Ich bin schon im Flur, als ich die Mail lese und nach dem ersten Satz laufen die Tränen. Das Telefon klingelt. Die Schwester, der Wasserschaden, die Versicherung, solche Sachen, die mir trocken im Kopf sind, wie alter Streuselkuchen. Ich weiss das doch nicht, weiss das alles nicht, und mir platzt der Kopf, der leere hallende Kopf, übervoll mit Pein, wie auch mein Herz und meine Seele. Alles tut weh, sitzt an der falschen Stelle, die Haut auf links gegen das rohe Fleisch getackert, bricht der Krater auf und es ergießt sich und ich antworte so gut ich kann. Höre ihre Verärgerung, von weitem, ihren Verdruss und denke an Dich, wenn ihr doch alle nur schweigen würdet, einmal, in dieser Wüste, in der kein Gras sich rührt und kein Zuhause ist.
Ja, sage ich, ich weiss es nicht. Kannst du vielleicht, und wir legen auf, den Hund neben mir verlasse ich die Wohnung und weiss nicht wie ich dorthin gekommen bin, noch wo ich war. Schien die Sonne?
Sie muss geschienen haben, die Sonne, denn sie hört niemals auf damit. Es kümmert sie nicht wer gekommen oder wer gegangen ist. Dieses Mal sind Wir es, die gestorben sind und der Ort an dem wir lebten existiert noch, doch wir sind nicht mehr dort.
Eingesperrt die Liebe in einem toten Raum, verlassen am Tisch, ohne Dich und mich, vor dem leeren Teller, allein in der Nacht, bleibt das Kissen leer, auch am Morgen und am Nachmittag, wenn die späten Sonnenstrahlen goldene Punkte malen und jeder für sich ist in seinem eigenen Leben voller Erinnerung, Verlust und einer neuen Einsamkeit, die anders klingt als jede andere zuvor.
Verloren haben wir uns, ob Schicksal oder Dummheit. Ich weiss es doch nicht. Ich weiss das alles nicht. Was geschehen ist, ist geschehen.
Wie konnten wir so achtlos mit einem so großen Geschenk umgehen.
Ich weine.
Ich tippe „Gefällt mir'“ und denke: blöder Knopf! „Das berührt mich sehr!“, sollte da stehen und „Danke!“
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Oweh.
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Sehr berührend. Keiner weiß. Und „lieberlebenblog“ hat Recht mit dem scheiß „gefällt mir“-Button.
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Puh…
„berührt mich“-Knopf gedrückt
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Toll und berührend geschrieben…
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*seelchenbalsam rüber schiebend*
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Welch ein Text inmitten der Pein. meine Sympathie (gr „Mit-Leiden“)
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Wenn es stimmt, dass Schmerz großes hervorbringt, dann muss dein Schmerz groß sein.
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Da reichen keine Worte hin, wenigstens nicht die, die mir jetzt durch den Kopf schwirren, ich schweige und bin mit dir …
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Ach nein. Ein bißchen Lebensglück wär doch schön, und hätte ich Ihnen so gewünscht.
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Das wünsche ich mir auch. Und immer wieder streift es mich gleißendhell und schön, das Glück.
Ich bin froh und dankbar diese Liebe gehabt zu haben. Die Erinnerung daran ist schön.
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Jetzt bin ich gründlich stumm …..
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Ich umarm dich sehr, sehr fest.
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ich empfinde es genauso, ein geschenk, und dann gemeinsame achtlosigkeit, bis es kaputt ist. danach das wissen, was da verloren ist. warum ist das so schwer?
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Es ist so schwer, weil wir Menschen sind und weil wir Erwartungen und Kränkungen aus unserer Kindheit mit uns herum tragen, die nicht zum Heute und zu einem Gegenüber mit anderen Erwartungen passen.
Wie es aber tatsächlich dazu kommt, dass etwas so Schönes udn Schwebendes eine so brutale Landung hinlegt, weiss ich leider nicht.
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