Der Tag an dem ich eigentlich leer ausgehen sollte ist der Tag, an dem die Sonne bereits am frühen Morgen den Nebel aufgelöst und die Welt in ein freundliches Licht getaucht hat.
Keine Schokolinse im Adventskalender, dafür aber große Vorfreude nach beinahe schlafloser Nacht. Immer wieder das Smartphone zur Hand genommen und eine Runde Solitaire gespielt. Stets der gleiche Score. Nur einmal, da muss ich irgend etwas anders gemacht haben, denn die Statistik zeigt für Mitte September eine dreimal so hohe Punktzahl wie gewöhnlich an. Das verstehe mal einer.
Aber um Rekorde geht es ja nicht beim Patiencen legen, sondern, wie der Name nahelegt, um Geduld. Patience eben. Davon habe ich in diesem Jahr derartig viel aufbringen müssen, dass man meinen könnte ich solle mich besser mit Ballerspielen in den Schlaf schunkeln, um wenigstens noch ein wenig Wut loszuwerden und mich so wieder herunter zu dimmen. Ganz falsch. Für mich gibt es in diesem Zustand zwischen Wachsein und Schlaf nichts besseres als Ordnung zu schaffen. Karten aufzunehmen und sie schön der Reihenfolge und Farbe nach auf 4 Stapel zu sortieren.
Ich räume eben einfach gerne auf.
Y. arbeitete in einem Café in Schöneberg. Ein sehr angenehmer, eleganter Laden, in dem ich viele Stunden meines Lebens verbracht habe, nicht zuletzt, weil Y. mir so gut gefiel mit seinen lackschwarzen Haaren, dem kräftigen Kinn, den hellbraunen Augen und der tragenden Stimme.
Jahre später trafen wir uns an einem anderen Ort wieder und saßen bald darauf zusammen in meiner Küche. Er lag mit dem Oberkörper auf der Tischplatte, beide Arme zu mir herüber gestreckt, jede seiner Hände umfasste eine meiner Brüste. So unterhielten wir uns.
Y. erzählte mir, dass ich in seiner Erinnerung die Frau war, die sobald sie im Café Platz genommen hatte anfing aufzuräumen, Salz und Pfeffer nebeneinander zu stellen, die Eiskarte quer statt hochkant, damit sie nicht mein Gegenüber verdeckte, die Speisekarte gerade vor mich hin und an der Tischkante ausgerichtet, den Ascher exakt in die Mitte. Meine Zigaretten, das Zippo und mein Porti legte ich aufeinander gestapelt links neben mich.
Gut beobachtet, dachte ich und genierte mich ein wenig.
Y. und ich verbrachten ein paar Wochen miteinander. Irgendwann hörten wir auf uns anzurufen. Das letzte Mal, als ich ihn sah stand er vor dem alevitischen Gemeindezentrum und unterhielt sich mit anderen Gläubigen. Wir nickten uns zu und lächelten.
Sein Zwang mir mit festem Griff die Brustwarzen umzudrehen, hatte die Beziehung bereits in einem frühen Stadium im Keime erstickt.
Ich habe eine Schwäche für bestechend einfache Erklärungen :-)
LikeLike
Ist das jetzt ironisch?
LikeLike
»…hatte die Beziehung bereits in einem frühen Stadium im Keime erstickt.«
Wenn Du so willst ein ironischer Kommentar zur Begründung. Und ein vorprogrammiertes wie beabsichtigtes Missverständnis :-)
LikeLike
Naja, ich gebe zu, die Begründung wirkt erst einmal etwas dünn. Wenn man aber weiß, was ich hier nicht weiter ausführen möchte, dann fragt mich sich, wieso ich dem Kerl nicht gleich eine gescheuert und ihn des Hauses verwiesen habe, statt mich derlei Strapazen auszusetzen. Ich mochte ihn wohl.
LikeLike
Siehste: Genau »dünn« fand ich sie eben nicht, sondern erfrischend einleuchtend.
Nicht dieses psychologisierende Herumgedruckse, sondern ein handfester Grund, jemand die Tür zu zeigen.
LikeLike
Guten Morgen übrigens aus einem sonnigen Dorf am Rande der Welt! Ich wünsche Dir einen wunderbaren Tag.
Gruß
das Pantoufle
LikeLike
Dir auch einen wunderschönen Tag! Selbst in der Hauptstadt der Liebe scheint die Sonne.
LikeLike
Lakonie als Schwester der Geduld.
LikeLike
Passen gut zusammen, die beiden.
LikeLike
Dito dürfte der Grund sein weshalb nur Männer antworten. Das Dito ist ebenfalls passiv.
LikeLike
Das verstehe ich leider nicht. Auch nicht, nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe. Dito? Passiv?
LikeLike
Wir Männer können das auch nicht ab. Gar nicht
LikeLike
Ach so?
LikeLike
Das war mal ganz modern.
LikeLike
Das Rumdrehen, oder das Ertragen?
LikeLike
Das Stimulieren jedweder Art.
LikeLike
@waswegmuss: So scheinen selbst derartige Präferenzen dem Wandel der Zeit unterworfen zu sein. Erstaunlich.
LikeLike
gut beobachtet und gesagt !
LikeLike
Vielen Dank!
LikeLike