Vom Schreiben, vom Leben und vom Glück (ein Award)

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Sabine, formerly known as Rock´n´Roulette, hat mich für den Liebster Award nominiert.
Das freut mich ganz besonders, weil wir beiden uns schon seit unseren Bloganfängen kennen, sich unsere Wege immer mal wieder verlieren und dann doch wieder kreuzen, so, wie jetzt. Herzlichen Dank für die Nominierung und die interessanten Fragen, liebe Sabine!

Und hier meine Antworten:

Wie fühlt sich Glück an?  Warm (happines is a warm puppy).

Warum? Es gibt kaum etwas Schöneres, als eine warme Hand im Nacken oder auf der Stirn zu fühlen, den warmen Bauch eines Welpen zu streicheln, am flaumigweich duftenden Kopf eines Kindes zu riechen, ein vibrierendes Meisenkind in der Hand zu halten, das warme Blut durch die Adern fließen zu spüren, zu leben. Wärme ist Leben ist Glück.

Wo warst du zuletzt am liebsten? Die schönsten Tage des Jahres verbringe ich alljährlich in den Alpen. Dieses Mal in Murnau. Es gibt nichts, was mir soviel inneren Frieden und Ruhe gibt, wie die blaue Silhouette der Berge, ihre stille Erhabenheit und die unvergleichliche Luft. Am Abend oben auf dem Feldweg zu stehen und auf den vergoldeten See zu blicken, ist für mich ein unbeschreibliches Glück.

Was war 2016 für dich? Es ist das Jahr, in dem meine Mutter gestorben ist und die Welt ins Strudeln geriet.

Was wirst du mitnehmen, was hast du gelernt? Ich habe gelernt Abschied zu nehmen und zu verzeihen. Meine Erwartungen dem Leben anzupassen und nicht umgekehrt. Und ich habe gelernt, dass das, was man am wenigsten erwartet jederzeit geschehen kann. Die wichtigste Lektion des Jahres ist: nicht warten, nicht aufschieben: the future is now.

Was hältst du vom NaNoWriMo? Das hat irgendwie mit ganz viel schreiben in ganz kurzer Zeit zu tun, oder? Dazu müsste ich mir erst mal eine fundierte Meinung bilden. Grundsätzlich ist es wahrscheinlich ganz gut ein Konzept zu haben, mit dem man sich zum Schreiben motivieren kann. Ich brauche das aber eigentlich nicht, denn ich muss sowieso jeden Tag schreiben, weil mir sonst was fehlt. Da ich keine Botschaft habe, nicht berühmt werden will, kein Buch veröffentlichen möchte, im Grunde meines Herzens faul und ohne jeden Ehrgeiz bin, es außerdem lieber überschaubar und familiär mag, reicht mir sowohl mein Output, als auch die Reichweite meines Blogs. Alles andere wäre mir viel zu anstrengend und trübte nur meine Freude. Um die allein geht es mir aber beim Schreiben. Sie ist mir Motor und zugleich Belohnung (neben den vielen klugen und freundlichen Kommentaren natürlich).

Wie funktioniert Schreiben für dich? Wenn es gut läuft schreibt es mich  (écriture automatique) und ich bin nur das Medium, das den Stift hält,  bzw.das Diktat über die Tastatur auf den Bildschirm bringt. Manchmal ist Schreiben auch Arbeit, bzw. eine Übung. Dann feile ich, denke nach und korrigiere, suche Synonyme oder Antonyme, denke über Alliterationen nach, verknappe meine Sätze systematisch, streiche wertende Adjektive usw. Heraus kommen dann meist die Texte, die technisch einwandfrei, aber für mein Empfinden vergleichsweise blutleer und kalt sind, also keine Seele haben. Gute Texte schreiben sich wie im Vollrausch und hinterher bin ich erschöpft und überrascht , was ich da zustande gebracht habe. Wenn ich dem Kopf zuviel Raum lasse und plane, wird das nix.

Happy End oder realistische Sachlichkeit? Meine Texte sind selten fiktiv, deswegen gibt’s nur ein Happy End, wenn es ein Happy End im `richtigen´ Leben gab (insofern  also eher realistische Sachlichkeit). Als Katastrophenchronistin geht fast jedem glücklichen Ende ein spektakulär anstrengendes Vorspiel voraus, das Happy End ist daher eher so etwas wie erleichtertes Aufatmen, die Ruhe nach dem Sturm, die Freiheit des nothing-left-to-do, oder das Trümmerfeld mit seinem Versprechen bzw. der Hoffnung des Neuanfangs.

