Sick sack, oder Ekelhaftes Internet

An manchen Tagen treibe ich ziellos durchs Netz, springe von Eintrag zu Eintrag und und lande unversehens bei den merkwürdigsten Themen.
Gestern z.B. suche ich im Online-Wörterbuch nach einer italienischen Übersetzung für Kotztüte, einer meiner (meist im Stillen verwendeten) Lieblingsschmähungen, neben Arschgeige (assfiddle) und Doofmannsgehilfe. Leider erfolglos. Doch wie jedes beliebige Suchwort ist auch dieses mit Werbeanzeigen verknüpft.

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Und alles was käuflich ist, muss selbstverständlich auch bewertet werden.
Da gibt es gute Kotztüten und schlechte. Eine Sorte ist besonders geeignet für brechende Kinder auf Hochbetten (schnell zur Hand und zu klein um sie sich über den Kopf zu ziehen), eine andere hat sich als praktisch für speiende Senioren erwiesen, die nächste ist so schön kompakt, dass sie in jede Handtasche passt und dennoch groß genug für den gesamten Mageninhalt, während die schlechten Kotztüten sich nicht einmal richtig verschließen lassen oder im schlimmsten Falle bereits zwei Minuten nach der Benutzung durchgeweicht sind, obwohl nur ¼ Liter Tee hineingespuckt wurde. Da kann man auch gleich eine herkömmliche Nierenschale nehmen.
Besonders gut schneidet übrigens die Marke sic sac ab, mit der auch ich mich vor meiner nächsten Schiffsreise (in ca. 15 Jahren) ausrüsten werde, allein des Namens wegen.

Eine andere Suche bei google ist wirklich erschütternd. Gibt man nämlich

wie schmeckt

ein, so erscheinen diverse ergänzende Vorschläge zur Vervollständigung der Frage.

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Als besonders verstörend empfinde ich, dass das Interesse am Geschmack von Menschenfleisch derart weit oben (und dann auch noch direkt hinter dem an Tofu) rangiert, und natürlich muss ich an den Kannibalen von Rotenburg oder auch den Flug 571 der uruguayischen Luftwaffe denken. Beides schreckliche Geschichten, jede auf ihre eigene Art.

Man sollte übrigens nicht den Fehler machen, sich die Ergebnisse zu dieser Anfrage tatsächlich anzeigen zu lassen und auf diese Weise weiter und immer tiefer in den stinkenden Googlesumpf hinein zu waten, einer Hölle, in der übergeschnappte Menschen ihren Mitbürgern das Gesicht wegfressen, oder deren Extremitäten abtrennen, grillen und anschließend verzehren.

Das ist so widerlich, dass man speien möchte.

29 Kommentare zu “Sick sack, oder Ekelhaftes Internet

  1. Die Frage „wie schmeckt…“ ist ja eigentlich eine völlig falsche Herangehensweise, denn Geschmäcker sind verschieden und außerdem fordert „wie“ einen Vergleich heraus, den nichts aber auch gar nichts bestehen würde (hier könnte der kultivierte Weintrinker natürlich ein Fass aufmachen, weil der Sauvignon nach Birne, Mandel, Girlandel schmeckt, aber neue Kleider stehen eben nur den Kaisern und Scheiße schmeckt nunmal nach Scheiße).
    Am ehesten wäre noch die Frage möglich, ob es denn gut oder schlecht schmecke. Diese Einschränkung immerhin könnte sich bei genügend solcher Fragen und genügend Produkten zumindest einschränkend hinsichtlich bestimmter Vorlieben des Antwortenden auswirken, was den Geschmack von Menschenfleisch natürlich auch nicht wirklich beschreibt. Wenn uns der Frager nervt, beißen wir ihm einfach die Nase ab.
    Mein Onkel sagte immer, es gäbe keine dumme Fragen, nur Dumme, die fragen. Entschuldigung für den Buchstabenkatarrh, aber eines kann ich versichern: der ist absolut geschmacklos.

