Im Garten schreit und trillert ein Vogel mit sich überschlagender Stimme. Die Katze trägt ihn mit raschen Schritten davon. Ich ertrage seine vergeblichen Rufe nicht, stelle den Lautsprecher laut und öffne das erstbeste Video: Heroes.
We can beat them forever and ever
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`Ich hatte angenommen, David Bowie würde mir allein gehören.
Ich sehe nun ein, das war ein Irrtum. ,
schreibt Frau Montez.
Mir ging es nicht anders. David Bowie war meine Ikone, seit ich mir eine wählen konnte. Ich glaubte – ich war gewiss – ohne jemals darüber nachgedacht zu haben, er sei unsterblich. Ein Mensch ohne Verdauung, ohne Drüsen, ohne Blut und Fleisch und Leid. Erhaben, unvergänglich, nicht von dieser Welt. Ehern und flüchtig zugleich.
Überirdisch.
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Heute Mittag mit der Malerin in Schöneberg.
Die Blüten der weißen Lilien, die ich nehmen möchte, sind noch geschlossen.
Wir legen eine rote und eine weiße Rose ab.
Menschen stehen und machen Fotos.
Eine Frau weint. Ich auch.
An der Haustür Ziggy Stardust. Where are we now?
Ich liebte diesen unbekannten, mir so vertrauten Menschen.
Anschliessend auf einen Gin-Tonic ins Andere Ufer, das ja jetzt Neu ist….
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Kam natürlich am Neuen Ufer, nur 2 Häuser weiter, vorbei und habe um die Ecke einen traurigen Cappuccino genommen.
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Es mag merkwürdig klingen, aber dass ER sterblich ist, fiel mir zunächst schwer zu glauben…
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Ging und geht mir ebenso.
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Ich glaube nicht, dass er sterblich ist. Er lebt weiter in Herzen, Gedanken, in seiner Musik und dass sich Energie einfach so verflüchtigt… das widerspräche jeglicher Logik. Vielleicht muss man auch nur die Augen schließen, um ihn sehen zu können. „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ de Saint-Exupéry
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So wunderbar formuliert…meinen Herzensdank dafür…
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Nichts stirbt für immer. Alles Leben sucht sich immer wieder einen neue Frm des Seins.
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Auf meinem liebsten Radiosender “Studio Brussel” liefen gestern 69 Titel von David Bowie hintereinander weg. Sie waren ausgewählt und in eine Rangfolge gebracht worden durch die Hörer. Ich habs fast komplett gehört, eine tolle Erfahrung und wie eine Wiederauferstehung. Und dann lief gestern auf Arte der Film “Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence”, worin Bowie bis zum Kopf in den Sand eingegraben strirbt. Das war der doppelte Tod – schrecklich.
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Da hast Du einen ganzen Tag mit Bowie verbracht.
War die Auswahl nach Deinem Geschmack und breit gefächert? Auch etwas aus den 80ern?
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Sogar aus den 60ern (Space Oddity) und 70-ern (Heroes) und ich erfuhr, was ich noch nicht wusste, z.B. seine Zusammenarbeit mit der Band Mott the Hoople: (All the Young Dudes) (1972) und von 2013 Arcade Fire: (Reflektor). Aus den 80-ern Let’s Dance und China Girl, aber auch viele Titel, die ich nicht kannte. Ich vermute, dass von Plartz 69 bis etwa 35 die Auswahl von Musikredakteuren kam oder in Belgien waren Titel populär, die im deutschen Radio nicht liefen.
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Dass Bowie mit Arcade Fire zusammen gearbeitet hat ist mir neu.
Anders als die meisten, die ich kenne, mag ich ja auch seine Sachen aus den 80ern (China Girls z.B.).
Seit Tagen habe ich Life on Mars im Kopf. Beim Einschlafen, wie beim Erwachen.
Dass er nicht mehr da ist, kann ich immer noch nicht glauben.
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Und morgen um 12 ins Hansa-Studio?
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Nein. Meine Pilgerreise findet jetzt nur noch in meinem Kopf bzw. meinem Herz statt.
Warst Du da?
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Ja. Fühlte mich aber eher als Zaungast. Kollektive Ergriffenheit ist nicht meins. Interessante Einblicke, immerhin.
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Geht mir auch so. Ich kann nicht einmal Beerdigungen beiwohnen, weil mir das zu trubelig ist und mich dadurch noch viel trauriger macht.
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Lieder sind kleine Geschichten. Und es sind derer drei, die mich mit David Bowie verbinden: Space Oddity, Starman und Ashes to Ashes. Wie oft habe es sie gehört? Ich weiß es nicht, unzählige Male. Diese Lieder sind zeitlos und für mich wird David Bowie dadurch ewig leben.
Jetzt fällt mir eine Erzählung ein, die ich gelesen hatte, und die ich im Geiste immer mit David Bowie verbunden hatte. Die Erzählung endete wie folgt:
„Ich werde verbrennen, dachte er, und meine Asche wird über alle Kontinente verstreut werden. Ich werde nützlich sein. Zwar nur ein klein wenig, aber Asche ist Asche, und sie wird das Land mehren.
Er fiel mit rasender Geschwindigkeit, wie ein Geschoss, wie ein Stein, wie ein eisernes Gewicht, und doch blieb er dabei objektiv, sachlich; er war weder traurig noch glücklich, noch übermannte ihn ein anderes Gefühl; er wünschte nur, dass er noch eine gute Tat tun könnte, jetzt, da alles vorbei war, nur eine gute Tat, deren Wissen er mitnehmen konnte.
