– Was möchtest du denn für ein Eis?
– Eine Kugel Schokolade und eine mit Vanille, bitte.
– Gut, und du?
– Ich nehm Nuss.
– Oh, ich auch!
– Also keine Schokolade oder Vanille mehr?
– Doch.
– Und Nuss zusätzlich?
– Ja.
– Kannste auch gleich sagen.
– Eine Rhabarberlimo, bitte.
– Wir haben nur Zitronenlimo oder Rhabarbersaft.
– Dann nehm ich den.
– Den Saft?
– Ja.
– Einmal gebrannte Mandeln, bitte.
– Und ich nehm´ gebrannte Haselnüsse.
– Tauschen wir?
– Wieso denn, du kannst dir ja selbst Nüsse bestellen, statt Mandeln.
Konnte ich nicht. Ich lispelte so stark.
Mein Beitrag zum dreizehnten Wort (verstehen) des txt-Projektes.
Bild: Oliver Elser & Andreas Muhs, CC-Lizenz (attribution, non-commercial, no derivation) https://www.flickr.com/photos/restmodern/136388654
Wow.
Kaum zu fassen, wie klein einen solche Nichtigkeiten machen können und welch unsägliche Disziplin sie abverlangen.
(Dabei fand ich Lispeln bislang immer nur süß. Wieder ein Bild erweitert. Danke!)
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Schwierige Zeiten waren das, als ich noch lispelte. Ständig auf der Hut zu sein, was man sagt. Andere fanden das immer süß. Ich habe schnell erkannt, dass es einen Zusammenhang zwischen süß und doof gibt. Das wollte ich nicht sein.
In 3wöchiger Aufenthalt bei meiner Tante, der Kammersängerin, und diverse Übungen mit einem Weinkorken zwischen den Zähnen, haben mir das Lispeln vollständig abtrainiert.
Danach konnte ich endlich meine Lieblingseissorten Nuss und Stracciatella (!) bestellen.
(gerne)
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Ein Roman in 15 Zeilen. Erst beim zweiten Lesen ist mir aufgefallen, dass du das Wort Saft auch umgangen hast :-)
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Man wird Profi, kennt die Fallen und Klippen, findet schnell alternative Wörter. Limo statt Saft, Cola statt Sprite. Der Speiseplan leidet, wenn man stark lispelt und sich dafür schämt.
Anstrengend war´s.
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Toll geschrieben, liebe Tigerscherk, gefällt mir sehr.
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Wie schön! danke.
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Das ist hessisches Fachwerk (wie mir scheint). Und ein so schöner Text dazu.
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Sie kennen sich ja aus! Hessisches Fachwerk, genau, in Frankfurt Bornheim, meiner alten Heimat.
An diesem Haus lief ich fast täglich vorbei.
In der Eisdiele Dal Cin, die es noch heute gibt, absolvierte ich meine größten sprachlichen Herausforderungen.
Danke schön.
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