Fox on the run

fuchs-crw_9649Grauenvolle Schreie reissen mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf.
Eine Katze, da ist eine Katze in Not!
Was ist los? Hat der dicke Kater es endlich geschafft ein Stromkabel durchzubeissen und krepiert nun zuckend, mit dem Maul an der Leitung hängend, in der Küche?
Oder sollte ich, gegen jede Gewohnheit, ein Fenster gekippt haben und die Katze stirbt den kehlkopfzermalmenden Strangulationstod, wie so viele Katzen? Oder habe ich vielleicht nicht mitbekommen, wie Quinho nach der letzten Hunderunde aus der Wohnung geschlüpft und in den Garten gelaufen ist?
Mein Herz schlägt wild. Panik! Ich muss sie retten!
Mit trockenem Mund und am ganzen Körper schlotternd stürze ich, den durchdringenden Schreien folgend, in die Küche, schalte das Licht an und sehe die Katzen erstarrt auf dem Tisch sitzen. Vollzählig.
Das Klagen kommt von draußen, von ganz nah und es ist so erbärmlich und laut, dass es nicht nur mich am anderen Ende der Wohnung aus dem Schlaf geholt hat. Auch über mir brennt jetzt Licht und die Nachbarn blicken hinter ihren Erkerfenstern und Balkontüren in den dunklen Garten.
Ein Katzenkampf klingt anders, denke ich, hier ist es eine einzelne Katze, die um ihr Leben ringt.
Ist sie irgendwo eingeklemmt, hat sie sich verletzt, hängt sie mit einem Lauf, oder schlimmer noch: mit ihrem Halsband, am Zaun fest?
Ich schnappe mir Taschenlampe und Schlüssel, greife nach meinem Handy (wozu eigentlich? Feuerwehr? Verstärkung?) und eile in den Durchgang zum Hinterhof.
Mit zitternden Händen öffne ich die schwere Tür, drücke sie in den Schnapper und leuchte nach rechts, in die Richtung aus der die Schreie kamen.
In diesem Augenblick springt eine graue Katze mit weißen Hinterbeinen aus einer Nische neben dem Keller hervor und rennt in großen Sätzen an mir vorbei. Gleich hinter ihr taucht nun auch ein Fuchs, der Fuchs, auf, verharrt für ein paar Sekunden, schaut mich an, und schiesst plötzlich, mit fliegenden Beinen, der Katze hinterher, die längst in der Dunkelheit verschwunden ist.
Ratlos stehe ich noch einen Moment, frage mich was zu tun ist und leuchte mit spärlichfahlem Schein in die Schwärze zwischen den Häusern. Hoffentlich hat sie es geschafft, die Katze. Hoffentlich findet der Fuchs etwas anderes zu essen und hoffentlich kann er seine Jungen gut versorgen. So viel Hoffentlich und soviel Adrenalin.

Zurück in der Wohnung streichle ich den aufgewühlten, schwanzwedelnden Hund, stecke mir ein englisches Lakritztoffee in den Mund, lege mich völlig überdreht ins Bett, ziehe dort noch ein paar Algerische Patiencen auf dem Tablet und schlafe erst sehr spät wieder ein.

Die mittägliche Recherche im Netz ergibt ein ganz neues Bild: Füchse erlegen normalerweise keine Katzen. Viel lieber wollen sie mit ihnen spielen, worauf die humorlose Feline äußerst unwirsch reagieren kann.

(Mal ehrlich, kann man diese Geschichte für einen erweiterten Morgengruß halten?)

(u.A.w.n.g.)

Foto: http://photoblog.hildania.de/2007/12/13/fuchs/

15 Kommentare zu “Fox on the run

    • Naja, ich hab ja selbst Katzen und einen Hund und fühle mich sowieso immer für jedes leidende Tier verantwortlich. Außerdem war an Schlaf nicht zu denken, ehe das Schreien nicht aufhörte.
      Bin ja froh, dass kein Blut geflossen ist.- und gruselig war es wirklich sehr.
      Du bist vielleicht einfach vorsichtig.

