Die Welten der Anderen (5)

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Das vergangene Jahr beendete ich ganz familiär mit einer Linkliste zu älteren Texten sämtlicher Blogs aus meiner Blogroll. Heute sind wieder die Welten der Anderen dran. Dass sich auch hier Texte meiner Lieblinge befinden liegt in der Natur der Sache.
Fangen wir also gleich mal vertraut an:

Schneck international  3066
Erschütternd sind die Amateuraufnahmen des Pariser Attentats nicht zuletzt deswegen, weil da jemand einfach draufhält, während ein anderer hingerichtet wird. Man will das nicht sehen. Und die unvermeidbaren Verschwörungstheorien will man auch nicht lesen. Stattdessen einfach mal Ruhe. Bodenständige Dinge tun um am Ende „einen weiteren strich für einen schönen tag mit kreide an die selbstgebaute holztüre zu legen, das alles, ohne auch nur ein wort oder einen irgendwie wertenden Laut zu sprechen, zu entrichten, oder überhaupt irgendwas noch zu müssen.“
Genau so.

Asal  Hörst du drei oder vier Lieder mit mir
Wer es noch nicht weiß:: ich bin Fan von Asal. In diesem Beitrag stellt sie einige Lieder vor, die in ihrem Leben von Bedeutung waren und endet mit dem Aufruf sich ebenso ein oder mehrere Lieder ins Gedächtnis zu rufen und die Erinnerung daran zu teilen.
Eine wunderbare Idee. Es gibt wohl wirklich kaum jemanden, den nicht irgendwann irgendeine Melodie oder eine Textzeile voll erwischt hat. Deswegen: bitte erinnert Euch, schreibt es auf und veröffentlicht Eure Texte (inklusive Youtube-Link o.ä.) auf Euren Blogs mit einem Link auf Asals Beitrag. Wer kein Blog hat kann vielleicht die Kommentarfunktion zu Asals Text nutzen.
Ein paar von uns haben schon gekramt, aber noch lange nicht genug.
Am Ende wird Asal unsere persönlichen Erinnerungscharts in ihrem Blog vorstellen.
Ich bin sehr gespannt.

Weiter geht es mit einer Neuentdeckung:

Bisaz  Das 75-Prozent Gefühl
Ein Anruf des Vaters. Die Schwester ist tot. Die Familie plötzlich nur noch eine Teilfamilie von
75 Prozent.
Beim Lesen rauschte mir das Blut in den Ohren. Ergreifend.

Matthias Eberling  Berlin
Friederike vom LandLebenBlog hatte ein paar BloggerInnen gebeten einen Gastbeitrag über die Hauptstadt, ihre alte Heimat, zu verfassen. Matthias hat dies meisterhaft umgesetzt und heraus gekommen ist das Kaleidoskop einer Stadt, die man hassen muss um sie zu lieben.

 Demystifikation  Brauchsurfen
Anleitung zum Umgang mit Religionshausierern. Wer kennt sie nicht, die Leute, die an der Tür stehen.

Der Lindwurm  Der Lindwurm hört auf
Mit dem Rauchen. Mehr als ein Vorsatz: ein Gedenken.

Disputnik  Fliegende Fenster
Eine Zugfahrt. Die Fenster fliegen vorbei. Hinter jedem eine Welt. Über das Reisen und das Menschsein. Melancholisch und schön.

In a Neonwilderness Valar morghulis
Die Mutter ist an Krebs erkrankt. Die Onkologin begegnet ihr kaltschnäuzig und ohne jedes Mitgefühl.
Nicht der Arzt, der Tod ist der alleinzige Gott.
Ein trauriger Text und trotzdem stark.

Stattkatze  Same old, same old

Das eigene Leben so federleicht gerettet, dass es kaum noch zählt. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich weiß nicht mehr, wozu ich bin. Da geht etwas anderes verloren als Faser und Erinnerung, wenn man beinahe stirbt. Ich finde den Weg nicht wirklich zurück. Nicht jetzt, nicht in diese neue alte Welt.

Ich finde keine Worte. Dieser Text hat mich ganz besonders angefasst. Die Bilder verschmelzen mit dem Geschriebenen. Das Unwirkliche scheint beinahe greifbar.
Und immer Krähen.

 

Ich versuche erst gar keine unbeholfene Überleitung und empfehle der Leserschaft zum Abschluss noch ein ganz besonderes Blog.
Durch Nante Berlin habe ich Marcus Kluge entdeckt und direkt in meine Blogroll aufgenommen.
Kluge zeichnet in autobiografischen Texten und mit vielen, zum Teil fast 100 Jahre alten Privatfotos ein Familien- und ein Selbstportrait :
100 Jahre Geschichte einer Berliner Familie & Berlinische Leben und Räume.
Wie ich solange um diesen Schatz (mit jeder Menge Punk-Content) herumsurfen konnte ist mir ein Rätsel.

