Rotieren

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Man könnte meinen ich eilte immer weiter ohne nach links und rechts zu schauen und kreiselte und spränge von Thema zu Thema, was im Übrigen die reine Wahrheit ist und eine meiner hervorstechendsten Eigenschaften, wenn ich emotional aufgewühlt bin, wie ich es zu Beginn des Kennenlernens mit dem Einen war.
Man könne es nicht schaffen mir zu folgen, sagte er damals und der Versuch meinen Tanz zu tanzen sähe bei jedem, außer mir selbst, lächerlich aus. Am besten bliebe man stehen und warte darauf bis ich wieder zurückgekreiselt käme.
Das klappt.
Jemanden da abholen wo er steht, könnte in diesem Zusammenhang passen, noch mehr aber das Gefühl angenommen zu sein und ein erwachsenes Gegenüber zu haben. Jemanden der nicht herum hampelt, sich biegt, zu gefallen versucht. Der einfach er ist und dadurch so anziehend.
Ich glaube es gibt nichts, was ich attraktiver finde als selbstvergessenes Selbstbewusstsein.
Und dann die ernste Anteilnahme an den Themen, die mich so fahrig werden lassen. Die immer spürbare Liebe, wenn ich mich beschwere über diese Scheiß-SVES und VES, die seit der Ablation in mir herum holpern und mich schwindlig werden lassen. Dazu Vokabeln wie plötzlicher Herztod, die ich aus der Ärztin heraus gekitzelt habe.
Kann das Herz denn einfach ganz stehen bleiben?
Ja, es kann.
Halb so wild, beruhigt mich die liebe Schwester, Du stirbst nicht.
Na dann.
Vertrauen ist eine Vokabel, die ich in diesem Zusammenhang erst wieder buchstabieren lernen muss.
(Waren das Zeiten, als ich glaubte eine Hypochondrin zu sein)

20 Kommentare zu “Rotieren

  1. die reine Wahrheit? Gibt es die? Anders gesagt: schwindelst Du nicht ein wenig? Kein Plan? Na gut, wenn die reine Wahrheit nicht existiert, dann geht das wohl durch.

    selbstvergessenes Selbstbewusstsein? Ich könnte erzählen, doch… ich sag mal nur: das ist nervig. Glaube mir, absolut nervig für die meisten Menschen. Bedenke Deine Wünsche. Dennoch, liebe Grüße an den, den Du da meinst.

    „Kann das Stehenbleiben denn auch mal bleiben?“ Nein, auch das wünschst Du Dir nicht wirklich. (…) „ich eilte immer weiter“. So ist es. Ja, kenne ich auch. Ruh‘ dich aus. Probiers mal…

    (OT) übrigens der Song, den ich gestern in der Nacht im Auto summte, bevor die Hölle losbrach. Wirklich keine Übertreibung, die ganze Bandbreite inkl. einsamer Tasche auf dem Bahnhof, Ratlosigkeit, Polizei (1++), Panik, Terror. Kinder… Geschichten, die kann man sich gar nicht ausdenken. Zukünftige Eltern sollten ruhig mal über die Konsequenzen nachdenken, das es nicht damit getan ist, Gene weiterzugeben. Es geschieht nicht oft, dass ich um 2:45 in der Nacht einen Schluck aus den Highlands brauche… der eigentlich für Stony gedacht war.

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  2. Meine Schwester pflegte als kleines Mädchen zu behaupten: Ich hab´s gesagt und wer´s gesagt hat hat Recht.
    Als jüngere Schwester habe ich von ihr gelernt. Die reine Wahrheit ist also etwas, von dem ich wenigstens in diesem einen Moment glaube oder behaupte, dass sie es ist: rein und wahr. Sag ich mal so.

    Mit selbstvergessenem Selbstbewusstsein meine ich, dass jemand sicher im Sattel sitzt, seine Meinung nicht nach anderen ausrichtet, jemand dem es weitestgehend egal ist was andere über ihn denken, jemand der sich und seine Wirkung nicht selbst ständig auf dem Monitor hat und sein Handeln daran ausrichtet, sondern einfach so ist. Authentisch, wie man vielleicht sagen würde. Alles andere als ein Egoist. Einfach nur tiefenentspannt und klar. Konsistent.
    Weisst Du was ich meine?

    Deine Anmerkung zum Stillstand verstehe ich. Hatte ich ganz anders gemeint. Ich habe Herzaussetzer. Stillstand. Und ich wollte von der Ärztin im Rhythmuszentrum wissen, ob das Stehenbleiben denn möglicherweise auch mal bleibt.
    Hab´s jetzt umformuliert- so ist es klarer, denke ich.

    Danke für die Gemütlichkeit- die tue ich mir heute schon den ganzen Tag.
    Und: lass noch was für Stony übrig!

