aufopferung nichts zu tun und es ist durchaus berechtigt und erwünscht selbstbewusst aufzutreten und dafür zu sorgen, dass es einem gut geht mit der Arbeit. Wer aber eigentlich lieber alles im alleingang machen und bestimmen möchte, sollte das auch tun.

          (Ich kenne die andere Seite gut und ich habe schon in sehr strengen Hierarchien gearbeitet)

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          • Njoa, es ist halt hilfreich „teambilfend“ nicht mit „in Team arbeitend“ zu verwechseln. Aber das sie da den falschen Ton hatte war ja schon zu Beginn gesagt.

            Und genau mit dieser Diskussion hängt aber auch das veränderte Auftreten (nicht nur speziell der Dame sondern wie auch anderorts in den Kommentaren bemängelt) zusammen. Wir sind nicht mehr das Geld (welches wir unbedingt brauchen, da wir die selbe, wenn nicht teurere Miete zahlen) wert das wir wert sind. Und wie die meisten Emanzipationsversuche wird auch diese Bewegung erst einmal Fehler machen und auf Unverständnis stoßen.

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