Nachdem der Krankenwagen abgefahren ist stehe ich noch eine Weile am Fenster und halte mich mit beiden Händen an dem schmalen Vorhangschal fest, den sie genäht hat. Im Garten gegenüber zerstreut sich die Partygesellschaft. Eben noch hingen sie alle am Zaun und schauten zu, wie sie aus dem Haus getragen wurde, bleich und ohne Leben. Es gibt nichts mehr zu sehen.
Meine Mutter hatte ihren großen Auftritt.
Als ich sieben Jahre alt bin, gehen meine Eltern mit uns spazieren. Meine Mutter zeigt auf ein Haus mit Garten und einem Türmchen. Hier werden wir bald wohnen. Ich freue mich auf ein eigenes Zimmer.
Die kleine, schiefergedeckte Villa wurde 1904 fertiggestellt. Sie hat ein Türmchen, mehrere Giebel und Fachwerk in der oberen Etage. Die Fenster sind mit rosafarbenem Sandstein eingefasst, die zweistöckige Holzveranda ist mit buntem Glas versehen, im Garten steht eine Trauerbirke.
Die große Zypresse vor dem Eingang erinnert an Gutshäuser in der Toskana.
Hier leben wir.
Ich erinnere mich nicht mehr wer von uns den Brief gefunden hat.
War ich es, oder mein Bruder?
Ich weiss noch sehr genau was sie (in ihrer großen Handschrift) geschrieben hat.
Ich habe Schuld an ihrem Tod. Auf ihrem Grab sollen wir tanzen, mein Bruder und ich, und Parties feiern. Der Weg ist frei für unser Glück.
Meine Ohren dröhnen, mein Mund ist trocken.
Die Rettungssanitäter haben die leeren Tablettenblister eingesammelt und mit genommen.
Ihre kleinen schwarz-weißen Pumps stehen noch immer ordentlich neben der Badewanne.
Das Krankenhaus hat angerufen. Sie ist über den Berg. Beim Auspumpen des Magens wurden ihre Zähne lädiert. Das Elektrogerät war gut isoliert und hat keine Schäden hinterlassen.
Es war ihr ernst.
Ich kann nicht einmal weinen.
neu in dieser jenen und nicht verzeigenden .. DANKE!
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Ich versteh´s nicht, aber gern geschehen.
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Geträumt, sie hätte sich erhängt. Sie gefunden im Traum, ohne Erstaunen. Das war so selbstverständlich und lange gewusst. Aufgewacht. Dann am Frühstückstisch mit den Eltern. Alles in mich verschließend. Toast und Marmelade. Die Mutter. Der Vater, Herr Regierungssoundso, Zeitung lesend. 10 Minuten später der Dienstwagen mit Chauffeur, der mich an der Schule absetzte. Fand ich natürlich cool. Mit 12 beschloss ich, mich emotional fernzuhalten von dieser Frau. Unbedingt.
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Blieb es bei dem Beschluss? Konnten Sie ihn einhalten? Bis heute?
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Hui, Sie stellen Fragen! Was im Unbewussten vorging die Jahre und bis heute vorgeht, weiß ich nicht. Im Wachen denke ich: schon ziemlich, ja. Aber bin mir nicht sicher. Da mag es viele untergründige Fortwirkungen geben …
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Du hast wirklich schlimme Dinge erlebt.
Leider darf fast jede Mutter werden, auch die ungeeignetsten.
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Ja und ja.
Zum Glück ist das alles lange vorbei und nur noch Erinnerung
Mit diesem Beitrag schließe ich die Serie über meine Mutter ab.
Enough said.
Übermorgen sehe ich sie nach 2 Jahrzehnten wieder.
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(Kann leider nicht bei Dir kommentieren. Open ID-Problem. Kann man auch einfach Name und URL bei Dir eintragen? Kannst Du das bitte überprüfen?)
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Ich überprüfe mal. Viele berichten, dass sie nicht kommentieren können.
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Nach zwanzig Jahren ein Wiedersehen. Ich wünsche als Lohn der eigenen Schwerarbeit ein Begegnen in Würde.
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Das ist ein schöner Wunsch. Vielen Dank.
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Kinder haben keine Schuld.
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Wenn Du an Dich als dieses Haus denkst… Das Haus auf dem Bild ist wirklich wunderschön. Es benötigt bloß Investitionen und jahrelange Restauration, seelisch, emotional, menschlich. Leider. So ist unser Leben. Halte durch! Obwohl die Wunde schmerzt :( Mehr als die des Mädchens, das jetzt auf Ibiza lebt.
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