Ich brauche eine neue Matratze (Madradse, sagt der Eine, klingt weicher), genau genommen ein Futon. Das Alte taugt nicht mehr, ist unbequem geworden und meine Rückenschmerzen werden auch nicht besser davon. Nach ein wenig Recherche stoße ich auf eine Firma im Rheinland, die genau das in Handarbeit herstellt, was ich will. Einen Rückruf später spreche ich mit einer supersoften, schleppenden Althippiestimme.
Wieso ich überhaupt eine solche Matratze haben möchte, fragt die Stimme, nachdem ich meinen Wunsch vorgetragen habe.
– Wiederkehrende Rückenschmerzen.
– Da brauchen Sie keine neue Matratze, sondern Physiotherapie.
– Hab ich schon.
– Ich kenn mich ein bisschen aus damit, sagt die Stimme.
– Ich auch, und meine Lebenserfahrung sagt mir, dass ich dringend eine neue Matratze brauche.
– Ich bin viel älter als Sie, sagt die Stimme.
– Kann sein, deswegen können Sie mich sicher prima beraten.
– Wieviel wiegen sie und wie groß sind Sie?
– Gewicht Ende fuffzig, einsneunundsiebzig.
– Wow, groß und schlank!
– Sozusagen.
– Haben Sie einen Mitschläfer, fragt der Hippie jetzt.
– Manchmal, antworte ich zögernd.
– Verstehe, wer gerade so da ist, er lacht.
– Nein, immer der Gleiche, antworte ich und bin inzwischen ziemlich irritiert.
Auch von meinem „Mitschläfer“ möchte er jetzt Gewicht und Größe wissen.
– Aha. Da passen Sie ja sicher gut zusammen, so rein optisch. Und sonst auch?
Ich übergehe die Frage.
– Wie wäre es denn mit einer einfachen Latexmatratze? fragt er weiter.
– Geht nicht. Allergisch.
– Ach! Das ist ja ganz schlecht. Im Bett. Also, wenn man kein Latex verträgt.
Jetzt lacht der Hippie wieder und freut sich seines eigenen Schalks.
Ich schweige.
– Gut, dann nehmen wir die Multikombi-Twin Matratze. Wie breit?
– Einszwanzig.
– Was? Ist das nicht ein bisschen schmal zu zweit?
– Nein.
– Verstehe. Löffelchen, ja?
Idiot, denke ich und schweige wieder.
– Jetzt brauchen Sie noch einen Bezug. Ich denke sie nehmen am besten Satin. Baumwolle ist zu warm, fährt er nach einer kurzen Pause fort.
– Lieber Baumwolle, ich friere schnell.
– Ach, also doch typisch Frau, sagt er jetzt, da hätte ich Sie ganz anders eingeschätzt.
Ich schweige.
– Gut. Dann kommen wir zur Auflage. Schurwolle, Baumwolle, Kokos, Rosshaar oder Torf?
– Auch Baumwolle.
– Ich würd ja Torf nehmen. Sehr kuschlig.
– Ich nicht, antworte ich, Umweltsauerei.
– Das bisschen, sagt der Hippie.
– Ich möchte keinen Torf.
– Dann Schurwolle?
– Nein, immer noch Baumwolle.
– Sie wissen, was Sie wollen.
– Ja.
– Ich mag das, wenn Frauen so stark und bestimmend sind.
Schweigen.
– Ich habe ein sehr großes Schlafzimmer, sagt der Hippie plötzlich.
Vollidiot, denke ich.
– Wohin wollen Sie die Matratze denn geliefert bekommen? lenkt er ein.
– Berlin. Machen Sie das über DHL oder Spedition?
– Ich könnte Ihnen die Matratze persönlich vorbei bringen. Meine Tochter wohnt in Berlin. Eigentlich wollte ich dieses Jahr nicht mehr fahren, aber für Sie würde ich eine Ausnahme machen
– Nein danke.
– Schlafen Sie noch mal drüber und sagen Sie mir Montag bescheid. Ich komme gerne.
– Das glaube ich. Vielen Dank für die Beratung.
– Gerne. Bis Montag!
