Vulpus vulpus

Vorgestern Nacht höre ich wieder dieses merkwürdig raue Kläffen. Es kommt vom Grundstück gegenüber. Töle schreckt auf und knurrt in den dunklen Garten, der von einem einzigen Fenster erhellt wird. Ein Hund ist das nicht. Vielleicht ein Fuchs? Aber können Füchse bellen?

Ja, das können sie.

Ich belese mich flüchtig zu Vulpus vulpus. Na klar, die haben jetzt Junge!

Mein Tierschutzherz ist voller Mitgefühl: wahrscheinlich sind die Kleinen in Gefahr und die Fähe warnt sie mit ihrem heiseren Bellen! Sicher wird sie von einem Hund verfolgt,-  ein abgerichteter Staffordshire-Rüde, der ihr ans Leder will!

Wie schwer die Tiere es durch diesen langen Winter haben, denke ich. Sogar die Zugvögel sind wieder umgekehrt und verursachen jetzt Zugvogelstau in Nordhessen.

Aber der Fuchs? Ist der nicht ein echter Ubiquist, der überall leben kann?

Was, wenn die Tiere ständig  gestört werden und nicht genügend Nahrung für sich und ihre Jungen besorgen können? Immerhin werden seit einiger Zeit die Mülltonnen da drüben weg geschlossen.

Von der Putenbrust für die Katzen ist doch noch ein großes Stück übrig.

Ja, ich weiß, Wildtiere soll man nicht füttern und zahm machen.Wenn gar ein anderer Hund das Fleisch findet und frisst, glaubt sein Besitzer bestimmt, dass es vergiftet war und sorgt sich sehr. Morgen ist dann wieder der ganze Kiez voll mit Warnungen vor Giftködern, die es noch nie gegeben hat. Ein paar Tage danach folgen Berichte über die ersten Todesopfer, die der Giftnotruf, wie immer, nicht bestätigen kann.

Aber wiegen die Nöte der Fuchsfamilie, diese Einwände nicht auf?

Ich schlüpfe in meine Jacke und schleiche hinaus in den nächtlichen Garten. Töle bleibt in der Wohnung. Mit Schwung werfe ich/ mit Verve schwinge ich, den großen Fleischlappen über den Zaun, höre ihn satt aufklatschen, und fühle mich wie Lady Gaga, die heimlich ihre Altkleider entsorgt.

Gestern Nacht dann, beim Einschlafen, lausche ich mal wieder einem Rollkoffer, der die Straße entlang rattert. Kurz darauf folgt das heisere Bellen.

Die Vision des Fuchses,  der am Hosenbein des Touristen hängt, begleitet mich in meinen heiteren Traum.

Morgen Nacht füttere ich ihn wieder.

 

7 Kommentare zu “Vulpus vulpus

    • Hier wimmelt es nur so vor Wildtieren.
      Füchse, Kaninchen, Touristen, Reiher, Kraniche, Käuzchen, Eichelhäher, Turmfalken. Es ist ein einziges Fressen und Gefressen-werden.
      Habe diese Woche sogar eine Waldschnepfe gesehen. Leider tot.
      Freut mich, wenn die kleine Kreuzberger Wildnis gefällt!

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