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  1. Nachtmorgens, gg.2Uhr, lief ich panisch in den Garten, weil ich einer eventuell Vergewaltigten helfen wollte, denn das Schreien war martialisch und minutenlang (und ich bin verschiedenes, derbes Stadt-Getier-Rufen/Kreischen/Grunzen gewohnt und mag es sonst sehr). Mit meiner Tochter, die ca.10 Minuten später unbedarft von einer Party auftauchte, suchte ich allerdings vergeblich nach dem „Corpus Delicti“. Laut Recherchen war es ein Fuchs…Schockiert bin ich noch immer, dass nirgendwo in den Häusern eine Reaktion zu erkennen war… , obwohl es auch ein menschlicher Notfall hätte sein können (und durch Schallschutz-Fenster zu hören war).
    Und nun endlich mal ein DANKE! für Dein Blog, welches ich seit Jahren mitfühlend, aber leise, lese….

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    • Danke für Deinen Kommentar. Es ist schön, wenn eine Leserin oder ein Leser sich zeigt, und dass Du schon seit Jahren mitliest freut mich wirklich sehr.

      Du meinst also das Schreien kam vielleicht von dem Fuchs und gar nicht von der Katze?
      Weißt Du denn warum „Euer“ Fuchs so geschrien hat?
      Unsere hat gerade Junge und ich bin immer noch nicht überzeugt, dass sie wirlich mit der Katze spielen wollte. Vielleicht hat sie einfach großen Bedarf an Fleisch für den Nachwuchs.

      Was Du schreibst, nämlich dass niemand außer Dir überhaupt nur nachgeschaut hat, obwohl es sich wie eine Vergewaltigung anhörte, erschreckt mich. Ich befürchte es gibt immer weniger Leute, die das Gefühl haben, es ginge sie etwas an, wenn dem Nächsten Leid geschieht. Woher kommt das bloß.

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      • Ja, jahrelanges Schweigen:
        ich habe mich bisher mit Kommentaren diszipliniert zurückgehalten, da es einige Parallelen gibt und sonst alle Dämme der „Betroffenheits-Lyrik“ gebrochen wären (welches auch physische Konsequenzen hätte, da ich mir zwar nach Jahren meinen Geburtsnamen „H.“ zurückeroberte (obwohl nie verheiratet) und auch aus nicht ausschließlich medzinischen Gründen die Gedanken-Hygiene sehr zügeln muss, da ich in diesem Leben mit zu wenig Filtern (oder „zu frühen Traumen“) ausgestattet bin und der genaue, umsichtige Blick meistens mitgefühlt wird…(wobei ich selbst gern unsichtbar wäre)
        Wieso ein Fuchs?:
        Dass es ein Fuchs war, wurde durch einen Biologen, einen „Tierszene-Kenner“ und Tier-Videos bestätigt. Erst dachte ich, dass es ein Schwan sei, der von einem Waschbär attackiert wird, weil sich durch den grundstücksangrenzenden Bach oft auch Klein-und Großgefieder im Garten tummelt (mitten in dem „Großstadt-Dorf Dresden“ und meine tägliche Freude + Erholung vom menschlich-unerträglichem Geschrei und Un-Benimmse) und ich auch um meine Vertreibung aus den gentri-unmenschlichen Gründen fürchte)
        Ignoranz + Un-Menschlichkeiten (zunehmend)?!:
        Seitdem in unserem 9-Parteien-Haus (gemischt Miet-oder Eigentümerwohnungen) ein Mieter bspw. hilflos und desozialisiert 3 Monate in einem Winter ohne Strom und Gas (Gas-Etagenheizing + Kochen) hauste und es NIEMANDEN (obwohl ich bei allen nachfragte, ob wir ihm helfen können) interessierte, zumal sich alle so „nett, kulturuafgeschlossen und öko-sauber-uniformiert“ und geben (und alle, außer mir Prekären, doppelte und gute Einkommen haben), schockiert/ wundert mich die Ignoranz der Mit-Menschen/“Ander-Menschen“ wäre korrekt, nicht mehr…(ich will ja auch Nichts mehr mit denen zu tun haben, die in einem rückwärtigen Haus Wohnungen um 700.000€ kauften und eigentlich „sympatisch-menschlich“ wirken-weil man sich unmenschlich armreduziert und gefährdet fühlt = eine Crux, die ja oft genug in Berlin-Blogs beschrieben wird)
        ((meine Tochter und ich stellten ihm wenigstens heiße Getränke und warmes Essen vor die Tür, nachdem er beschämt Einladungen zu uns ablehnte…(wir, Mutter und Tochter, wohnten in dem hellhörigen Haus unter ihm und er bekam in all den Jahren nie, obwohl auch Dr.-Vater (das Fach ist unschwer zu erraten) von des Wohnungseigentümers Tochter, Besuch und ihm hat schlichtweg eine liebe Frau gefehlt-für Leib und Leben, welches zwangsläufig tragisch endete// Dass wir vorher nicht abgefackelt sind, war ein Wunder für sich…, wie nach einem notwendigen Wohnungs-Aufbruch, weil uns u.a.die Fäkal-Suppe von seiner verstopften Toilette munter durch die Bad-Decke tropfte, erschreckend sichtbar wurde…))
        Woher es kommt, dass die Mensch ignoranter werden?
        ich vermute, weil sich die Einen oftmals schlichtweg die „Absicherung“ hart abkämpfen müssen und die Anderen sich hilflos-und kraftlos um ihre eigene KurzAtmigkeit kümmern…und der Mensch an sich gern meckert, aber lahm ist#
        Und nun weisst Du, warum ich mich mit romanhaften Kommentaren zurückhalte…, denn dieses war nur die Kurzform.
        Manchmal ist hier auch was los…