Worüber würdest du am liebsten alles wissen wollen? Am allerliebsten möchte ich über gar nichts alles wissen. Ich liebe Geheimnisse, ich liebe es immer weiter lernen zu können, in allen Bereichen. Ich möchte nicht an einem Ende ankommen. Mich interessieren Fragen und weniger die Antworten darauf. Antworten müssen neue Fragen aufwerfen, sonst wären sie eine Sackgasse, in der alle Entwicklung endet. Ich bezweifle aber ohnehin, dass man über irgendetwas alles wissen kann. Ich würde trotzdem gerne mein Wissen in dem einen oder anderen Gebiet vertiefen, z.B. über Geschichte, Architektur, Biologie u.a.m.

Wenn du eine Sache ändern könntest – was wäre es? Könnte ich nur eine Sache ändern, dann würde die G. nicht an Krebs sterben. Und wenn ich noch etwas ändern dürfte, dann wäre ich nicht krank.
Global gesehen wären natürlich ganz andere Dinge wichtig, ich verstehe die Frage aber jetzt einfach mal nur auf mich und meinen Kreis bezogen.

Wenn du eine Sache bewahren könntest – was wäre es? Mein Vertrauen, meine Liebe.
(Liebe ist Wärme ist Leben ist Glück).

 

 

 

Müsik zum Glück: Eric Satie, Gnossienne no. 5 (überirdisch schön!)

(youtube-Direktlink)

Dieses Mal reiche ich den Liebster-Award nicht weiter. Sollte aber jemand Lust haben, die Fragen zu beantworten, kann er/ sie dies sehr gerne in der Kommentarspalte tun, oder im eigenen Blog.
Ganz herzlichen Dank nochmal an the fabulous Rock´n`Roulette!

Bild: Johann Ebend, Fliegender Teppich, flickr
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/
 

27 Kommentare zu “Vom Schreiben, vom Leben und vom Glück (ein Award)

  1. Das liest sich sehr sympathisch. Danke für Deine Offenheit.
    Nicht jeder kann das so gut.
    Die Passage über das Wesen des Schreibens konnte ich nur Punkt für Punkt bestätigen und benicken, allerdings treibt es meine Phantasie sehr gern bunt mit mir. Die Faszination der Hingabe an etwas lässt mich nie los. Wenn Schreiben weh tut und blutet ist es was Echtes, ein Diktat des Herzens mit der soufflierenden Erfahrung.
    Vorhang auf für Dich.
    Ich mag die Töchter des Chaos, die Katastrophenchronistinnen und die Lebenskolumnistinnen genauso wie die Ästhetinnen des Belscripto, wie ich Lyrik gern für mich nenne.
    Ich mag Deine Beiträge sehr.
    Berlin sowieso. Hab da noch einen Koffer…😉
    LG von der Fee

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    • Liebe Fee,
      hast Du nicht Lust die Fragen auch zu beantworten? Du bist hiemit nominiert. Mich würden Deine Antworten, insbes. was das Schreiben anbelangt, sehr interessieren. Bei mir ist es weniger ein Diktat des Herzens, wie Du es nennst, das Schreiben, als ein Diktat aus dem Äther. Zusammen mit der soufflierenden Erfahrung (tolle Formulierung), wird dann ein Ganzes daraus.
      Herzlichen Dank für Deinen schönen Kommentar!

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      • Liebe tikerscherk,

        Danke für Deine Nominierung. Ich nehme sie gern an. Früher habe ich mich gern drum gedrückt, weil über solche Fragen nachzudenken alles andere als einfach ist. Tatsächlich machte ich mir bislang keine Gedanken warum ich schreibe. Es war immer mein Medium. Du hast Recht. Die Eingebungen, die Inspiration betrachte auch ich ätherisch. Ich nenne es Spirit. Nun arbeite ich schon an der Antwort dieser ersten schwierigen Schreibefrage vor deren Beantwortung das Schreiben natürlich immer Vorrang hat. So ist das mit dem Wesen des Schritthums, es giert, es fordert, es durchdringt alles. Eindruck formt Wort. Es ist so viel mehr als nur ein Aspekt wie Diktat oder soufflierende Erfahrungen. Es sind spannende Fragen. Ich nehme mir Zeit für schlüssige Antworten.
        Danke.☺️
        Einen guten Morgen wünsche ich Dir

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  2. Das Prelüde ist bereits eine Freude: eine Frau, die ruhig und verträumt einem Teppich bei seinen Flugversuchen zuschaut. Wenig fehlt, und sie flöge mit ihm davon. Und die kostbare Musik von Satie am Ende. Dazwischen ein sehr liebenswerter begabter Mensch, der schreibt. Vielen Dank für diese zum Frühstückskaffee genossene Triade. Dir einen Guten Tag ohne nennenswerte Katastrophen! Gerda

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    • Was für eien Freude am Morgen! Vielen Dank, liebe Garda. Du bist so großzügig und so warm mit Deiner Anerkennung und Deiner Herzlichkeit.
      Ich freue mich immer wieder darüber. Dass Dir die Triade, und insbesondere auch der kostbare Satie, ein Komponist, dessen Stücke ob ihrer melancholischen Leichtigkeit und Klarheit mich zum Weinen bringen können, freut mich ganz besonders. Wir teilen in so manchem einen bestimmten Blick auf die Welt, wie auch ein bestimmtes ästhetisches Empfinden, scheint mir. Begegnungen, wie die mit Dir, sind es, warum ich blogge.