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  2. Die Antworten eins, drei und vier würden mich auch interessieren. Ich meine, der Mensch ist neugierig. Man sollte solche Anfragen nicht moralisieren.

    Was ich kürzlich noch zu dem „Klavierunfall“ schreiben wollte: Auch hier wieder, jenseits aller Moralisiererei, ein schönes Wort.

    Hab mehr Vertrauen. Mein Interesse wird mich weder zu einem Kannibalen, noch zu einem Brustsauger, Aa-Esser oder Verharmloser von miesen Arbeitsverhältnissen machen.

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    • Manchmal stehen Moral und Neugierde sich unversöhnlich gegenüber.
      Ich kann selbstverständlich wissen wollen wie Menschenfleisch schmeckt. Beantworten könnte mir das aber nur jemand, der es schon probiert hat. Wer sollte das sein?
      Herr Meiwes, oder ein anderer Kannibale?
      In den Niederlanden soll es in einer Show soweit gegangen sein, dass die Moderatoren sich zu Beginn der Sendung chirurgisch ein Stück Muskelfleisch herausschneiden ließen, was ihnen in der zweiten Hälfte der Sendung dann von einem Koch gebrutzelt und serviert wurde.
      Ich weiß nicht, wie ich das finden soll. Wenn nicht ekelhaft, dann einfach nur dumm und dekadent.

      (Und zum „Klavierunfall“- kannste sehr gerne schön finden, das Wort, ohne dass ich Dir Menschenschinderei oder Unmoral unterstellen würde.
      Übrigens sollte der Titel dieses Beitrages ironisch sein. Aber mit Ironie hab ich es nicht so. Krieg ich sowenig hin, wie ich sie mag)

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  3. Menschenfleisch? Tja, als Kind hatte ich mich mal heftig in die Zunge und auch mal versehentlich in den Finger gebissen. Ist salzig. Liegt wohl am Blut.

    Oder ist die Frage, wie es gekocht schmeckt? Dann kommt es auf die Gewürze an. Ich schätze, Mensch schmeckt wie blöder Hammel oder dumme Kuh in Senf gebraten. Vielleicht auch manchmal sauer bis zuckersüß. Das ist dann die chinesische Variante.

    Die Frage ist also irrelevant. Glaub‘ ich.

    So irrelevant, wie die Google Vorschläge und sogar wie Google selbst. Echt jetzt, Du nutzt Google?

    Auf der einen Seite, wenn man sich für Kotzüten, für den Geschmack von Menschenfleisch and so on interessiert, einem dafür Privatsphäre egal ist… wohlgemerkt, die der Anderen, mit Deiner kannst Du tun, was Du willst… dann … ähm, ja was dann?

    Ernsthaft, was dann? Oder ist der Ansatz, diese fiese implizierte Wertung flasch? Hmm, Ich kenne da jemanden, der fast täglich „Poker“ spielt und die Seite immer über Google ansteuert. Was ist noch mal ein Browser?

    Auf der anderen Seite findet man überall Kunst. Vermutlich sogar in der Hölle. Google kann da keine Ausnahme machen, weil es im Auge des Betrachters liegt.

    Okay, das könnte ich nun informationstheoretisch ausführen. Ist tatsächlich interessant. Kennst Du Eliza? Nicht… ähm…

    So besser(?):

    Phantasie macht vieles wieder gut. Ne wa?

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      • Frag das nicht mich. Frage das Eliza.

        Die würde sagen: „What else comes to mind, when you ask that?“

        http://nlp-addiction.com/eliza/?log=&input=Hi+Eliza

        (Braucht java script. Eliza ist der Klassiker, ein wenig primitiv und deshalb so sinnvoll).

        Was das soll? Bei Deinem schönen Text (gut, ich persönlich finde … andere „besser“; egal jetzt)?

