„Fegt mich weg!“
(Kierkegaard)
Gründe parat haben, triftige am besten, für alles. Einem Schuldgefühl folgend oder ihm unterworfen. Es geht nicht anders, das leuchtet ein.
Entladungen, alles nur Entladungen, was soviel heißt wie: die Zeit ist reif, sie hängt schwer und voller Ereignisse, die es herunterprasselt in der Folge von etwas oder einfach so. Fallobst. Geschichte als ein einziger Matschhaufen, ein Klumpen überreifen notgedrungenen Handels, wurmzerfressen. Schwerkraft. Was soll schon dabei heraus kommen.
Und heraus kommt ja sowieso nichts, eher zusammen, aufeinander, massenweise, ganze Berge gilt es wegzuschaufeln. Doch wohin damit und wer tut es? Soldaten. Gedungene. Ein Napoleon in hundert Jahren, der Oberschüttler. Ein Beweger.
Geschenkt ist der freie Wille, soviel wert wie alles, was es nicht gibt und was nix kost´, außer der Entscheidung zu schaufeln oder zu schütteln. (Totengräber).
Ihn sich lassen, gegenseitig und gut verschnürt (mach was du willst, meinen Segen hast du) und dann rin damit in den Schub und rein mit der Lade in den Bauch, den dunklen, auch Universum oder der Einfachheit halber Kommode genannt, nur um ein Bild zu haben, irgendeines, das ich stemmen kann. Ein Trostwort bloß, denn bequem ist es nicht und auch nicht unheimlich, wie man glaubt, wenn es dunkel und weit wird und hallt. Eher schon heimlich, doch nicht für die, die draußen sind und Löcher fressen oder stopfen, nach Gusto und Perspektive.
Eine Mitochondrie, eine Blattlaus, etwas, was man unter dem Nagel zerquetscht, nachdem man es vom Baum geschüttelt hat, und schon wird wieder geschaufelt und gefegt, wir kennen das, es hört nicht auf, wie könnte es. Wohin damit in dieser verplombten Welt aus Einstreu und Gras. Kein Entrinnen. Wir sind allein.
Where is everybody?
Pest, Typhus, Ebola im Zeitraffer. Katastrophen, schnell und effizient wie Heuschrecken oder Dickmaulrüssler auf der Akelei, die ich am Abend noch goß und am Morgen vergeblich suchte. Dahin, dahin.
Das Haus ist voller Tränen, der Kater sucht seine Gefährtin.
Leer ist es geworden. Aus fünfen wurden zwei. Trauernde Tiere, was kann man tun, außer zu warten auf den Tod aller. Er beendet das Experiment.
Das scheint ein Teil vom älter werden zu sein: viele Freunde sterben weg andere sind sehr krank manche trifft man nicht mehr. Mein Motto: wo ich bin ist zuhause und das wird gelebt.
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EIn gutes Motto
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dahin, dahin, so kann es gehen…,
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Es kann nicht anders. Es geht immer. Es muss.
Die Frage hingegen, wo (und was) „dahin“ ist, bleibt offen bis zum Schluß.
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Stark und wahr …
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Aus irdischer Sicht erscheint alles sinnlos.
Ein Haus woller Tränen.
Was wünscht sich das Haus? Möchte es, dass die Fenster und Türen geöffnet werden, damit das Tränenwasser abfließen kann und die Mauern wieder bewohnbar? Wünscht das Haus bis auf die Grundmauern abgetragen zu werden? Wünscht das Haus neu eingerichtet zu werden? Umgebaut zu werden? Was für eine Art von Haus mag es sein?
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Das Haus selbst ist ganz wunschlos. Es vertraut auf die Zeit.
Sie wird es richten.
Es ist ein Haus voller Liebe und Leben und Tod.
Danke für die interessanten Fragen.
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Über Dein Heim/Haus habe ich nachgedacht. Eigentlich halte ich ja nichts von Wünschelrutengänger und anderen Schadströme messenden Fachleute. Aber vielleicht solltest Du umziehen. Irgendwie wird mir das bei Dir zu massiv mit allen Krankheiten der Tiere und bei Dir….. vielleicht ist eine Wasserader unter dem Haus oder so ähnlich. Mut für einen Neubeginn wünsche ich Dir!