– Hmhm.
– War angenehm mit Ihnen zu telefonieren.
– Hmhm.
– Schönes Wochenende!
– Hmhm.
– Bis Montag!
Ich lege auf.
Ist doch nur geträumt – oder?
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Nein. Genau so vorgestern geschehen. Ich hab´s sogar noch ein bisschen gekürzt. Bezüglich seines Schlafzimmers frug er nach EInrichtungstipps. Was Frauen so gut finden…
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toll! und was wird morgen? anrufen oder nicht? ich setze auf …
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Naaaa?
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willst du’s heute schon wissen? oder wie beim adventskranz erst morgen sehen, was sich dahinter versteckt?
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Wie könnte das gehen? Du sagst mir morgen erst ob ich angerufen habe?
Machen wir das so, gerne.
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du hast NICHT nochmals telefoniert. mit liebem gruss. barbara
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Du hast ein gutes Gespür! ich habe NICHT nochmal telefoniert mit dem Kerl, sondern anderswo eine Matratze bestellt, mit weniger Komfort, für weniger Geld mit einem sehr freundlichen Herrn am Telefon, der sich zu benehmen wusste und mich gut beraten hat. Yeah!
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Sachen gibt´s ….. Ich würde mich bei der Firmenleitung beschweren.
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Zuviel Aufmerksamkeit für den Mann. Ich tu mir schwer mit sowas.
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Wenn sich aber nie jemand beschwert, meint er vielleicht, die Kundinnen sind begeistert von ihm.
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Da hast Du Recht. Wenn sich aber keine Kundin je wieder meldet, so wie ich, dämmert ihm vielleicht, dass seine Kollegen mehr Erfolg haben.
Im Grunde müsste man vielleicht, aber das sind mir einfach zuviele energieraubende Kämpfe im Leben.
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Ja, leider ist das so, ich verstehe es eh. Tatsache ist aber, dass solche Leute manchmal jahrelang Narrenfreiheit genießen
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Stimmt schon.
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Hat er dann wenigstens zum Ausgleich breitestes, obergemütliches Rheinisch gesprochen?
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Ne, leider überhaupt nicht.
Einfach nur schleppend betulich, wie Anke Engelke, wenn sie Hippies imitiert. Also quasi eine Sprachkarikatur, der Mann.
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Vollidiot, aber echt.
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Oder?
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Nicht dass das abfärbt und die Matratze ist wie er.
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Klebrig meinen Sie?
Ich weiss gar nicht, ob man so jemandem etwas abkaufen sollte. Andererseits ist er ein Angestellter und der Chef vielleicht ahnungslos.
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Glitschig und bãbbich ;) Aber ein Chef, der so wen ans Telefon lässt, ist vielleicht auch nicht anders. Bäh!
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Oweh. Vielleicht räkelt der Mann sich extra auf der Matratze herum, ehe sie mir geliefert wird. Örks.
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Ach, DAS meinen die Einzelhändlerverbände damit, wenn sie die Kunden anflehen, doch vor Ort zu kaufen! Geschickte Strategie, da jetzt Strohmänner in die Firmen zu setzen. Hätte ich denen gar nicht zugetraut.
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Ah, verstehe! Eine Art Komplott. Sabotage im großen Stil und ich mittenmang.
Doch was soll ich tun? Mich manipulieren oder lieber belästigen lassen. Beides verführerisch.
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Wenn ich mich da entscheiden müsste, ginge der Trend zur Manipulation. Ist das echt die einzige in Frage kommende Firma?
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Doch, schon. Aber diese Firma bietet ein paar Extras, die die anderen nicht haben, und der Preis ist auch noch in Ordnung. Schwierig.
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In den alten Adventures von Lucasfilm gab es oft, wenn das Gespräch mit einer Figur alle Möglichkeiten abgedeckt hatte, den letzten Satz „Gibt es sonst jemanden, mit dem ich sprechen könnte?“.
Vielleicht bringt der ja noch einen Erfolg.
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Das scheint mir die beste Variante. oder aber die Bestellung per email.
