Die Diva vom Main

 

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Gottseidank war die Eintracht Frankfurt im gestrigen Relegationsspiel gegen Nürnberg siegreich. Nicht auszudenken sie hätte ausgerechnet gegen die Mittelfranken verloren und wäre somit abgestiegen. Denn in Närmberch, da wohnt der Feind.

Gewonnen hat die Diva vom Main sogar trotz des lädierten Kreuzbandes von Mittelfeldspieler Stendera und der frisch diagnostizierten Tumorerkrankung des Verteidigers Russ. (Das Eigentor auf dem Hinspiel sei ihm verziehen. Das Ergebnis allein zählt!)
Was die Eintracht kann, kann eben nur die Eintracht.

Geholfen hat allerdings auch der Heilige Antonius, der Allrounder unter den Heiligen und beschworen hat ihn, genau für diesen Zweck, die Malerin, die Agnostikerin aus tiefstem Herzen.
Großgeworden in einem katholischen Haushalt hat sie im Laufe ihres Lebens eine große Abneigung gegen Religion entwickelt, hat sich einen bekennenden Atheisten geangelt und die beiden haben ihre Kinder konsequenterweise nicht taufen lassen. Einer der schönsten Tage im Leben der ungläubigen Eltern war jener, als die gerade dreijährige Tochter auf einer Autofahrt seelenruhig den legendären Satz sprach: Gott ist schon gestorben. Was zu dieser, für ein kleines Kind, ganz erstaunlichen Aussage geführt hat, ist unbekannt. Später, kurz nach ihrer Einschulung, brachte sie mit Gott ist weg das nächste Bonmot nach Hause. Wie sich herausstellte handelte es sich dabei um einen Lesefehler. Das Original hing als Transparent an einer benachbarten Kirche. Gott ist der Weg, stand dort. So einfach lässt sich eine Aussage beinahe ins Gegenteil verkehren.

Auch der Sohn hat früh gelernt, dass es neben der Eintracht keine anderen Götter geben kann. Obwohl gebürtiger Berliner, fühlt er sich doch als Hesse und trägt seinen Eintrachtranzen mit Stolz. Mussten die Eltern ihn zunächst noch zum wahren Fantum hinlenken, ist er jetzt der Begeistertste der ganzen Familie.

Als nun die Eintracht in den letzten Wochen kurz vor dem Abstieg stand und das Herz des Sohnes bang und immer banger ward, da fasste sich die Mutter ein Herz, nahm auf der Rückreise von Bonn die Abfahrt zur Autobahnkapelle, zündete dort eine Kerze für die Eintracht an und spendete alles, was sie noch an Bargeld dabei hatte mit der Bitte, dass die Eintracht gegen Dortmund gewinnen möge.
Sie wurde erhört!

Vor dem gestrigen, alles entscheidenden Rückspiel gegen Nürnberg nun, nahm sie ihren Sohn beiseite und versprach ihm, dass wenn die Eintracht erneut gewinnen würde, sie gleich am kommenden Sonntag in die Kirche ginge um dort zu spenden und zu danken.
Und wieder geschah das Wunder: die Eintracht gewann.
Der erlöste Sohn konnte sein Glück kaum fassen und gelobte, die Mutter zum sonntäglichen Kirchgang zu begleiten. Auch der sturzatheistische Vater schloss sich voller Dankbarkeit an.

Die Eintracht kann nämlich nicht nur gegen jeden siegen, sie kann auch Bier zu Äppler machen und Agnostiker in Kirchgänger verwandeln.

SGE 4ever!