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Es klebt an meinen Sohlen. Ganz gleich wohin ich gehe. Das bin eben ich und mein Leben. Und so schlimm wie eshier manchmal klingt, und so anstrengend wie all diese Katastrophen und Verluste sind, ist es doch ein sehr schönes und eben sehr intensives und in vielerlei Hinsicht ungewöhnliches Leben.
Danke für Deine Gedanken und Wünsche
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Erst gestern habe ich dieses Bild von Pieter Bruegel angeschaut: The Beekeepers. Imker. Um ihre Arbeit tun zu können, brauchen sie große innere Ruhe. Innerer Aufruhr würde sogleich das Bienenvolk in Aufruhr versetzen.
Ich frage mich: Wie mag das Bild zum Inhalt Ihres Postings stehen? Ihr Warten auf den Tod und die Arbeit der Beekeeper? Die, die den Honig sammeln.
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Warum dieses Bild?
Ich weiß es nicht. Ich suche die Bilder intuitiv aus.
Vielleicht passt es für mich, weil die Menschen in ihrer Montur kein Gesicht haben, wie die zahllosen Menschen, die von der Geschichte gefressen wurden. Weil sie ernten, weil sie aussehen wie Hilfskräfte in Ebola-Gebieten und vor allem, weil sie so geheimnisvoll sind, wie das Leben und das Universum.
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Ich kenne dieses Gefühl. Sehr gut. Aber auf den Tod warten hieße, ihm die Arbeit abnehmen. Das mag er nicht. Und ich finde, wir sollten uns gut stellen mit ihm.
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Das Warten ist kein aktives Handeln. Es ist eher ein Sich-Fügen. Das spart Kraft und Zeit- zum Leben.
Aber ja, wir sollten uns gut stellen mit dem Tod.
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weg ist der falter
jetzt kommt er zurück zu mir
von weit her, mein sinn
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UND PLÖTZLICH DREHT DER WIND, eine Ausstellung im Haus am Waldsee mit den Bildern und Ansichten von Leiko Ikemura, kann ich Dir noch empfehlen
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Das ist ein schöner Veranstaltungsort. Kannte ich gar nicht. Die machen auch interessante Fahrradtouren zu Villen der Neuen Moderne.
Hast Du die Ausstellung gesehen? Ich kann mir kein rechtes Bild machen davon. Ich bin unschlüssig wie ich das finde.
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So intensiv wirken die letzten drei Sätze, dass ich niemals auf die Idee kommen würde, dich in die Ecke der Depression zu stellen. Es muss eine Lust daran sein, solche Sätze zu schreiben. Diese Lust in dein Leben, intensiver gelebt geht kaum.
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Sehr aufmerksam gelesen. Danke!
Du hast Recht: ich bin zum Glück nicht depressiv, nur melancholisch. Und, wie eine Freundin neulich benerkte; es ist sehr leicht mich glücklich und ebenso einfach mich unglücklich zu machen. Zumindest, wenn man mich kennt. Da reicht ein Wort oder ein Blick. Das gibt meinem Leben eine verschlingende Intensität, macht es oft sehr anstrengend und immer sehr reich.
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Melancholie ist für mich keine Schwarze Galle, eher erhellendes, intensives Licht. Ein Leben ohne sie ….. ist weggeworfen :-) http://achim-spengler.com/2013/08/26/schwarze-galle/
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Nein, schwarze Galle, das ist sie für mich auch nicht, die Melancholie. Schon gar nicht, im ständigen Wechsel mit Glück. Melin Leben ist wie die Fahrt durch eine sommerliche Allee. Der ständige Wechsel von Licht und Schatten euphorisiert mich auf eine schleppend wehmütige und zugleich heiter sprudelnde Weise.
(Ich kannte Deinen Text. Sehr passend. Danke für den Link.)
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