Gratwanderung [*txt.]

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Sie ist am Trudeln, ihr schwindelt. Wo ist ihr Platz in dem Ganzen? Sie muss heraus finden wie sie bei ihm sein kann. Wie nah sie ihm sein kann, ohne dass es weh tut.

Vor einigen Monaten war es zum ersten Mal da, dieses Gefühl.
Völlig unerwartet tauchte es aus dem Nichts auf, lange nachdem alles vorbei war und die Wogen sich geglättet hatten. Wie ein schwerer Umhang legte es sich auf ihre Schultern und schnürte ihr die Brust ein. Sie ließ die Arme kreisen, atmete tief ein und wiegte den Kopf von links nach rechts, aber es ließ sich nicht abschütteln. Und plötzlich, für einen winzigen Augenblick, gesellte sich ein Bild dazu. Ganz kurz nur schien es vor ihrem inneren Auge auf, beinahe konturlos, dann war es verschwunden.

In den nächsten Tagen schmerzte ihr Nacken noch ein wenig, sonst aber war alles wie immer, selbst die Stimmung zwischen ihnen war wieder entspannter und freundlicher, so dass sie das Bild nach und nach vergaß, wie auch alles andere.

Erst als es, viele Wochen später das nächste Mal, wie meist, aus heiterem Himmel anfing, er ohne erkennbaren Anlass vom Tisch aufstand, sich vor die Küchenschränke stellte und sie mit verschränkten Armen und diesem Blick anschaute, den sie schon kannte, und in dem so viel Verachtung und Wut lag, dass sie jedes Mal aufs Neue erschrak, da tauchte auch das Bild wieder auf. Noch ehe er anfing ihr die schlimmen Dinge zu sagen, mit gedämpfter Stimme und dunkler Wut, war es da und es war viel deutlicher als beim letzten Mal. Etwas ganz und gar Unvorstellbares, aber sie nahm es als Trost, als eine Art Schutzschild, das ihr helfen würde die bitteren Kränkungen und Beleidigungen besser zu ertragen. Denn obwohl sie das schon kannte und obwohl sie wusste, dass er in diesen Momenten nicht er selbst war, sondern irgendetwas aus ihm sprach, das mit ihm nichts zu tun hatte und ihn nur als Kanal, als Medium, wenn man so wollte, nutzte, tat es ihr doch jedes Mal weh und sie fragte sich, wie so viel Verachtung und Kälte aus einem Menschen kommen konnte, der sonst so freundlich und meist auch sehr liebevoll war.

Aber mehr noch als das fragte sie sich, wie sie das alles hinnehmen sollte ohne sich zur Wehr zu setzen, ihm etwas entgegen zu halten oder wenigstens zu versuchen ihn zu stoppen.

Sie hatte schon alles probiert über die Jahre und wusste, dass es das Beste war still zu halten, Mimik und die Ohren auf Null zu stellen, solange es eben ging, und ihm die Zeit zu lassen, die er brauchte, bis alles aus ihm heraus gebrochen war.
Dann erst durfte sie dem Schmerz, der sich mit jedem seiner Sätze in ihr aufbaute nachgeben und weinen über die schlimmen Dinge, die er zu ihr sagte. Worte wie Messer, fast alle unter der Gürtellinie, Aufrechnereien kleinster Missverständnisse, vor allem aber die totale Demontage ihrer Person. Ein Zwiegespräch mit sich selbst, in dem er sich fragte, wieso er jemanden wie sie überhaupt ertrug, wieso er sie nicht verließ, was ihn an einen so dummen und einfältigen Menschen mit so wenig Bildung und ohne Geist und Witz band.

Ob er nicht besser irgendeine beliebige Frau aus dem Supermarkt flach legen sollte, die sie an Ausstrahlung und Sex-Appeal bei weitem überträfe, was nun wirklich kein Kunststück sei, und wieso sie eigentlich nicht einmal kochen konnte oder wenigstens Kinder gebären, wo doch ihr Hirn sowieso eine eher untergeordnete Rolle spielte, sie sich also ganz auf das Physische und Sinnliche verlagern könnte. Aber nicht einmal das brachte sie zuwege und nicht einmal jetzt, in diesem Augenblick, sei sie in der Lage wenigstens einen vernünftigen Satz zu sagen oder irgendetwas zu tun, das ihm zeigen würde, dass sie einen Geist, und wenn den schon nicht, dann wenigstens Stolz und Würde besäße. Nichts. Stattdessen dieses stumme Geglotze einer Idiotin mit der Unterwürfigkeit einer Sklavin.