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      • Meine Antworten:
        Wie fühlt sich Glück an? Wortlos Liebe wahrnehmend warm wärmend
        Warum? nicht allein sein im ungeheizten Schlafzimmer, unter der klammen Decke, als Kind. Wenn dann die Mutter doch kommt und gute Nacht sagt. Und hat es nicht vergessen diesmal. So fühlt sich auch heute noch Glück an.
        Wo warst du zuletzt am liebsten? Grad heute in einem Straßenlokal, die noch wärmenden Sonnenstrahlen fielen durchs Laub, am Nebentisch zwei Frauen mit Kleinkind, das ernsthaft und klug die Welt beschaute, am anderen Nachbartisch drei ältere Herren, sie rauchten aus Pfeifen wohlriechenden Tabak, unterhielten sich und nahmen manchmal, gemächlich, einen Schluck aus dem Ouzoglas.
        Was war 2016 für dich? Für mich wars ein gutes reiches Jahr, die unangenehmen Weltereignisse machten einen Bogen um unser Haus.
        Was wirst du mitnehmen, was hast du gelernt? Nun, wenns ums Sterben geht, so denke ich, alles wird mitgenommen, die Auswahl steht nicht bei mir. Das zumindest habe ich gelernt.
        Was hältst du vom NaNoWriMo? Ich weiß nicht, was das ist. Vielleicht ist es das, was ich beim Malen tue? Schnell schnell, und mit dem Gedanken die Bewegung der Hand nicht abblocken?
        Wie funktioniert Schreiben für dich? Ich schreibe mit rechts, habs als Kind in der Schule gelernt. Aber eigentlich bin ich Linkshänderin, also funktioniert es nicht so gut. Mit der Tastatur ist es einfacher.
        Happy End oder realistische Sachlichkeit? Weder noch. Andeutung, Satire, Klamauk, Romanze, Weisheitsworte ….
        Worüber würdest du am liebsten alles wissen wollen? Mir wärs ja schon recht, wenn ich über irgendetwas irgendetwas wüsste. Aber leider bin ich immer noch auf dem Stand des Sokrates (ich weiß, dass ich nichts weiß) oder des Faust (ich weiß, dass wir nichts wissen können, das will mir schier das Herz verbrennen).
        Wenn du eine Sache ändern könntest – was wäre es? Warum so pessimistisch gefragt? Vieles kann ich ändern, wenn ich nur will. Zum Beispiel könnte ich mir einen neue Matratze anschaffen. Aber will ich?
        Wenn du eine Sache bewahren könntest – was wäre es? Frieden. Aber das ist keine Sache. Dann also: griechischen Kaffee, langsam im Briki aufgekocht, schön stark, mit ein bisschen Zucker drin. Den sollte es immer für mich geben.

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        • Eine umerzogene Linkshänderin, die gerne eine neue Matratze hätte, Klamauk der Sachlichkeit vorzieht, nichts weiß, aber das doch ziemlich genau und die griehcischen Kaffee liebt. Ich liebe Deine Antworten, Deinen Humor und Deine Klugheit. Danke!

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  3. Mich berührt sehr das Fehlen jeglichen Ehrgeizes bei Deinem Schreiben, ein in sich ruhendes Tun, das sich selbst genug ist und gerade deshalb kraftvoll zart hinausstrahlt in die Welt . So wie Satie, von dem die Anekdote überliefert ist, sein arrivierter Komponistenfreund Claude Debussy habe ihm drei Klavierstücke, die dieser ihm zur Begutachtung vorgelegt hatte, mit der Bemerkung zurückgeschickt, er möge doch bitte noch an der Form der Stücke arbeiten. Satie antwortete mit drei Klavierkompositionen, betitelt „Drei Stücke in Birnenform“. Ein querdenkender, sympathischer Kauz, der seiner Zeit weit voraus war und der abgrundtiefen Traurigkeit menschlichen Empfindens eine Sprache voll Schönheit und Eleganz gab. Dank fürs Erinnern an diese Musik!

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    • Danke, danke, danke. Da werd ich ganz verlegen.

      Die Anekdote über Satie gefällt mir gut. Ich glaube auch, dass er ein sympathischer, kluger Mann mit einer großen Empfindsamkeit war, für die er einen wunderbaren Asudruck in der Musik gefunden hat. Deiner Ode an Satie möchte ich mich voll anschließen.
      Liebe Grüße aus Kreuzberg

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  4. Pingback: Vom Glück, vom Leben und vom Schreiben (ein Award) | zwischen wasser & wolken

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