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        • Dein Kommentar berührt so viele Themen, dass ich ihn einfach so stehen lasse.
          Du kennst, da Du hier regelmäßig liest, meine Haltung zum Thema Gentrifizierung und den Problemen, die damit zusammenhängen.
          Auch über die Ignoranz und Gleichgültigkeit der Menschen ließe sich noch sehr viel schreiben, was den Rahmen dieses Beitrages sprengte.

          Stadtfüchse scheinen überall im Vormarsch zu sein, das ist, was ich den Kommentaren und vielen Videos im Netz entnehme.
          Es gibt sogar eines, wo sich Füchse am hellichten Tag vor dem Einkaufszentrum Potsdamer Platz paaren.
          Ob das gut ist, wenn sie die Scheu vor Menschen verlieren…

          Ich wünsche Dir und allen Leserinnen und Lesern einen schönen Tag!

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  2. Mir ist letzte Woche Ähnliches passiert: telefoniere und plötzliches infernalisches Geschrei, das mir (und dem Freund am Telefon) das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich war sicher, dass gerade jmd. vor meinem Fenster abgestochen wird. War ein Fuchs. Keine Ahnung, ob er selbst das war oder seine potentielle Beute. Schauerlich.

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    • Interessant. Es scheinen z.Zt. viele Füchse unterwegs zu sein.
      Hab inzwischen jede Menge Videos angeschaut in denen Füchse bellen. Das klingt auch irgendwie gruseleig, wenn man es nicht kennt.
      Das, was ich da gehört habe klang eher nach Opfer, Todesangst, usw.
      Schauerlich, ja.

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  3. Die lieben Füchse schreien bei der „Liebe“ so gruselig, man könnte glauben ein Kleinkind wird gerädert…. Jeder hat andere Vorlieben beim Sex. Die andere Katze war bestimmt nur zufällig in der Gegend.

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    • Echt? Ich habs mir bei youtube angeschaut, da klingt es gar nicht so schlimm. Jedenfalls nicht wie das infernalische Geschrei, das ich gehört habe.
      Irgendwie wirken die Füchsinnen trotzdem nicht besonders begeistert vn dem, was da mit ihnen angestellt wird..
      Ich mag die Füchse wirklich gerne, aber wenn es um Katzen geht bin ich ganz klar parteiisch.

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  4. Hatte heute mal wieder einen TIMEOUT_Error. Und Miezmiez eine blutige Nase. Hm

    Aber keine Ahnung. Was tun? Hatte ja auch schon Lenin gefragt. Und der ist inzwischen auch tot. Immerhin ist eine Rose eine Rose. Bis sie wieder verblüht.

    Dazu hab ich dann noch eine blühende Rose gepostet. Immerhin. ^^

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