Wie lange sind wir jetzt zusammen, fragte er plötzlich und sah sie aus zusammen gekniffenen Augen an. Sie wusste inzwischen, dass er darauf keine Antwort erwartete. Ihre Aufgabe war es ihm zuzuhören und zu schweigen, ihn stumm gewähren zu lassen. Sechs Jahre, beantwortete er dann seine eigene Frage. Sechs lange Jahre, in denen nichts passierte außer essen, schlafen und manchmal mediokrer Beischlaf. Kein einziges anständiges Gespräch, keine Hobbies, keine Kinder.

Und während er so, mit leiser Stimme, auf sie einsprach versuchte sie Ordnung in ihren Kopf zu bringen. Irgendetwas zu denken, was ihr Halt gab. Etwas, das nicht sie, sondern ihn in Frage stellte, denn obwohl sie wusste, dass er das, was er sagte nicht so meinte, dass es ihm später wieder Leid tun und er sie um Verzeihung bitten würde, so mussten diese Gedanken doch irgendwie in ihm entstanden sein, eine Grundlage haben, wenigstens einen Funken Wahrheit in sich tragen. Zwar kamen sie jedes Mal wieder unerwartet, aber die Themen wiederholten sich.

Mit manchem hatte er sicher auch Recht, denn seit sie zusammen waren hatte sie beinahe alle Interessen vernachlässigt und sah auch ihre Freunde nur sehr selten, wie das eben so ging, wenn jeder sein Leben hatte. Sie schrieb noch, das schon, und ab und an brachte sie den einen oder den anderen Artikel in einer Zeitung unter oder veröffentlichte eine Kurzgeschichte in einem Sammelband. Auch Cello unterrichtete sie weiterhin, allerdings ohne rechte Lust und nur dann, wenn er nicht Zuhause war. Er mochte das Instrument nicht, es war ihm zu traurig.

Sie sprachen auch nicht mehr so viel miteinander, wie in den ersten Monaten ihrer Beziehung und tatsächlich waren ihre Kochkünste nach wie vor bescheiden, denn sie hatte sich nie als Hausfrau gesehen und sie machte sich nicht mehr viel aus Essen, wie überhaupt die Freude an den sinnlichen Dingen ihr über die Jahre abhanden gekommen war. Seit die Katze weg war, weil er eine Allergie entwickelt hatte, war das Einzige, was sie noch gerne berührte seine Haut, wenn er nachts neben ihr im Bett lag und sie umarmte. Wenn er sie dann so streichelte und küsste und sie im Halbdunkel anlächelte konnte sie kaum glauben, dass es der gleiche Mann war, der immer wieder so grauenhafte Dinge zu ihr sagte.

Sie fragte sich, ob das Ganze irgendetwas mit seinem Stoffwechsel zu tun haben konnte. Meistens nämlich geschah es unmittelbar nach dem Essen, was ganz sicher nicht an ihren mäßigen Kochkünsten lag, denn auch er maß der Nahrungsaufnahme keine große Bedeutung bei und selbst wenn sie sich etwas nach Hause bestellt hatten, war es schon passiert, dass er am Ende aufstand und sie fertig machte. Wenn andere friedlich und satt waren und zu träge um sich zu rühren, geschweige denn ein Lamm zu reissen, sprach die Raubtierseele aus ihm, die Blut sehen wollte und sein Kopf lief Amok.

Handgreiflich geworden war er nur wenige Male. Das war schon lange her. Damals hatte sie versucht ihn zu unterbrechen. Sie war aufgestanden, hatte sich vor ihn gestellt und ihm gesagt er solle sofort aufhören damit. Was dann geschah, daran wollte sie sich nicht mehr erinnern, auch wenn die Szenen manchmal noch vor ihrem Auge auftauchten.
Sie hatte bald verstanden, dass sie ihn gewähren lassen musste, wenn sie wollte, dass es schnell vorbei war.