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    • Teuerste, nicht missverstehen. Zum Trost verrate ich Dir ein nicht so einfaches „Geheimnis“ (auch wenn man sich vor Pauschalisierungen hüten sollte – es ist immer anders und auch wenn Dein Wunsch einen anderen Kontext haben wird).

      Dies hier also ein Geheimnis, für das „andere Geschlecht“, das einen Helden sucht:

      Das mit dem selbstvergessenem Selbstbewusstsein „nervt“ weil, etwas übertrieben, alle anderen „Egoisten“ sind. Bleiben wir bei Deinem Bild, auch wenn es nicht so ganz stimmt.

      Egoisten können es nicht ab, die Wahrheit zu hören oder wenn ihr eigener Tanz sie nicht in den Mittelpunkt stellt.

      Selbstvergessenes Selbstbewusstsein bedeutet kein Ego zu haben und es fehlt dem nicht einmal. Kein Ego kann das Gegenteil von dem bedeuten, was man sonst so erwarten würde. Frei von Zwängen eines Ego ist befreiend (und trotzdem Selbstbetrug).

      Er kauft seine Kleidung nach dem Zweck und nicht nach der Mode. Schönheit ist eine Entscheidung, eine Frage des Lernens. Wenn Du selbst ein Ego hast, so rennst Du bei so jemanden gegen eine tiefenentspannte Wand. Du kannst ihn nicht einmal verletzen, selbst wenn Du noch so wütend bist. So jemand hat vor nichts (fast nichts) Angst und das macht Angst.

      Tanzt Du fort, so ist nicht sicher, ob er wartet. So jemanden interessiert sich für nichts auf der Welt und für alles gleichzeitig. Er verliert niemals die Kontrolle und wenn doch, dann ist es sehr schlimm.

      Autorität existiert für so eine Wand nicht, wenn sie nicht faktisch begründet ist. So jemand lässt selbst den Bundeskanzler kalt stehen, auch wenn der anfängt zu Steppen. Smalltalk ist irrelevant. Konvention existiert nicht und auch kein Kompromiss. Dafür aber Regeln, Pläne, die einfach (bis zu einem gewissen Punkt) unumstößlich, in der Regel sehr genau überlegt sind.

      Zu versuchen in seine Augen zu schauen ist vollkommen nutzlos. Es gelingt einfach nicht, das man denkt, da sei nichts. Ein Irrtum, freilich. Trotzdem ihn vorsichtig zu berühren kann wirklich nach hinten losgehen. So jemanden musst Du nicht berühren sondern anpacken. Ihn irgendwie verändern zu wollen ist unmöglich, so Du ihn nicht zerbrichst.

      Gut, so jemand hat auch Vorteile. Ist sein Plan, Dich zu lieben, dann ist der unumstößlich. Nur, krieg ihn mal dahin. Verführen ist nicht (so einfach). Damit muss man klar kommen. Und wenn, dann hast Du eine erhebliche Verantwortung. Verlässt Du ihn, so sagt der nur kurz „by“ und kein Wort zu dem, was mit ihm dabei geschieht. Dabei unterscheidet er sich da im Inneren nicht von Anderen.

      Frag ihn niemals, wie Du aussiehst, wenn Du keine wahre Antwort erwartest. Die Vorteile können einen rasend machen. Nichts ist schlimmer für eine Frau, als ein Mann, der am Morgen nach durch getanzter Nacht besser aussieht, als sie. Er sieht eben einfach so aus, weil er immer so ist, wie er ist: eine absolute Konstante. Jedenfalls bis sich der Plan ändern muss.

      Und dann darfst Du auch noch fragen, was Du da verlangst. Was ist der Preis für die Tiefenentspannung? Sorry, Baby, ich kenne mich da aus. So jemand ist „anders“. So jemand ist selten. Vielleicht wünscht Du es ihm besser nicht. Es ist nicht immer angenehm, selten zu sein. Selbst ohne Ego nicht.

      Aber wenn Du begriffen hast, ich kann das nun weniger beurteilen, ich kenne jedoch auch die (weibliche) Meinung, es gäbe nichts Besseres.

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      • Hoffnungslosen Romantikern kann man eben nicht selbstvergessen mit noch so viel „Selbstbewustsein“ mit irgend einer Realität kommen. Und mit einem Funken von Ironie, Überzeichnung schon gar nicht.

        Aber das macht hoffnungslose Romantiker so liebenswert. Schnapp ihn Dir, so es irgend geht. Sei glücklich, so es irgend geht. Und so lange tolle Texte da bei heraus kommen … notfalls warten wir, bis Du zurück getanzt kommst ;-)

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        • Ironie ist meine Schwachstelle. Frag mal den Einen, der weiss das.