Wenn ich in die Atmosphäre tauche, werde ich brennen wie ein Meteor.
‚Ob mich wohl jemand sehen wird?‘, sage er.
Der kleine Junge auf der Landstraße blickte hoch und schrie auf. ‚Schau, Mutter, schau! Eine Sternschnuppe!‘
Der strahlend weiße Stern fiel in den Abendhimmel von Illinois.
‚Wünsch dir was‘, sagte seine Mutter. ‚Wünsch dir was.‘
Ray Bradbury – Der illustrierte Mann / Kaleidoskop
David Bowie ist für mich Major Tom, der Starman und der strahlend weiße Stern des kleinen Jungen.
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Danke, Raul. Das ist ein traurig-schönes Ende.
Auch für mich ist David Bowie ewig.
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Ich nehme Anteil an deiner Trauer.
Zum Tod von David Bowie bzw. dessen Nachwehen:
Ich finde es furchtbar, wenn bekannte Personen nach Ihrem Tod (wieder) ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden.
Bowie war ein Ausnahmetalent, keine Frage (wenngleich ich persönlich nie viel mit dem Großteil seines Schaffens anfangen konnte). Aber, mal ehrlich, wann wurde zuletzt von ihm behauptet, er sei ‚das größte musikalische Genie aller Zeiten‘? Richtig…
Tragisch, dass die Geißel Krebs so unbarmherzig (und, so finde ich, in letzter Zeit immer häufiger) zuschlägt. Tragisch, dass ein Talent wie Bowie ihr erliegt.
Tragisch, dass jetzt mehrere Best Off-Alben vermarktet werden und sich Kaiser Kommerz am Tod eines Stars bereichert.
Wäre es nicht so perfide, ich würde meinen, die Plattenfirma hat sich was gedacht beim Veröffentlichungszeitpunkt seines neuen Albums…
Liebe Grüße
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Mit den marktschreierischen Nachwehen zu Bowies Tod möchte ich mich auch nicht auseinandersetzen. Das Alles hat mit ihm nichts zu tun.
Für mich gehörte er zu meinem Leben, Das bleibt auch über seinen Tod hinaus so.
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Ich weiß.
Dein Blog-Beitrag diente als Dampf-Ablass-Paria bezüglich all dem scheinheiligen Schein, der als Aurora um verstorbene C-, B- und A-Promis herumscheint. Mea culpa.
Liebe Grüße
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Ich war gestern im Heimathafen Neukölln zum Konzert bei Wolfgang Niedeckens BAP und was soll ich sagen? Der Abgesang galt Mister Bowie.
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Es gibt wahrscheinlich wenige Künstler, die so genreübergreifend geschätzt wurden, wie Bowie.
Habs bei Ihnen drüben schon gesehen, dass Sie bei BAP waren.
Da fällt mir natürlich ein: verdammt lang her…
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ach, danke, liebe Frau kreuzbergsuedost*, dass Sie so liebe-voll Bowies gedenken. Nachdem mich nun der Übergang von Herrn Kilmister recht erschütterte, hob mich Bowies Abschied aus den nicht existenten Pantoletten.
Ich hab in den Krakeleien auf meiner Seite eigentlich nur materialisiert, wenn ich ins Herz schloss. Irgendwie. Weil mir seine/ ihre Schwingung vertraut, genehm, verwandt ist. Bowie zweimal. Weil er mich begleitet hat, wenn nicht sogar Häutungen initiierte. Mich zu der werden ließ, die ich bin. Eine Prise Ziggy Stardust und drei Brisen Heroes.
Und dann gehen sie. Und hinterlassen einen derart schmerzlich spürbaren Verlust, der jede Verwunderung über die Verbundenheit in Gewissheit wandelt, einen Freund gehabt und ihn verloren zu haben.
Mit liebem Gruß!
(*bin mir im Moment unschlüssig, wie es richtig ist, Sie anzusprechen)
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Sprechen Sie mich ruhig weiter als tikerscherk an. Oder gerne auch als kat (known as tikerscherk). So beginnt mein Vorname und den mag ich Zeit meines Lebens gerne.
David Bowie schien mir so selbstverständlich, wie die Luft zum Atmen. Er hat auf mein Leben eine Wirkung gehabt, die ich nicht so konkret benennen könnte, wie Sie Ihre Häutungen.
Er schuf, zusammen mit vielen anderen Komponenten, die Sphäre, in der ich aufwuchs und bestimmte mein Lebensgefühl ganz entscheidend.
Es ist, wie mit vielem, was einem selsbtverständlich erscheint: wenn es fort ist, merkt man, wie wichtig es war und wie dringend man es brauchte.
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Die Musik von Bowie ging nie an mich, eher die von Leonard Cohen, der ist aber jetzt echt unsterblich :-)
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Cohen gehört auf jeden Fall zu dem kleinen Kreis der Unsterblichen, auch wenn er mir weniger überirdisch als Bowie erscheint.
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Ach ja… Wunderschön. – Ich war am Samstag auch in Schöneberg. Überhaupt verfolgt mich seither seine Musik. Irgendwie komisch, aber ich vermisse ihn…
Ansonsten ist hier vieles gesagt… Danke für diesen tollen Beitrag
Lg,
Werner
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Ihnen geht es auch so?
Wahrscheinlich hatte Bowie keine Vorstellung davon, welche Bedeutung er in so vieler Menschen Leben hatte.
(Gern geschehen)
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