Inzwischen wusste sie auch, wann sie gefahrlos anfangen konnte zu weinen, um ihm damit das Stichwort für den letzten Hieb, die schlimmste aller Kränkungen, die er sich immer bis zum Schluss aufsparte, zu geben. Der finale Schlag, mit der er ihr das Genick brechen wollte, um dann, wenn er fertig mit ihr war und sie endlich schluchzend am Tisch saß, beide Hände vors Gesicht gelegt, die Grimassen zu verbergen, die der Schmerz ihr in die Züge schrieb. Wenn sie nur noch damit beschäftigt war das, was in diesem Moment noch von ihr übrig war zusammen zu halten und sie gleichzeitig gegen die aufsteigende Wut kämpfte, die alles nur noch viel schlimmer machen würde, wenn sie ihr Raum gäbe, verließ er wortlos die Küche. Sie hörte, wie er im Flur die Jacke vom Haken nahm und kurz darauf schnappte die Wohnungstür ins Schloss.

In die Stille, die dann entstand, weinte sie ihr ganzes Unglück und weinte und weinte, bis sie vollkommen erschöpft war und weder Zorn noch Trauer, noch Groll empfand.
Die Leere nach dem Weinen brachte sie immer häufiger in einen schwerelosen Zustand vollkommenen Gleichmutes, in dem nichts mehr sie anging und alles was existierte seine nicht hinterfragbare Berechtigung hatte.
So musste es sein und nicht anders. Alles gehörte zusammen und sie war ein Teil davon, genauso wie er. Es tat ihr gut zu denken, dass das Ganze, irgendwann in der Ursuppe, unendlich lange Zeit vor ihrer Geburt, seinen Anfang genommen hatte und sie nichts weiter waren, als die konsequente und notwendige Entwicklung des Lebens. Zugleich aber waren sie der Weg, den es einschlug und der erst in der Bewegung und durch sie entstand.

Auch gestern am späten Nachmittag war es wieder so gewesen. Sie hatte sich leer geweint, war in diesen angenehmen Zustand geglitten, in dem selbst die Nackenschmerzen ihr nichts mehr ausmachten. Sie hatte das Bild vor Augen gehabt und sich mit ihm getröstet.

Dann war sie aufgestanden und wie ferngesteuert durch die Wohnung gegangen, ganz langsam, mit nichts im Ohr als dem Rauschen ihres eigenen Blutes, hatte hier und da ein paar Dinge gerade gerückt und zwei, drei Kleinigkeiten zusammen gepackt, sie in ihre Tasche gelegt und anschließend die Wäsche aufgehängt. Schließlich hatte sie die Gnossiennes von Satie aufgelegt, auf Wiederholung gedrückt, sich ans Fenster gestellt und gewartet.

Später als er zurückkam hatte sie ihn begrüßt, ihn flüchtig auf seine blasse Wange geküsst und ihm lächelnd in die fiebrig- beschämten Augen geschaut.
Sie hatte einen Salat zubereitet, den sie schweigend aßen, bis er seine Hand über den Tisch zu ihr herüber schob und sie die ihre darauf legte. Sie sahen sich an.
Seine Augen waren rot geädert.

Nach dem Essen hatten sie zusammen geduscht und waren gleich ins Bett gegangen, wo sie sich lange liebten. Er war sehr zärtlich und sie wusste, dass er sie spüren lassen wollte, was sie ihm bedeutete und wie sehr er wieder gut machen wollte, was geschehen war.

Aber das brauchte er nicht, das wusste sie ohnehin. Und es war ja gar nicht er, der ihr das antat. Das war das Fremde in ihm, der Alien oder der Teufel, der da aus ihm sprach. Er konnte nichts dafür, war dem ebenso ausgeliefert wie sie, und es gehörte zu ihrem Leben und zu Ihnen, so wie alles andere. Es war etwas, was sie akzeptieren musste, wenn sie mit ihm zusammen sein wollte. Und das wollte sie.

So oft schon hatte er sich bei ihr entschuldigt, dass sie es gar nicht mehr zählen konnte und jedes Mal tat es ihr Leid, wenn er versuchte Worte zu finden und etwas zu erklären was nicht in seiner Verantwortung, geschweige denn in seiner Macht lag.
Als er auch gestern Nacht im Bett wieder damit anfing, legte sie die Hand auf seine Lippen und schloss die Augen um ihm zu bedeuten still zu sein. Sie griff in sein Haar und kraulte seinen Kopf, bis sein Atem immer langsamer wurde und er schließlich eingeschlafen war. Dann küsste sie ihn auf die Schulter, legte sich in seinen Arm, der schlaff und schwer neben ihm lag und bald darauf fiel auch sie in einen leichten Schlaf, aus dem sie im Morgengrauen erwachte.