          Ich bin sehr glücklich und da mein Tanz mich immer wieder an den gleichen Ort zurück bringt ist warten nicht verkehrt. Das Schreiben ist mir eine Freude, umso mehr bei dem Feedback. Danke, Joachim.

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  3. Na, zum Glück rotierst du von tieftraurig (wie beim letzten Text) bis lebensbejahend (so lese ich diesen hier) durchs Leben und teilst deine vielen unterschiedlichen Erinnerungen und Eindrücke mit uns.

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    • ich glaube ich komme hier viel düsterer rüber als ich bin. Denn lebensbejahend bin ich immer. Und lachen tue ich so viel, dass es kürzlich eine dezente Beschwerde von der Dame nebenan gab, ob des nächtlichen Gickelns. Die traurigen Texte entstehen meist aus einer besonders gefestigten Stimmung. Sonst würde ich nicht passende, sondern nur selbstmitleidige Worte finden, glaube ich.
      Mein Rotieren ist eher eines von Thema zu Thema und damit von Stimmung zu Stimmung. Der Grundton in mir ist heiteres Moll.

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  4. Ein sehr schöner Text, eine sehr schöne Beschreibung des Deinigen und eine sehr knappe, dennoch eindringliche Beschreibung deiner Angst (die ich als Hypochonderin besonders gut verstehen kann). Hach…

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    • Danke, Annika.
      Hypochondrie ist anstrengend. Noch fieser wird es, finde ich, wenn man irgendwann feststellt, dass die Ängste zumindest eine Grundlage haben.
      Wenn man dann jemanden an seiner Seite hat, den man sehr gern hat, ist das schön und irgendwie heilsam.

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      • Oh ja, Hypochondrie ist sauanstrengend und wird nur noch getoppt vom Horror einer Diagnose. Mein Waterloo hab ich auch schon erlebt. Gottseidank mit einer Sache, von der ich vorher noch nie gehört hatte. Hinterher fühlte ich mich wie der Reiter vom Bodensee. MEIN Feuerwehrmann war meine beste Freundin.
        In so ein kleines Leben wird eine Menge unvergessliches Zeugs reingequetscht, im Guten wie im Blöden.
        . ..und es schadet nie, den Richtigen an seiner Seite zu wissen 😌

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      • Nein, kein Feuerwehrmann, sondern eine beherzte Freundin, die mich schnappte und ins Krankenhaus brachte. Mein damaliger Freund meinte, wir würden übertreiben und ich werde nie vergessen, wie sie ihn anrief und scharf sagte „Sie liegt jetzt übrigens auf der Intensivstation.“ Sechs Wochen später habe ich mich getrennt. Aber insgesamt hatte ich unglaubliches Glück.

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        • Zum Glück ist alles gut gelaufen und Du hattest im richtigen Moment die richtige Person an Deiner Seite.
          Die Erfahrung auf Intensivstation zu liegen nimmt einen schon ziemlich mit. Danach ist manches anders.

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  5. @Tikerscherk & Joachim

    Ayejaijai, bin ich froh mich die Nacht mal selbst beim Wort genommen, auf auf den Klick verzichtet zu haben. Der (Versuch zu ‚vermitteln‘) wäre noch weniger durchdacht gewesen als der jetzige. Die Fallstricke Denotation/Konnotation, fast wäre ich auf sie und euch ‚hereingefallen‘, war es, für mich, doch fern jeden Zweifels, was je gemeint und beabsichtigt in Zeilen gegossen den Weg zu mir fand. Und wie herrlich charmant ihr aneinander ‚vorbei geredet‘ – entzückend! Ich würde euch ja gerne einen plüschigen Sessel in meinem Kopfkino anbieten, bedauerlicher Weise ist das aber ein Ding der Unmöglichkeit – und vllt. auch besser so.

    (Ironie … du mieses kleines Etwas bringst mich noch dazu dich in ein Zeichen auf meinen Handrücken zu bannen!)

    ***

    Durch deine Zeilen, tikerscherk, durch das Bild das du von „dem Einen“ zeichnest, klingt ein Ton, der von mehr als Illusion zeugt, welche sich ja gerne im glücklichen Überschwang gebiert. Soweit das möglich und nicht unbotmäßig ist, freue ich mich also für dich und mit dir. :)

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    • Ham wa? So schlimm aneinander vorbei geredet? Kam mir auch so vor, aber ich hab den Ausgang nicht gefunden.
      Dank Dir für den (virtuellen) Plüschsessel und vor allem dafür, dass Du Dich für mich freust, Stony. Nein, der Eine ist keine illusion und wenn doch dann bin ich auch eine.

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      • Schlimm? nein, weder schlimm noch schlimm.
        Im Grunde nicht einmal aneinander vorbei, wenigstens in meinen Augen. Verschiedene Perspektiven, miteinander geteilt. Und das auf eine Weise, die ich als anregend empfinde.

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