        Google ist eine Maschine, genau wie Eliza. Das was Du im Blog geschrieben hast, die „interpretation“ der Suchmaschinenvorschläge ist nur „lustig“, weil Du das so siehst. Die Maschine sieht nix (abgesehen davon, was sie für Google von Dir speichert – ist auch ein anderes Thema).

        Praktisch empfinde ich Kommunikation mit einer Maschine (wie Google und auch wie ein Bot/Eliza) als Selbstgespräch. Ich meine, ich mag mich ja. Aber man kann es auch übertreiben. Eh, ich will doch nicht blind werden!

        Die Vermutung, das der Menschenfleich-Zusatz daher kommt, dass viele Menschen danach fragten, ist ziemlich gewagt. Die Suchvorschläge sind nichts, als ein mehr oder weniger schlaues Würfelspiel. Es gibt keine Absicht dabei, keine zuverlässige Logik und schon gar keine Träume. Google nährt sich von unseren Gedanken, ohne ein einziges Wort zu verstehen und ohne irgend ein winziges Interesse am Menschen (das sich nicht in Einnahmen wandeln lässt). Die Bedeutung kommt nur durch Dich! Geschickt eingefädelt, nicht wahr?

        Es ist wie bei einem Vampir, dem vollkommen egal ist, wessen Blut er säuft. Das Google Dir etwas zurück gibt überzeugt wenig. Die Sklavenbesitzer gaben ihren Sklaven auch mal Kleidung. „Sklaven, die „dies“ kauften möchten wir auch „das“ andrehen“. Viel mehr sind Googles Vorschläge technisch nicht.

        Und die Gerichte entscheiden, es gäbe ein Recht auf Vergessen. Ganz, als gäbe es irgend eine nur minimal Intelligenz der Maschinen.

        Du kannst gerade verhungern und Google fragen. Niemanden interessiert es, selbst wenn es 100x unter den ersten Suchvorschlägen käme. Man würde es maximal „lustig“ oder „verstörend“ finden. Aber die zufällige Permutation von den Worten „Merkel“ und „blöde“ muss vergessen werden. Bin ich nun schuld an Deiner Assoziation? Muss dieser Beitrag nun gelöscht werden?

        Googles Vorschläge haben nichts mit irgend einer Realität zu tun. Google ist bestenfalls ein Werkzeug, zu dem es Alternativen gibt.

        Noch einmal: Das es lustig oder verstörend ist, das liegt 100% nur an Dir. Ich finde, das ist irgendwo auch ein sehr gutes Zeichen. Denn das zeigt, dass Du intelligent bist.

        what do you think?
        does that trouble you?

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        • Dank Google hab ich nun derart viele Leser auf meinem Blog, dass ich erwäge von der Nutzung anderer Suchmaschinen in Zukunft volkommen abzusehen. Was soll die ganze Geheimniskrämerei? Ich hab doch nix zu verbergen!

          what do you think?
          does that trouble you?

          Nope.
          Schöne Grüße aus der gläsernen Zelle!

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      • Ich muss doch noch mal antworten…

        Verzeih, „Ich hab doch nix zu verbergen!“ ist wohl einer der dümmsten Sätze überhaupt in diesem Kontext, ganz analog zu „Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nix zu befürchten“.

        Selbst wenn ich das als Ironie werte, tut mir Leid, damit wurde und wird zu viel Schindluder getrieben.

        Was ich nun wirklich erstaunlich finde ist Dein „nope“ auf die beiden Fragen am Ende. Die Fragen kommen direkt von Eliza. Diese Fragen sind keine Fragen aus Interesse, Mitgefühl, Menschlichkeit, nicht einmal Fragen einer Logik im Kontext einer Kommunikation.

        Die Fragen sind die, eines relativ einfachen Algorithmus, der Psychiater simuliert. Ich dachte, das (und meine Absicht, das zu verdeutlichen) sei klar. Wieso antwortest Du einer Maschine?