 

 

 

 

Bild: wikimedia commons
Lizenz: public domain

25 Kommentare zu “Die Diva vom Main

  1. Ich geb ja zu, ich habe es nicht so mit der alten Dame Eintracht, die sich im Rollator von Saison zu Saisin schiebt.
    Ich hab auch ganz besondere Probleme mit einer gewissen Fand Klientel in Ffm.
    Aber Fan in der Diaspora zu sein und es so zu leben, das ist großartig. Eine tolle Geschichte und ein sehr origineller Zusammenhang.
    Ich lerne daraus, vor dem nächsten Aufeinandertreffen in der Münchner Frauenkirche eine schwarzgelbe Kerze anzuzünden, das hilft dann sicher, nicht wieder gegen die Diva zu verlieren.

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    • Wenn ich nicht gerade zur Eintracht halte, bin ich auch für Dortmund.
      Und die Ultras, die sind überall schlimm.
      Nun kann ich Dir schlecht wünschen, dass Deine Bitte erhört wird, wenn Dortmund gegen die Eintracht spielt, aber ich kann Dir ein Unentschieden anbieten. Was meinste?

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  2. eh kein problem so ein kirchgang, da gott ja schon weg ist … und glücklicherweise ist dem seferovic wieder einmal ein tor geglückt, hoffentlich hilft ihm das sich einschiessen in frankreich und der schweizer em-mannschaft.

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  3. Da sag‘ ich nur: gut dass der Erzrivale aus dem Südhessischen, die Lilien, solch Budenzauber nicht nötig hatte und sich dank einer sauberen Leistung im Olympiastadion gegen die Hertaner die Relegation ersparen konnte. Aber: ich mag Autobahnkapellen. Und seit Deinem Text weiß ich auch warum…

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    • Nicht nötig haben! Hast Du eine Ahnung! Ich glaube die Darmstädter gehen kollektiv zum Gottesdienst, und zwar jeden Sonntag und zur Mitternachtsmette auch noch. Und an den Autobahnkapellen stehen die Autos mit Kennzeichen DA Schlange, und wahrscheinlich zahlen sie Bestechungsgelder und haben ein Verhältnis mit dem Papst!
      Ich mag sie übrigens trotzdem, die Darmstädter. Ich mag auch die Stadt gerne, den schönen Bahnhof, die Krone und die Leut sind freundlich. Nur die Eintracht mag ich noch viel lieber ;)

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  4. Das ist wirklich ein sehr schöner Beitrag, vielen Dank dafür. Die enge Verbindung zwischen Fußball und Glauben, zwischen schnödem Gekicke und Transzendenz ergibt sich zwangsläufig aus der hohen Emotionalität bei gleichzeitiger Hilfs- und Tatenlosigkeit der unerschrockenen Anhänger von Vereinen wie Eintracht Frankfurt. Wenn es schon keinen Gott gibt, müssen eben Hilfskonstruktionen wie der Glaube an „Fußballgötter“ (vgl. Alex Meier) und das Anzünden von Kerzen herhalten. Letztendlich ist das alles sehr unausweichlich und sinnhaft, hilft aber zumeist nur bei Diven vom Main. Ein Wort noch zu Darmstadt: Die meisten Eintracht-Anhänger haben sich über die Leistung und den Klassenerhalt der Lilien gefreut. Unsere Sympathie würden wir aber noch viel stärker zum Ausdruck bringen können, wenn wir die Stadt auch betreten dürften. #aufjetzt

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    • Danke für den Kommentar!
      Dass die Eintracht-Fans nicht mehr nach DA durften hatte Gründe, wenn auch die Reaktion schon ziemlich stark war.
      Fußball sollte einen und nicht entzweien. Einigen wir uns darauf, dass die Eintracht Meister werden soll und die Lilien dann meinetwegen gerne Vize.

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    • Das tut mir leid, aber der Bessere muss halt leider gewinnen. Da muss Nürnberg noch ganz viel üben.
      Und für Würzburg freu ich mich auch immer. Das ist doch meine zweite Heimat, bzw. die dritte.
      Und außerdem: wer würde sich nicht gerne von Ihnen trösten lassen. Sie machen das bestimmt mit ganz viel Herz.

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