Sie drehte sich nach links und sah ihn, das Gesicht abgewandt, bäuchlings neben ihr liegen. Sie blickte auf seinen Nacken, den mädchenhaften Haaransatz mit dem zarten, hellen Flaum, die beiden Muskelstränge und zwischen ihnen die kleine Kuhle, die sie so anrührte und in der sich die Knochen der Wirbelsäule ein wenig abzeichneten. Über allem seine weiße, glatte Haut, die im fahlen Licht schimmerte, wie etwas sehr Kostbares.

Lautlos schlüpfte sie aus dem Bett, warf sich ein Hemd von ihm über, ging hinaus in den Flur zu ihrer Tasche und huschte zurück ins Schlafzimmer. Ohne zu zögern stieg sie zu ihm ins Bett, kniete sich neben ihn und stieß zweimal hintereinander mit aller Kraft zu. Das Messer knirschte unter ihren Fingern, er zuckte kurz und schrie, Blut quoll aus den beiden Wunden und sammelte sich in der kleinen Kuhle. Sie hörte ihn leise stöhnen und es klang als hätte er ein Kissen vor dem Mund.

Beim Hinausgehen ließ sie die Wohnungstüre offen stehen.

 

Dieser Text ist Teil eines interessanten Projektes und gleichzeitig der 500.ste Beitrag in diesem Blog.

(Bild: „M1634 – violoncell – Petter Hellstedt – 1746 – fot Sofi Sykfont“ von Musik- och teatermuseet – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons – http://commons.wikimedia.org/wiki/File:M1634_-_violoncell_-_Petter_Hellstedt_-_1746_-_fot_Sofi_Sykfont.jpg#mediaviewer/File:M1634_-_violoncell_-_Petter_Hellstedt_-_1746_-_fot_Sofi_Sykfont.jpg)

25 Kommentare zu “Gratwanderung [*txt.]

  1. Wunderschön. Wunderschön und auch ein Beleg, warum man sich mit einigen Morden nicht so viel Zeit lassen sollte. Ist eine Tötung etwas freundlicheres als Mord? Dann vielleicht Tötung.
    Man sollte Dinge manchmal beenden.

    … bis auf die Formatierung: Die ist etwas leseunfreundlich.

    Freundliche liebe Grüße
    das Pantoufe

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    • Wunderschön? Ein überraschender Kommentar zu der Geschichte.

      Du hast Recht, man sollte Dinge manchmal beenden, ehe sie einen zermürben oder zum Mörder werden lassen (es war Mord).

      Die Formatierung ist so schlimm? Habe es nicht besser hinbekommen. Haste einen Vorschlag?

      Bin nun auch schon 3 Mal um die Tänzerin herum geschlichen und hatte nicht die Ruhe dafür, die ich ihr gerne geben möchte.
      Heute.

      Liebe Grüße von nebenan

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  2. Das spielt keine Rolle. Wenn wir schreiben, unsere Geschichten fabulieren, dann dürfen wir alles. Alles, ohne zu fragen, ob es den Normen unserer Zeit entspricht, ohne Folgen morden, lieben, verstoßen, werten. Was es ist – ob gerecht oder was der Leser an Erbauung erwartet, ist Sache eben dieses Lesers.
    Von einer Detektivgeschichte erwartet man Aufklärung des Falles, von einer Liebesgeschichte ein happy-end. Aber es steht dem Schreiber frei, sein eigenes Ende zu finden. Was der Leser letztlich daraus zieht, ist Sein Gewinn: Wenn er weiß, daß es ungerecht war, wenn er mitliebt, mitleidet. Und vielleicht auch den Mord in sich hineinfrisst. Es könnte ja nach solchem Schluß eine verborgene Auflösung geben… ihr Name stand nicht an der Tür, dieses Sehnen, daß sie davonkommt.
    Die Auseinandersetzung darüber, ob der Mord gerechtfertigt war, obliegt dem Leser. Zum Glück. Vielleicht erinnerst Du Dich an diese eine Geschichte von mir, wo ich mordend wie ein Marder über 3 DIN-A 4 Seiten huschte… ich erinnere mich gut! Es war ein Gefühl der Befreiung das zu tun, was ich niemals tun würde. Niemals, aber man sollte es einmal getan haben. In diesen Zeichen, die wir auf das Papier bringen, wenn es in uns schreibt.