 

Ich weiß, dass diese Liste ziemlich todeslastig geworden ist. Wer hier regelmäßig mitliest weiß warum. Alle anderen denken es sich vielleicht und folgen trotzdem dem einen oder anderen Link. Die Texte haben es allemal verdient und auf den Blogs finden sich noch viele andere, sehr lesenswerte Gedanken und Geschichten, auch über das Leben.

 

(Bild: http://www.publicdomain.reviem.com)

20 Kommentare zu “Die Welten der Anderen (5)

  1. Vielen Dank für dein Lob. Und vielen Dank für den Link zu Marcus Kluge. Da öffnet man ein Blogtürchen und dahinter verbirgt sich ein ganzes Universum, ein geheimnisvoller Mechanismus, der pfeift, quietscht und rattert.

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  2. Ich hab‘ ja momentan nicht die Zeit, mich da durchzuklicken. Doch schon bei dem Blockstock ist mir aufgefallen, auf welche tollen und unterschiedlichen Blogs und wirklich gute Texte man (nicht nur) hier verwiesen werden kann.

    Weil Du das erwähnst: Magst Du eine Geschichte von mir? Mit Kindern natürlich, Großen und Kleinen. Möglicherweise als Gastbeitrag für Deinen Blog? Ist nur eine Idee, musst Du nicht. Aber vielleicht magst Du es… Mail?

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    • Das Netz ist voll mit Schrott. Wer tief taucht findet auch ein paar Perlen. Sie hir zusammen zu tragen ist mir ein echtes Anliegen.
      Wenn Du etwas findest, was Dir gefällt, habe ich es nicht ganz falsch gemacht- das freut mich sehr, lieber Joachim.

      Einem Gastbeitrag von Dir bin ich nicht abgeneigt- alles weitere per mail?
      (Adresse auf „wer bin ich“. Sieht nach totem Kasten aus, ist aber in Betrieb).
      Bin gespannt :)

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  3. Markus Kluge … Als ich vor gerade mal vier oder fünf Tagen durch Zufall seine Blog entdeckte (nicht via Nante), war ich baff.
    Wie konnte mir das die letzten anderthalb Jahre nur entgehen? Schreibt er doch auch über Dinge und Geschehnisse, die aus den Tümpeln meiner eigenen Erinnerungen empor gespült sein könnten. Das ´Park´ am Ku´damm … ! Püh? Als ob es erst gestern gewesen ist …

    Gruß von AC nach B

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  4. Liebe tikerscherk, Danke für den Verweis auf meine Musikidee, das wäre schön, wenn noch mehr mitmachen. Ich warte noch ein Weilchen, dann stelle ich die Texte, die bisher entstanden sind, bei mir vor. Es sind wirklich schöne Sachen dabei, ich freue mich da sehr drüber!
    Deine Liste ist dieses Mal besonders interessant, ich war bisher nur bei Marcus Kluge, über dessen Fotos und Texte ich teilweise lachen musste. Für ein paar der anderen Texte muss ich mich vorher etwas innerlich rüsten (same old, same old). Aber ich schätze deine Hinweise sehr!

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  5. Liebe Tikerscherk, sehr, sehr danke ich Dir für den Hinweis auf „Stattkatze“, wahrscheinlich hätte ich sie nie gefunden und es ist mir ein Rätsel, wie Du zu ihr gekommen bist! Das virtuelle Universum ist so voll und wie im richtigen Leben halt auch, übersehen wir vor lauter Konsumangeboten das, was wirklich zählt, weil es meist leise daherkommt. Ich finde das von Dir ganz wunderbar, daß Du entdeckte Schätze teilst und ich somit an diesen kostbaren Ort der Poesie reisen darf! Hab Dank, ich grüße Dich ganz herzlich!

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    • Liebe Graugans, über diese schöne Bestätigung freue ich mich sehr. Danke!
      In anderen Ländern wird bloggen ganz anders verstanden- da wird viel mehr geteilt, was allen zugute kommt. Hier scheint jeder Angst zu haben, dass die eigenen LeserInnen abwandern könnten.
      Ich glaube, dass ich über Iris (in meiner Blogroll) auf die stattkatze kam. Wenn ich mich richtig erinnere hat sie das Blog letztes Jahr verlinkt. Ein wunderbarer Ort, finde ich auch.

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        • Ich finde das ja schön, dass Du und auch andere soviel mitnehmen können aus den Listen, und dass sie überhaupt soviel Aufmerksamkeit bekommen.
          Mike greift immer wieder auch ein paar der hier vorgestellten Blogs auf und verhilft ihnen dann in seiner Linkliste und mit seinem viel größeren Publikum zu verdientem Ruhm und Ehre.Das finde ich toll!

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