Kontur

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Ob ich ihm einen anderen Namen geben dürfe, habe ich ihn damals gefragt.
Jenen, den ich von Beginn an im Kopf hatte, wenn ich an ihn dachte.
Den ich als Anrede über die Briefe setzte, die ich ihm schrieb und
den ich vor dem Absenden unwillig durch den eigentlichen, seinen Rufnamen, ersetzte, bis zu jenem Tag, an dem ich ihn bat, ihn so nennen zu dürfen, wie er heißt.

Damals siezten wir uns noch.

Er zog sich den Namen über wie einen Handschuh und ich formte die beiden Silben, die erste hell und spitz, die zweite dunkel ausklingend, und empfing ein tiefes, fragendes Ja als Echo.
Wie sich herausstellte war es der Name seines Großvaters, den ich ihm zugedacht hatte und der ihm so gut passte, weil es seiner war. Aufgeschnappt zu einer Zeit in der seine Silhouette als vage Andeutung zwischen anderen hervor zu schimmern begann.

Männlich, klug, elegant, weitsichtig, dezent, siegreich und weich. Das war er.

Ich ahnte nicht, wie die Dinge sich fügen würde.

37 Kommentare zu “Kontur

    • Danke!
      Das erste Kapitel lag eigentlich schon vor der Geschichte mit dem Namen. Aber das würde sehr weit zurückführen und beinahe zu kompliziert werden.
      Soviel aber ist sicher: es werden weitere Kapitel folgen.

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  1. Und jetzt, wie lautet der Name. Lohnegrin?

    Ich muss da immer an die Szene bei Harry und Sally denken, wo er ihr sagt, sie kann keinen guten Liebhaber gehabt haben, ihr letzter hiess Volker! Volker gib´s mir, Volker mach´s mir, das klingt einfach nicht.

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  2. ACH DU MEINE GÜTE, FAST ÜBERSINNLICH! Jetzt hat es mich ein wenig aus den Schuhen gehauen. Irgendwann werde ich dir verraten, wie sehr dieser Text mit dem, was ich gerade schreibe, verknüpft ist. Aber ohnehin, ein sehr schöner Text.

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