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    • Hilf mir bitte auf die Sprünge in welcher Geschichte mordest Du wie ein Marder?
      (In jener zu der Mike Dir die Stichworte gab?)
      Ich habe mir schwer getan mit dem Morden auf Papier, bzw. mittels Tastatur.
      In Zukunft werde ich noch das eine oder andere Tabu brechen und mir die entsprechenden Geschichten ausmalen.
      Ob das dann allerdings blogtauglich ist muss sich noch zeigen.

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      • Moin Tikerscherk

        Ja, die Story meinte ich. Amy&Pink mit den Lustmorden :-)

        Außerdem hab ich mir das noch mal durch den Kopf gehen lassen. Ich denke, ich hole den alten Krempel wenigstens teilweise zurück aus dem Rauchersalon. Irgendwie ist es schon schade drum – es waren ja doch ein paar Leckerchen dabei.

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        • Das solltest Du unbedingt tun!
          Allein der Amy& Pink-Text hat mich wirklich sehr sehr sehr erheitert. Ganz abgesehen davon, dass Du eine guten Humor hast (wie ich finde), kannst Du aber auch sehr gut schreiben.

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  3. Nach dem ersten Lesen hatte ich ein echtes Problem mit dem Ende, es schien mir nicht stimmig, nicht passend. Aufdröselnder Weise kam ich nach und nach dahinter, woran es haperte: unaufmerksames Lesen – was sich darin zeitigte, daß ich das Bild, welches sich der Protagonistin je aufdrängte durch ein eigenes ersetzte.

    Mit diesem in der Rundablage (eine lange Dusche und etwas Kopfarbeit später) las sich die Geschichte gleich ganz anders.
    So wie sie geschrieben ist, muß das Ende so sein, so und nicht anders.

    In dieser ihrer Konsequenz ist sie … was Pantoufle dazu schrieb. Weil, und überhaupt! :)

    Danke, für’s Nachdenken und Fühlen lassen.

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    • Manchmal reicht es, dass man ein einziges Wort anders liest und der ganze Horizont sich vollkommen verschiebt.
      Ich wollte mich mal an einer anderen Sache, als immer nur der Beschreibung meines eigenen Lebens und Erlebens versuchen.
      Schien mir angemessen zum 500.sten Beitrag.
      Das Morden fiel mir schwer, war aber am Ende der einzige Ausweg und dazu ein echter Thrill für mich.
      Nur zu Gehen hätte nichts beendet.
      Ich freue mich, dass Du die Geschichte trotz ihrer Länge gelesen hast und mit der Konsequenz d´accord gehst!

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    • Stony, da schließe ich mich nun an.

      Nur eine kleine Kritik an der Geschichte (man kritisiert, was man liebt): Der erste Abschnitt erscheint mir ein Widerspruch zum Ende. Ich hätte es, so ich das könnte, anders gelöst.

      „Wie nah sie ihm sein kann, ohne dass es weh tut“ hat bei mir Alarmglocken schrillen lassen. Doch so kam es (noch) nicht.

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  4. „Manchmal reicht es, dass man ein einziges Wort anders liest und der ganze Horizont sich vollkommen verschiebt.“

    Da sagst du was!
    Ich hatte, ohne es zu merken, statt:

    Wie nah sie ihm sein kann, ohne dass es weh tut.
    Wie sie ihm nah sein kann, ohne dass es weh tut.

    …gelesen. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Ein gewaltiger.

    Wäre dies nicht passiert, hätte ich das folgende richtig verstanden: „Etwas ganz und gar Unvorstellbares, aber sie nahm es als Trost, als eine Art Schutzschild, das ihr helfen würde die bitteren Kränkungen und Beleidigungen besser zu ertragen.“

    So aber hätte der Schluß ein anderer sein können, einer den ich bis zuletzt ’sah‘, den ich erwartete – bis sie zustieß.