        Nicht klar? Also ganz deutlich: Google „interessiert“ sich so wenig für Menschen, wie Eliza und alle Datensammler heute. Menschen sind vollkommen egal. Maschinen können sich nicht interessieren. Wohl aber können die Dich in für den Betreiber nützliche Kategorien einteilen. Letztlich sind das (im weitesten Sinn) wirtschaftliche Kategorien.

        Die Kategorien sind das automatisierte Vorurteile, so unlogisch, wie die Frage nach dem Geschmack von Menschenfleisch, die von solchen Mechanismen generiert werden. Diese Frage hat kein Mensch gestellt.

        Als Eliza neu war, da bestanden manchmal Menschen darauf, „alleine mit der Tastatur“ zu sein. Dieses alleine ist ungefähr so alleine, wie Du bist, wenn Du mit Google kommunizierst oder überhaupt mit dem Netz interagierst. Viele betrachten das Netz so naiv, wie die Menschen damals Eliza betrachteten. Muss ich wirklich erklären, wie es zu „wie schmeckt .. Menschenfleisch“ kommt? (ne, Du hast jetzt noch mal Glück gehabt).

        Heute ist Dein „Du hättest nichts zu verbergen“ ist als Imperativ zu verstehen. Ich würde sagen: Das hätten die wohl gerne.

        Das gilt z.B. besonders, wenn Du nach Krankheiten im Netz suchst und Google diese Begriffe mit Deiner Identität assoziiert. Wenn Dir dann noch bekannt ist, dass in den USA Google einen „Service“ Krankenakte anbietet, von Werbung lebt und die Daten im Fokus von Staaten (etwa Polizei, Geheimdienste) wie auch der Industrie (z.B. Werbeindustrie, Adresssammler, bis hin zu Schufa-artigen „Info“-Firmen, letztlich also Banken und Geschäfte, Telekommunikationsanbieter, wie auch Vermieter, Arbeitgeber, Krankenkassen) sind, dann frage ich mich:

        Was bedeutet „nope“ in diesem Kontext?

        Nope ist gesellschaftlich relevant, ich würde sogar sagen systemrelevant. Nope ist die Antwort auf die Frage, ob wir so leben und kommunizieren wollen. Es hat damit zu tun, was Wissen ist und wem es gehört. Es geht nicht darum, etwas zu verbergen zu haben. Das ist Deine Entscheidung.

        Nope ist meine Antwort (nicht nur) an Google und Co. „Nope“ ist letztlich die Antwort auf den Imperativ: schlafe, gehorche, konsummiere.

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        • Uff.
          Das ist mir, mit Verlaub, alles viel zu Ernst angesichts meines offenkundig spaßig gemeinten Beitrages und des dazugehörigen flapsigen Kommentars.
          Hatte mal Lust auf weniger Depressives- Sommer halt.

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      • tikerscherk, da fehlt noch was (für mich!) Wichtiges in meinen Kommentaren. Es war da, doch ich wusste nicht (nein, ich weiß nicht), wie es auszudrücken sei. Und dann habe es (und mehr) gestrichen.

        Du weißt, dass ich Deine Texte mag. Auch den Text oben! Ich würde nicht kommentieren, wenn das anders sei. Sei so nett, das nächste mal, wenn ich Dich daran zweifeln lasse, so solltest Du erwägen, meinen Kommentar einfach zu löschen.

        Diesen Zweifel zu provozieren ist niemals meine Absicht.

        (Und nein, ich brauche keine Antwort darauf).

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  4. Man kann 1. eine andere Suchmaschine als google verwenden (z.B. DuckDuckGo) und 2. abstellen, dass die Suchmaschine Vorschläge unterbreitet. Das würde dir Verstörung ersparen (und, BTW, die Privatsphäre besser schützen).

    Es ist übrigens interessant, dass die unterschiedlichen Suchmaschinen unterschiedliche Vorschläge anbieten, am ekligsten fand ich Yahoo …

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