Am Ende steht aber der kerl mit der Matratze vor der Tür…
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Hm, schwierig. Ich würde ihm zwei Euro Trinkgeld und einen Tritt in den Hintern geben.
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Verdient hätte er es. Andererseits soll er gar nicht erst merken, dass er mich nervt. Ich bevorzuge es Leute kühl zu ignorieren.
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Dann reduzieren wir das Trinkgeld auf einen cool überreichten Euro.
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Oder ein Glas Milch.
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Nee, dann bleibt der länger als nötig. Vielleicht so ein Milchpäckchen, wie die Kinder sie in der Schule bekommen!
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Abt. Sternstunden des Verkaufsgesprächs! Ts.
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Aber echt.
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Ich würde am Tag der Lieferung den Einen die Tür öffnen lassen, während ich im Kino säße.
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Ein guter Plan!
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Natürlich, nachdem ich dem Schmierlappen gesagt habe, dass er gerne persönlich kommen kann. :-)
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Und das mit einem verruchten Unterton, versteht sich.
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Für den Tag der Anlieferung würde ich einen fies aussehenden Schlägertyp anheuern, der die Tür öffnet und wütend fragt, ob denn jetzt endlich das bestellte Wasserbett kommt.
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habe gerade versucht mich in das gespräch hineinzuversetzen….
und musste schon sehr grinsen……..hast du gut gemacht. und die kommentare sind auch witzig.
da ich in der gastronomie aufgewachsen bin, habe ich jedoch gelernt frühzeitig contra zu geben und echt paroli zu bieten.
für jemanden, der solches gewäsch nicht so oft hört, ist das jedoch extrem
schwierig. wer rechnet schon damit, wenn er eine matratze telefonisch bestellen möchte, mit einer art aushöraktion?
ganz schön dreist der gute hippie.
und nein, ich schreibe jetzt nicht noch, daß er irgendwas mit deiner matratze macht, bevor er sich verschickt. der hockt gewiss nur am telefon und labert blöd. also sei ganz beruhigt. du bekommst eine jungfräuliche und wunderbare matte – freu dich drauf!
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Hauptsache die Matratze ist o.k. Einen Futon hatte ich einmal auf zwei Tatamis. Den Futon (ich glaube da war Heu und Pferdehaar darin) musste man immer rollen und pflegen und lüften und rollen.
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Hab mich für Kaltschaum entschieden. Da wird weder gelüftet noch gerollt. Kommt morgen, die Matratze und ich bin schon voller Vorfreude.
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So als Mann kann ich Dir versichern, sich zu wehren ist nicht klug. Denn wir Männer sind erstens zu blöde das zu verstehen und zweitens gibt es da im Hirn von Männern so ein altes, vormenschliches Teil, das den Widerstand schon irgendwie detektiert und einen Jagdinstinkt reaktiviert.
Da ist FREIWILD. Und es wehrt sich sogar. Geil! Steht da im Trainingsanzug auf halb acht und sabbert am Telefon. Ich meine, für wen sind denn Ahh und Uhhh-Hotlines erfunden worden?
Sich zu wehren ist da Perlen vor die Säue. Es sei denn, man (Frau) weiß, was sie da tut und stößt die Beutelaute absichtlich aus, während sie selbst die Spinne ist.
Eigentlich hätte der grunzen sollen und Jagdgeheul anstimmen müssen. Doch sogar er weiß, das ist kontraproduktiv auf der Pirsch.
So mal ein Tipp für die Männer: Manchmal ist es besser, zuzuhören, auf sie eingehen (wenn das sowieso der Plan ist – ha ha). Empathie anyone? Frauen mal ver…
Oh, das war jetzt der Beleg. Es ist hoffnungslos. Bin jetzt aber mal ganz schnell ruhig…
Schnuckel, Du hast doch nicht schon wieder auf den Bildschirm gelauert? Ich kann das erklären….
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Ich würde sagen, das war ein ganz unverschämter Mensch. Wenn er mit all seinen Kunden so spricht, wird er wohl keine guten Geschäfte machen.
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Ich Z.B. habe dann eben woanders gekauft. Die Beratung spielt eben doch eine Rolle, und nicht nur das Produkt.
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