    Was ich (im voraus) sah, war Wahn. Jener der auf leisen Sohlen kommt, einem Sog gleich (selbst)zerstörerisch nicht die äußere Ursache des Leides beseitigt, sondern das leidende Selbst den Umständen anpaßt. Das ursprüngliche in ein neues auflöst.

    Ein Wörtlein nur, an die falsche Stelle gerückt…

    ***

    Ein würdiger ‚Versuch‘ zum Jubiläum. Feyn. :)

    Was den Mord, den Thrill angeht: Bist du beim Schreiben so sehr mit deinen Protagonisten mitgegangen, daß es darüber zum Problem wurde, oder ist das für dich ein generelles Tabu des Denkens, Vorstellens – das „Unvorstellbare“?

    ***

    @Joachim: Was wäre dein Ende gewesen?

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    • Zwei Leichen. Aber nein, ich hätte den Anfang so gestaltet, das er nicht das Ende verrät, jedoch logisch(?) passt. tikerscherk hat das anders gelöst, indem die Einleitung zeitlich zwischen Anfang und „Ende“ steht (oder?). Natürlich ist das (Entwicklung) auch eine sinnige Lösung. Doch ich liebe Schleifen und Drachen, sie sich selbst in den Schwanz beißen.

      Und nein, das war jetzt wirklich keine Kritik. Nur sind Komplimente doch langweilig. Nein? Bitte schön: ganz großes Lob. Das Ding ist wirklich wunderbar. Besser? Skepsis? Nein, nein, ich meine das, wie ich es sage. Keine Komplimente.

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      • Hmmm, ich verstehe deinen Punkt, gebe an der Stelle aber zu Bedenken, daß dein Denken & Wahrnehmen (mglw.) etwas anders funktioniert – ich meine, du bist da viel klarer als andere, für die sich die Logik vllt. erst in der Rückschau, dem Blick aufs Ganze darstellt, oder aber sich sukzessive entwickelt. Jetzt, wo ich darum weiß, sehe ich es auch – wenn ich (!) eine solche Geschichte lese, lasse ich mich gerne treiben, sehe ganz anders und anderes. Das Lauschen ist mein Automatismus, könnte man sagen. Aber ich lese auch nicht nur einmal.

        Bei den Drachen sind wir uns wieder mal einig.

        ***

        Was die Komplimente angeht: Das ist ein Schwert mit vielen (groben wie feinen) Klingen, manche davon Pfauenfedern oder auch schmiegsamer Samt. Und es ist ein Werkzeug mit dem ich schlecht umzugehen weiß, mit Blicken bin ich viel besser.

        Ob „Kritik“ nun „die höchste Form der Anerkennung“ ist, nun ja, zumindest für die Motivation mag hier und da, und je nach Stimmungslage sowohl bei „Sender“ als auch „Empfänger“, anderes dienlicher sein – und wie zum Scheitan verschriftlicht man „andächtiges Schweigen“ angemessen?! ;)

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      • Wären Komplimente ein Schwert, würde das dann eine Absicht implizieren (?)

        Ich habe keine Absicht, jedenfalls keine, die irgendwie geheim wäre (und auch sonst nicht). Die Absicht der Komplimente lehne ich ab. Unwahrheit, Flunkern bringt nichts als Schaden und Enttäuschung, leitet auf falsche Wege. Wahrheit (oder Ehrlichkeit) ist kein Kompliment, nicht einmal ein Verdienst. Will man unbedingt „flirten“ (o.Ä), dann bitte mit offenen Karten. (… das geht und macht deutlich mehr Spaß!)

        Schweigen im Netz ist so eine Sache. Normalerweise bedeutet keine Antwort keine Zustimmung. Das ist bei mir nicht so, auch wenn tikerscherk das (Bloggen, Schreiben) kaum ohne Feedback tun wollte (weil es keinen Sinn machen würde).

        Da, wie Du es sagst, mein Denken „anders“ funktioniert, gebe ich hiermit tikerscherk eine Blanko-Antwort, nach Belieben einzusetzen. Vielleicht braucht sie das mal, wenn niemand etwas sagt. Seltsames Symbol des anderen Denken?

        Okay, ausnahmsweise übersetzt: „ich lese dich“

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      • Moin Joachim,

        das „Schwert“ laß ich mal außen vor – falls es mir gelingt zu rekonstruieren warum ich dies Bild wählte, laß ich es dich auf anderem Wege wissen.

        Komplimente: Drecks Sprache aber auch! Da haben wir nun schon so viele verschiedene Wörter die einen Bedeutungsgehalt beschreiben und dann erdreisten die Mistviecher sich auch noch nicht nur für je einen zu stehen!
        Mir scheint, du setzt „Kompliment“ ausschließlich (?) mit „Schmeichelei“ gleich, jeden anderen Aspekt ausblendend, während ich eben dieses „Honig-ums-Maul-schmieren“, zutiefst verachtend, ausklammere. Für mich ist ein Kompliment, also so wie ich es verwende, eine Verbeugung: Respekt, Anerkennung und u.U. auch ein Dankeschön. Der Versuch etwas zurückzugeben – nicht weil ich eine Schuld verspüren würde, vielmehr ein Gebot des mir eigenen Empfindens. Mit „flirten“ hat das bei mir rein garnix zu tun. Das einzige womit ich flirte, ist die Gefahr, die eine aufs Maul zu bekommen (da kommt manchmal der olle Punk in mir durch).

        Sollten meine Äußerungen, gesetzt du meintest mich damit, anders rüberkommen (tikerscherk…?), bitte ich mir das zu sagen, damit ich mich überdenken kann; denn nichts läge mir ferner als solchermaßen verstanden zu werden. Lieber halte ich gänzlich die Klappe…

        Ich hoffe das alles klang jetzt nicht allzu hart, ich bin nur zu konsterniert, um es besser formulieren zu können. Sieh es mir wenn möglich nach.

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        • Da mach Dir bitte gar keine Gedanken geschweige denn Sorgen, lieber Stony.
          Ich unterscheide Komplimente von Schmeicheleien oder blinden Gefällt-mir-Klicks, und Du bist mir noch nie schmeichelnd oder flirtiv aufgefallen.
          Ich lege Wert auf Deine Meinung und ich freue mich über Deine Kommentare. Denn ich schreibe, da hat Joachim vollkommen recht, ja nicht einfach nur für mich. Ich finde Feedback ausdrücklich gut. Auch, wenn es bedeutet, dass z.B. das Ende meiner Geschichte nicht bei allen Seiten gleichermaßen schlüssig erscheint.
          Davon lerne und profitiere ich.

          Und hart klangst Du gar nicht. Du hast eine Meinung die Du klar äußerst und vertrittst. Das wertschätze ich sehr.

          Schönen Tach noch!

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      • *plonk* Huch, da ist mir gerade ein Steinchen runtergeplumpst.

        Danke für die Rückmeldung tikerscherk. Das Thema ist damit für mich zwar nicht durch, denn Joachim hat ja nicht ganz Unrecht, aber so denkt es sich doch entspannter.

        Einen ebensolchen!

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      • Gut weil schweigen im Netz keine Anerkennung ist, doch eine Antwort. Stony, tikerscherk.

        (Nein, das ist nicht meine Meinung. Meine Meinung ist, wenn das so wäre, dann wäre keine sinnvolle Diskussion möglich …)

        tikerscherk, Deine Äußerung zu Stony finde ich korrekt. Mir persönlich ist seine Meinung sehr wichtig geworden, in vielen Punkten.

        Anerkennung auch zu Deiner Interpretation von Komplimenten. Mich verwirren die aber, wenn ich sie selbst bekomme. Was will der? Es gibt genügend Fakten. Warum sagt der nichts dazu?

        Und wenn sich bei mir jemand für ein Kompliment bedankt, etwas das ich niemals mache, dann hat er mich doch falsch verstanden. Es ist nicht notwendig, sich bei mir zu bedanken für etwas, was einfach „ist“. Das macht mich ratlos.

        Gut, ich kann lernen was Du damit meinst, wie sehr es Deinem Selbstverständnis entspricht. Dennoch, ich ziehe Kritik und Auseinandersetzung, Orientierung an der Sache vor (möchte ich jedenfalls glauben).

        Und? Freust Du Dich jetzt? Könntest Du, spätestens jetzt nach dieser „Aufforderung“. Denn das sage ich nicht irgendwem. Nicht als Kompliment, sondern weil es einfach so ist. Und nein, ich brauche keine Antwort. Es ist hinreichend 10 Sekunden darüber nachzudenken und dann etwas Anderes zu tun.

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